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Wolfsberg. Das von der KLH geplante Werk in Ritzing lässt weiter die Wogen hochgehen. In der Sitzung des Wolfsberger Gemeinderats am 27. Feber (siehe auch S. 4) äußerten Betroffene ihren Unmut über die beschlossene integrierte Flächenwidmungs- und Bebauungsplanung für das Projekt, sprich die erfolgte Umwidmung des Grundes. Dazu gibt es Unsicherheit über die Wasserversorgung der Bezirkshauptstadt – laut Stadtwerke unbegründet.
Wie berichtet plant die KLH Massivholz GmbH, Teil der Johann Offner Unternehmensgruppe, anschließend an das Sägewerk Offner in Ritzing einen neuen Produktionsstandort. Neben einem Hobelwerk zur Vorfertigung von Rohlamellen für Massivholzplatten sind eine Pelletsproduktion und die Herstellung von Dämmplatten vorgesehen. Geplant sind 17 Meter hohe Hallen und Silotürme mit einer Maximalhöhe von 25 Metern. 420 Unterschriften von Anrainern wurden dagegen gesammelt, bei der Gemeinde trafen auch 22 negative Stellungnahmen von Betroffenen ein.
»Danke, wie ihr auf die Bürger schaut«
Eine Demonstrantin beim Auszug aus dem Saal
Jetzt gibt es Aufregung wegen eines Tiefbrunnens, einem »der wichtigsten Wasserlieferanten in trockenen Zeiten«, wie es seitens der Anrainer heißt. Der Brunnen III, wie er offiziell genannt wird, liegt neben dem Areal in Ritzing, auf dem der neue KLH-Produktionsstandort entstehen soll. Zuletzt wurde er in einen Notbrunnen umgewandelt.
Aus den Reihen der Anrainer: »Als Ersatz hat man in St. Andrä einen anderen Brunnen wieder aktiviert. Das Wasser würde über die Wasserschiene nach Wolfsberg gelangen. Ist es allerdings in St. Andrä trocken, darf Wolfsberg nur mehr vermindert Wasser beziehen, um eine totale Austrocknung von St. Andrä zu vermeiden.« Außerdem war der Ritzinger Brunnen III von einem Schutzgebiet umgeben, dessen Größe bei einem Notbrunnen geringer ausfällt. Die Anrainer: »Ist vielleicht die Gemeinde an dieser Zweckänderung des Brunnens so interessiert, weil sie den Bau des Werks begrüßt? Dieses Werk kann nur dann entstehen, wenn das Wasserschutzgebiet verkleinert wird.«
Jetzt herrscht Angst um die Wasserversorgung der Stadt. Denn die Brunnen I und II liegen nahe einer Tankstelle. Sollte es dort zu Verunreinigungen kommen, wären beide nicht mehr brauchbar, befürchten Ritzinger Anwohner.
Schimik beruhigt und erklärt
Christian Schimik, Geschäftsführer der Stadtwerke Wolfsberg, die mit der Wasserversorgung beauftragt sind, sagt zur Gefährdung der Wolfsberger Brunnen durch die Tankstelle: »Die Infrastruktureinrichtungen der Stadtwerke werden überwacht, um unterschiedlichste negative Effekte bestmöglich fernzuhalten.«
Zur Umwandlung des Ritzinger Brunnens in einen Notbrunnen und den Neubau in St. Andrä meint er, man habe die Versorgungssicherheit damit sogar verbessert, denn: »Durch den zusätzlichen, von den Wolfsberger Stadtwerken neu errichteten Brunnen IV in St. Andrä – für die Versorgung und die Nutzung des Brunnen III als Notbrunnen zur Abfederung von unwahrscheinlichen, aber möglichen Versorgungsengpässen – konnte sowohl das Wasserdargebot insgesamt vergrößert als auch die regionale Diversifikation der Wasserversorgung gesteigert werden.« Das Vorgehen sei von den Fachabteilungen des Landes Kärnten begleitet und kontrolliert worden, nach »einer fundierten Prüfung wurden vom Land positive Bescheide ausgestellt«, so Schimik.
