Seit 1887 | Das unabhängige Wochenblatt für Unterkärnten

Betriebsleiter Erwin Klade (59) blickt auf 35 Jahre am St. Andräer See zurückAusgabe 27 | Mittwoch, 2. Juli 2025

Betriebsleiter Erwin Klade (59) spricht über über die Entwicklung der Anlage in St. Andrä, den katastrophalen Sturm vor drei Jahren mit zwei Todesopfern und warum es seit Jahren kein Eislaufen mehr am See gibt.

E-Mail

0 Kommentare

Meist gelesen

Artikel

Sie sind seit 1990 eng mit der Freizeitanlage St. Andräer See verbunden. Wie kam es dazu?
Bereits 1989, als es erstmals einen provisorischen Betrieb gab, war ich als Mitglied  der Österreichischen  Wasserrettung am St. Andräer See vertreten, um für die Sicherheit der Badegäste zu sorgen. 1993 bewarb ich mich als Bademeister und übernahm sechs Jahre später die Betriebsleitung.

Welche Erinnerungen haben Sie an die Eröffnung vor 35 Jahren?
Die offizielle Eröffnung gab es im Jahr 1990 mit einem großen Fest. Dabei wurde auch erstmals ein Triathlon am St. Andräer See durchgeführt. Es war natürlich ein schönes Erlebnis mit dabei zu sein.

Wie hat sich die Anlage seither gewandelt?
Anfangs gab es nur den Badestrand und ein paar Stege. 1993 installierten wir die 42-Meter-Wasserrutsche – ein Magnet für Jugendliche. 1995 folgte die Minigolfanlage, 1997 der Beachvolleyballplatz und erste Renaturierungsmaßnahmen mit Schilf und Seerosen. Außerdem wurde 1993 im See nachgebaggert. Im Zuge dieser Arbeiten wurde der See geteilt und mit einem Damm getrennt. Ein Teil wurde dann zum Biotop, wo man seit 1995 auch fischen kann. 

Später kamen ein Schwimmfloss, der Kinderbereich mit Spielgeräten und 2017 vier Wohnmobilstellplätze hinzu. Im Winter konnte man bis 2015 am See auch Eislaufen. Wir hatten in den Anfangsjahren bis zu 32 Zentimeter dickes Eis und es stand eine über 10.000 Quadratmeter große Eisfläche zur Verfügung. Leider ist das Eislaufen seit 2015 aufgrund der zu hohen Temperaturen nicht mehr möglich. 

Wie hat sich die Fischerei entwickelt?
Ursprünglich war das gar nicht so geplant. Aber es kamen immer wieder Enten in den See und schleppten Fischlaich ein. Daraufhin wurden Raubfische eingesetzt, um den Bestand zu regulieren. Damit sich die Raubfische aber nicht zu stark vermehren, wurde mit der Fischerei begonnen.

Welche Herausforderungen mussten Sie in den 35 Jahren bewältigen?
Der See ist ein Grundwasserteich, reich an Phosphat und Nitrat – ideal für Pflanzen. Wir haben viele Nährstoffe und gutes Wachstum und das beschert das Algenwachstum, die produzieren Sauerstoff und der ist für die Wasserqualität gut. 2013/14 gab es ein Projekt mit einem Seenforschungsinstitut und wir haben an der Nordseite großflächig die Ufer neu gestaltet und händisch 3.500 Schilfpflanzen und im Wasserbereich die Seerosen gesetzt. Damit konnte das Ökosystem stabilisiert werden. Die Badewasserqualität aus hygienischer Sicht war immer top. 

Ein wohl prägendes Ereignis gab es im Juli 2022. Ein Sturm richtete dabei schwere Schäden an und zwei Kinder starben. Wie haben Sie diesen Tag noch in Erinnerung?
Der Sturm kam blitzschnell und unvorhersehbar. Es gab zuvor keine Sturmwarnungen. Binnen weniger Sekunden ging die Windgeschwindigkeit von 20 auf über 130 km/h. Wir machten zwar noch eine Durchsage, aber der Sturm war zu schnell da. Bäume stürzten um, die Spielgeräte wurden zerstört. Wir haben sofort die Rettungskette in Gang gesetzt und mit der Erstversorgung der Verletzten begonnen. Anschließend haben wir Nachschau gehalten, ob es Vermisste gibt und gemeinsam mit dem Roten  Kreuz die Erstversorgung übernommen.

