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Der »Lavanttaler Amor« Kurt Steinwender: »Ich rede gerne und bin selbst romantisch veranlagt«Ausgabe 47 | Mittwoch, 20. November 2024

Kurt Steinwender (46) ist land- und forstwirtschaftlicher Meister, Rinderzüchter und Vater von drei Kindern. Doch er hat eine zweite Berufung gefunden: Seit einigen Jahren ist er als Trau- und Trauerredner tätig. Im Interview erzählt er von seinem Weg zu diesen Jobs.

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Wie kamen Sie dazu, neben der Landwirtschaft als Trauredner zu arbeiten?
Das hat sich eher zufällig ergeben. Vor einigen Jahren habe ich am Reiterhof Stückler bei Reitturnieren mitgeholfen und dort zum ersten Mal von freien Trauungen gehört. Das hat mich neugierig gemacht, und ich habe recherchiert, was eine freie Trauung genau ist. Dabei handelt es sich um Trauungen ohne kirchliche oder staatliche Vorgaben, dafür ist der Trauredner eine Art Zeremonienmeister, der die Feier nach den Wünschen des Paares gestaltet und auch die Traurede hält. 

Da ich jemand bin, der gern redet und selbst ein bisschen romantisch ist, habe ich mich schlau gemacht und eine Ausbildung in Deutschland absolviert. Dabei lernt man, wie man eine Rede schreibt, was bei der Hochzeitsplanung wichtig ist und wie man Rituale integriert. Im Winter 2018/19 habe ich die Ausbildung abgeschlossen, 2019 habe ich die erste Hochzeit gehalten.

Es ist eine große Leidenschaft von mir, Geschichten zu verfassen und zu erzählen. Das Kernstück der freien Trauung ist die persönliche Lovestory des Brautpaars – vom Kennenlernen bis zum Heiratsantrag mit allen Höhen und Tiefen.

Was ist der Unterschied zu einem Hochzeitsplaner?
Der Hochzeitsplaner organisiert die gesamte Hochzeit, kümmert sich um die Musik, das Catering, Location uvm. Der Trauredner ist, wie gesagt, der Zeremonienmeister, der die Feier durchführt.

Wie war für Sie die erste Hochzeit, bei der Sie als Trauredner tätig waren?
Das war etwas ganz Besonderes: Es war eine Überraschungstrauung während der Coronazeit. Das Brautpaar wusste nichts von der Trauungsfeier – die Schwiegermutter hatte ihnen die freie Trauung geschenkt. Als ich beim Empfang auftauchte, waren natürlich alle ziemlich überrascht, denn niemand kannte mich und alle wunderten sich, warum ich zu dieser Hochzeit kam. Aber es wurde eine wunderschöne, sehr intime Feier. Solche Momente bleiben einem einfach im Herzen.

Warum haben Sie sich dann später auch entschieden, als Trauerredner zu arbeiten?
Das war eher ein Zufall. Manchmal haben Leute die Begriffe Trauredner und Trauerredner verwechselt, und so wurde ich angesprochen, ob ich nicht auch bei Begräbnissen sprechen könnte. Der Kern einer Trauerrede ist, wie bei einer Trauung, das Leben und die Geschichte der Person in den Mittelpunkt zu stellen – es geht immer um die Einzigartigkeit des Menschen.

Oftmals ist es bei einer Trauerrede aber mehr, als lediglich die Rede zu halten. Ich war bei Begräbnissen auch schon Sargträger und habe die Fürbitten gelesen.

Welche Herausforderung ist größer: eine Hochzeitsrede oder eine Trauerrede?
Beides hat seine eigenen Anforderungen. Die Vorbereitung und das Schreiben der Reden sind ähnlich, aber das Vortragen ist bei einer Trauerrede emotional herausfordernder – vor allem, wenn ich die verstorbene Person gut gekannt habe. 

Bei Hochzeiten kann man auch einmal einen kleinen Scherz einbauen, das geht bei Begräbnissen natürlich nicht. Da ist sehr viel Feingefühl gefragt.

