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Faschingsnarr Andreas Hobel: »Wir werden den Faschingssamstag in St. Andrä traditionell begehen« Ausgabe 8 | Mittwoch, 23. Februar 2022

Der 38-jährige Andreas Hobel, Chef der St. Andräer Narren, spricht mit den Unterkärntner Nachrichten über das bevorstehende Faschingswochenende im Tal, wie es mit den Faschingsgilden weitergehen wird und was es mit »Nia gnua« und KISt.A auf sich hat.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Michael Swersina Von Michael Swersina m.swersinano@spamunterkaerntner.at
Bild links: Andreas Hobel (l.) und Alexander Schwab bei der Nummer »Sogschortn Duo 2.0« im Rahmen der Faschingssitzung in St. Andrä. Rechts: Am Faschingssamstag im Jahr 2020 führte Andreas Hobel die Faschingsnarren beim traditionellen Besuch der Wirtschaftstreibenden in der Bischofsstadt an. Fotos:KiSt.A

Artikel

Sie wurden im Vorjahr zum neuen Obmann der Kulturinitiative St. Andrä (KISt.A) gewählt. Warum tut man sich das an, mitten in der Corona-Pandemie einen Verein zu übernehmen?
Es hat zwei Gründe, warum ich das Ruder übernommen habe. Erstens wollte unser langjähriger Obmann Gerald Edler den Obmannsessel freimachen. Und zweitens wollte ich nach seinem Abgang die Herausforderungen in Zeiten wie diesen annehmen, und wenn dann wieder alles in normalen Bahnen abläuft, so richtig durchstarten.

Mit mir gibt es auch ein neues Vorstandsteam. Vorher war das Team eine Männerdomäne, nun haben wir auch zwei Frauen im Vorstand, mit Kerstin Wiedl sogar die Obmann-Stellvertreterin.

Sie sind Obmann der KiSt.A. Die Faschingsgilde in St. Andrä wird immer als »Nia Gnua« bezeichnet. Ist die Gilde eigenständig oder ein Teil der KISt.A?
Vor 56 Jahren ist der St. Andräer Fasching entstanden. Daraus kam dann, benannt nach unserem Faschingsgruß »Nia Gnua«, die Faschingsgilde. 2012 wurde der St. Andräer Fasching vom damaligen Vorstand beendet. Um die Tradition aber hochzuhalten und den Fasching in St. Andrä weiterzuführen, hat sich Gerald Edler für den Posten des Obmanns zur Verfügung gestellt und mit einem Team aus bestehenden Akteuren, Technikern und Maskenbildnern die Kulturinitiative St. Andrä gegründet. Ziel war es, den Fasching zu alten Traditionen zurückzubringen, denn im Laufe der Jahre ging vieles verloren. So gab es unter »Ni Gnua« kein Prinzenpaar, keine Garde, keine Hausband, es war mehr Comedy als Fasching.

Wann sind Sie zur Kulturinitiative gekommen und wie?
Meine Schwester Ina Hobel war bereits vor der Gründung der Kulturinitiative viele Jahre bei »Nia Gnua« dabei und ich stand mit ihr öfters auf der Bühne. Sie hat mich angerufen und gesagt, dass ein »Revival« des Faschings in St. Andrä geplant sei und fragte mich, ob ich mitmache. In meinem jugendlichen Leichtsinn habe ich zugesagt. Ich war schon immer vom Fasching begeistert, mein Vater war auch jahrelang beim Fasching dabei. Er saß auch im Elfer-Rat, und meine Mutter war bei »Kultur Aktiv Theater«. Wir sind einfach eine Bühnenfamilie.   

Ist die Rückkehr zu alten Traditionen geglückt?
Mit KISt.A ist es gelungen, die alten Traditionen aufleben zu lassen. 2014 gab es erstmals nach acht Jahren wieder ein Prinzenpaar. Das Zepter wurde damals vom Prinzenpaar aus dem Jahr 2006, Kirstin Wiedl und Marco Woschank, übergeben. Wir konnten  mit »Die 3 Kärntner« eine Hausband rund um Helmut Pilz finden und auch einige alte Mitglieder der Garde »reaktivieren«. Das gr0ße Problem nach der Neugründung war, dass wir nur acht Akteure waren, damit eine vierstündige Sitzung auf die Beine zu stellen war schon Hardcore. Aber mittlerweile haben wir eine gute Gruppe an aktiven Akteuren.