Wie ging es an den folgenden Tagen weiter?  
Es sind auch Exekutive und Staatsanwaltschaft gekommen, um alles zu überprüfen. Die Staatsanwaltschaft und Gutachter bestätigten später, dass wir gegen diese Naturgewalt machtlos waren. Ich und einige Kollegen haben nach dem Sturm zwei Nächte auf der Anlage verbracht, weil wir sie überwachen mussten. Es war ja alles abgesperrt, aber es kamen immer wieder Schaulustige, die rein wollten.  Die Eindrücke der Katastrophe sind natürlich geblieben. Gemeinsam mit den Kollegen haben wir sie aufgearbeitet.  

Wie ging es nach dem Unwetter am See weiter?
Es war sehr viel Infrastruktur zerstört. Sämtliche Spielgeräte bis auf die Wasserrutsche waren kaputt. Es wurde alles entsorgt und neu errichtet. Das große Thema waren die Bäume: diejenigen, die stehen geblieben sind, wurden von einem Baumprüfer gesichtet. Viele Bäume mussten entsorgt werden. Für einige wurden neue Bäume gesetzt.

Gab es abgesehen der Sturmkatastrophe größere Unfälle?
Seit der Eröffnung gab es keine gravierenden Badeunfälle. Wir schauen natürlich auch, dass die Betriebseinrichtungen immer in Ordnung sind und kontrollieren täglich. Einmal im Monat gibt es auch noch eine Funktionskontrolle. Ein paar Personenrettungen und Erste-Hilfe-Einsätze gab es, aber ertrunken ist hier noch niemand. Wir verfügen aber auch über zwei Bademeister, die auch noch ausgebildete Notfallsanitäter sind.

Sie waren über 30 Jahre Einsatzstellenleiter der Wasserrettung St. Andrä. Sind Sie nach wie vor bei der Wasserrettung aktiv?
Ich übernahm die Einsatzstelle St. Andrä im Jahr 1990, 2021 gab ich die Leitung ab, um Platz für jüngere Kräfte zu machen. Ich bin nach wie vor bei der Wasserrettung aktiv, aber nur noch als Rettungsschwimmer. Ich übe keine Führungsfunktion mehr aus. Ich bin mittlerweile Mitglied der Wasserrettung Wolfsberg, die im Stadionbad stationiert ist und die mein Sohn Matthias im Jahr 2024 wieder reaktiviert hat. Dort helfe ich auch noch bei der Ausbildung.

Wie ist der Zuspruch zur Anlage in St. Andrä generell?
Das Angebot wird sehr gut angenommen. Es kommen auch immer wieder Gäste aus dem steirischen Raum, denen es hier sehr gut gefällt. Aber auch Besucher aus Klagenfurt können wir immer wieder bei uns begrüßen. Die Wohnmobilstellplätze werden außerdem auch immer wieder von Gästen aus anderen Bundesländern oder dem Ausland gerne genutzt.

// Zur Person
Erwin Klade (59) 
ist seit 1999 Betriebsleiter der Freizeitanlage St. Andräer See. Zuvor arbeitete er als Einzelhandelskaufmann in Wolfsberg. Klade war außerdem jahrelang Einsatzstellenleiter der ÖWR in St. Andrä.
Klade ist verheiratet und hat zwei Kinder. Beide sind auch der Wasserrettung zugetan. Tochter Martina (30) veranstaltet in Graz Kinderschwimmkurse und Sohn Matthias (27) ist Einsatzstellenleiter in Wolfsberg.

0 Kommentare Kommentieren

Keine Kommentare gefunden!

Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Kommentarbereich prüfen wir alle Beiträge, bevor sie veröffentlicht werden. Ihr Kommentar erscheint, sobald er gesichtet wurde.

Bitte melden Sie sich an, um die Beiträge zu lesen oder zu kommentieren.AnmeldenHier Registrieren