Wie gehen Sie damit um, wenn Sie eine Rede emotional besonders fordert?
Ich habe vor meiner ersten Trauerrede mit einem befreundeten Geistlichen gesprochen, und der meinte zu mir: »Zeige Menschlichkeit.«Das hat mir sehr geholfen. Wenn ich in der Kirche den Lebenslauf verlese und dabei auch noch Gefühle zeige, verstehen die Hinterbliebenen, dass auch ich den Verstorbenen wertschätze. Es ist auch schön, wenn die Familie danach sagt: »Danke, dass du das so persönlich gemacht hast.«

Wie verarbeiten Sie die Eindrücke nach einer Trauerrede?
Um die Eindrücke zu verarbeiten, rede ich viel mit meiner Familie, vor allem mit meiner Frau. Das hilft mir, die Balance zu halten.

Wie finden Sie Ihre Kunden?
Für Hochzeiten ergibt sich das oft durch Mundpropaganda oder Facebook, wo ich eine eigene Seite als »Lavanttaler Amor« habe. Jede Trauung ist auch eine Art Werbung, weil die Gäste sehen, was ich mache. Die freie Trauung ist vielen Menschen in unserer Region noch relativ unbekannt, aber wenn sie davon erfahren, sind viele begeistert. Bei Trauerreden erfolgt der Kontakt über Familienangehörige oder Hinterbliebene.

Wie verbinden Sie diese Tätigkeiten mit Ihrer Arbeit als Landwirt? 
Das lässt sich sehr gut vereinbaren, weil ich selbstständig bin. Die Gespräche mit Paaren oder Hinterbliebenen mache ich vor oder nach der Stallzeit. Für Zeremonien nehme ich mir die nötige Zeit – da hilft mir der Rückhalt meiner Familie, die mich unterstützt. 

Gibt es irgendwelche besonderen Momente, die Sie in Erinnerung haben?
Jede Hochzeit und auch jedes Begräbnis sind etwas Einzigartiges. Da gibt es viele Erinnerungen. Eine besondere ist vielleicht ein Ritual, dass bei einer Hochzeit gemacht wurde: Die Gäste hatten dabei die Eheringe an einer Schnur durch die Reihen gereicht, und jeder Gast hat dem Brautpaar dabei einen persönlichen Wunsch mitgegeben. Das war ein unglaublich emotionaler Moment.

Bei einer Trauerfeier ist es oft bewegend, wenn die Familie nach der Zeremonie sagt, dass meine Worte ihnen geholfen haben, den Verstorbenen auf besondere Weise zu verabschieden. Das sind Augenblicke, die mich persönlich sehr berühren und erfüllen.

Was haben Sie aus dieser Tätigkeit über bzw. für sich selbst gelernt?
Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, jedem Menschen mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen – egal, ob es sich um ein Brautpaar oder eine Familie in Trauer handel. Es geht darum, die Geschichte eines Menschen zu erzählen und in den Mittelpunkt zu stellen. Das macht demütig und dankbar. 

Bei Trauerfällen habe ich außerdem noch gelernt, jeden einzelnen Moment mit den Mitmenschen zu genießen, weil man nie weiß, wann oder ob man sich wiedersieht.

Gibt es Ziele, die Sie als Trau- und Trauerredner noch erreichen möchten?
Für mich steht nicht die Prominenz oder Bekanntheit eines Paares oder einer Familie im Vordergrund, sondern die Location. Eine Trauung im Schloss Wolfsberg war vergangenes Jahr ein ganz besonderes Erlebnis. Ich würde gern einmal in einer Bergkapelle oder an einem besonderen Naturort eine Zeremonie abhalten – das passt einfach zu meiner Verbindung zur Natur

// Zur Person
Kurt Steinwender, 46, absolvierte die Volksschule in Pölling, danach die Hauptschule in St. Andrä. Anschließend macht er den land- und forstwirtschaftlicher Meister an der LFS Goldbrunnhof. Er betreibt eine Landwirtschaft mit Rinderzucht, Milchvieh und Forstwirtschaft. 
Steinwender ist mit Elvira verheiratet, gemeinsam haben die beiden drei Kinder.

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