Und dann kam Corona. Wie waren die beiden Pandemie-Jahre für die Kulturinitiative?
Wir hatten das Glück, dass wir 2020 noch gespielt haben. Wir hatten zunächst gehofft, auch 2021 wieder auf der Bühne zu stehen, doch aufgrund der damaligen Voraussetzungen musste 2021 der Fasching in St. Andrä zum ersten Mal seit 55 Jahren abgesagt werden. Wir wollten aber ein Lebenszeichen setzen und haben aus neun Jahren Fasching in St. Andrä ein vierstündiges »Best of«-Video zusammengestellt und an unserem ursprünglich geplanten Premierentermin online gestellt.

Wir hofften, im Jahr 2022 wieder auftreten zu können und waren im Sommer richtig euphorisch. Selbst bei unserer Jahreshauptversammlung im Herbst wurden noch Pläne geschmiedet, doch dann kam uns wieder Corona dazwischen. Nach intensiven Gesprächen im Vorstand und schweren Herzens mussten wir schließlich recht früh die Absage der 2022er-Sitzungen bekanntgeben.

War es zu früh? Hätte man nicht ein kleines Programm oder zumindest den Faschingsumzug durchführen können?
Bei den Sitzungen ist es nicht unsere Vorstellung von Fasching, dass die Besucher mit Schutzmaske im Saal sitzen und es keinen Ausschank gibt – denn das trägt ja auch zur Geselligkeit bei und ist wirtschaftlich sehr wichtig für uns.

Bezüglich der Faschingsumzüge muss man bedenken, wie viel Zeit von den Gruppen investiert wird, um einen Faschingswagen herzurichten. Das wäre kurzfristig einfach nicht durchführbar gewesen. Außerdem gab es auch keine Planungssicherheit. Es wollte ja auch niemand das Risiko eingehen, dass man im schlimmsten Fall zu einem Corona-Cluster kommt.

Aber am kommenden Faschingswochenende soll trotzdem ein Zeichen gesetzt werden: Die Bürgermeister des Lavanttals ermutigen ihre Bürger, den Fasching zu feiern und maskiert auf die Straße zu gehen, und es gibt auch einige Faschingspartys.

Was macht die Kulturinitiative heuer am Faschingssamstag?
Wir begehen den Faschingssamstag traditionell: Wir besuchen alle Wirtschaftstreibenden und begrüßen alle Bürger, die wir treffen. Wir treffen uns um 8 Uhr vor der Basilika und marschieren durch die Stadt, verteilen Krapfen, Getränke und Zuckerl. Wir haben das Prinzenpaar mit im Gepäck und werden Lieder singen und Faschingsgrüße überbringen.

Glauben Sie, dass nach den Ausfällen der Sitzungen und Umzüge in den vergangenen beiden Jahren der Fasching im Lavanttal neu belebt werden muss?
Die Faschingsgilden sind es gewohnt, monatelang nicht präsent zu sein, Fasching ist kein Ganzjahresprojekt. Daher bin ich guter Dinge, dass es für die Gilden, wenn die Pandemie vorbei ist, zu einem Normalzustand kommen wird.

Die große Unbekannte ist die Bevölkerung. Man kann nicht sagen, ob bzw. wie die Sitzungen angenommen werden, vor allem, wenn man bedenkt, dass wir uns wieder im Winter befinden werden und möglicherweise das eine oder andere Virus in der Luft herumschwirrt. 

Die Herausforderung wird es werden, die Bevölkerung zu animieren, zu den Sitzungen zu gehen. Wir werden lernen müssen, mit den Herausforderungen umzugehen und damit zu leben. Ich bin davon überzeugt, wenn jeder mit Hausverstand agiert, können wir es gemeinsam schaffen, bald wieder annähernd den Normalzustand zu erreichen.

Sie stehen auch in Kontakt mit anderen Faschingsgilden des Tals. Wie geht es ihnen?
Es geht eigentlich allen gleich. Wir sind alle Mitglieder im »Bund der österreichischen Faschingsgilden«. Dadurch sind wir in ständigen Kontakt und Austausch. Ich weiß, dass bereits Pläne für 2023 geschmiedet werden. Aller guten Dinge sind drei: Zwei Mal musste bereits abgesagt werden, wir sind überzeugt, dass es im dritten Anlauf klappen wird.

Was sagen Sie dazu, dass es in Wolfsberg keine Faschingssitzung gibt?
Ich glaube, Wolfsberg hat ein Problem, Nachwuchs zu finden. Das ist zwar ein generelles Problem von Vereinen, aber die Gilden im Lavanttal sind mit Ausnahme von Wolfsberg in ländlichen Regionen. Wolfsberg ist größer, da ist vieles anonymer und es ist schwieriger, einen eng verbundenen Vereinskreis zu bilden. Es ist leichter, in einer kleinen Gemeinde einen Verein auf die Beine zu stellen, wo die Bevölkerung enger verbunden ist.

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