Die Arbeiten am Brunnen in St. Andrä – der sich zuvor übrigens im Besitz der KLH Massivholz GmbH befand – wurden bereits 2022 begonnen und Ende 2023 abgeschlossen. Für die Stadtwerke offenbar ein gutes Geschäft, denn laut Stadtwerke-Geschäftsführer wurde der neue Brunnen »mit im Marktvergleich geringen Neuerrichtungskosten je Sekundenliter« errichtet. Und der Ritzinger Brunnen sei »jederzeit einsatzfähig« und stelle »eine unabhängige Reserveanlage in Krisen- und Notfällen dar«.
Doch was passiert, wenn St. Andrä das Wasser ausgeht und es dort gebraucht wird? Schimik: »Es besteht ein Recht für die Stadtwerke, diesen Brunnen im Rahmen der bewilligten Fördermenge zu nutzen.« Mit anderen Worten: Er ist nun Wolfsberger Eigentum.
Protest im Gemeinderat
Der geplante Bau des KLH-Werks wurde auch im Wolfsberger Gemeinderat besprochen, das Wasser war dabei nur Randthema. Während die zwei Sitze der Grünen frei blieben – weder die Gemeinderäte Reinhard Stückler und Michael Hirzbauer noch ihr Ersatz ließen sich blicken – fanden sich acht Anrainer auf der Empore ein, um gegen die Umwidmung von 6,8 Hektar von Grünland in Bauland/Industriegebiet zu protestieren. Neben ihnen nahm Johann Offner,
Geschäftsführer der Johann Offner Unternehmensgruppe, Platz.
SPÖ-Gemeinderat Hermann Angerer verlas den Amtsvortrag. Demnach gebe es keinerlei Einwände des Landes, der Bezirkshauptmannschaft, der Stadt Wolfsberg, der Wildbach- und Lawinenverbauung oder der Stadtwerke gegen das Projekt. Die genannten 22 Einwände, die von Lärm-, Staub- und Verkehrsbelastung über Luft- und Lichtverschmutzung bis zu Schattenwurf oder Bodenversiegelung reichten, seien zwar geprüft, aber verworfen worden. Etliche davon seien den folgenden Gewerbe- und Bauverhandlungen zuzuordnen.
Auch bei der Wasserversorgung der Stadt gebe es durch das geplante Werk keinerlei Einschränkung, weder bei Quantität noch Qualität.
Angerer verwahrte sich auch gegen Behauptungen auf der Plattform Facebook, Wolfsberg wolle das Vorhaben »still und heimlich durchzuwinken«: Man habe alle Punkte »mit Sorgfalt abgearbeitet und behandelt«, so Angerer.
Stadträtin Isabella Theuermann (FPÖ) dankte der Familie Offner für ihre Transparenz und meinte: »Wir sind stolz, ein Unternehmen wie dieses in Wolfsberg zu haben.«
Situation werde »verbessert«
ÖVP-Gemeinderätin Waltraud Beranek sagte, man solle dankbar sein, »dass die Firma Offner in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in Wolfsberg investieren will«. Sie sei der Meinung, dass »die jetzige Situation bezüglich Lärm und Aussicht (Anm.: mit dem Werk) sogar verbessert wird«.
Auch SPÖ-Gemeinderat Harry Koller dankte der Familie Offner für »das imposante Projekt«. Der amtsführende Vizebürgermeister Alexander Radl (SPÖ) schloss sich an und meinte, er verstehe die Sorgen der Anrainer – Zwischenruf von der Empore: »Sie verstehen sie nicht!« –, aber es sei das »Gemeinschaftsinteresse zu ziehen, es hilft nichts«.
Nachdem die Umwidmung einstimmig beschlossen worden war, zogen die Demonstranten aus dem Saal aus. Zu hören war: »Danke, wie ihr auf die Bürger schaut.«
Im Hof des Rathauses berieten die Anrainer danach über mögliche weitere Schritte – freundlich gegrüßt von Johann Offner, der die Sitzung kurz danach verließ ...
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