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Insolvenz-Jahresstatistik: Passiva der Unternehmen um 300 Prozent gestiegen, Privatkonkurse stabilAusgabe 02 | Mittwoch, 8. Januar 2025

Laut der Insolvenzstatistik für das Jahr 2024 des KSV1870 sind heuer insgesamt 21 Unternehmen insolvent. Die Passiva betragen acht Millionen und damit 300 Prozent mehr. 31 Private haben in diesem Jahr mit durchschnittlich 129.000 Euro Konkurs angemeldet.

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Lavanttal. Die Insolvenzstatistik des KSV1870 für den Bezirk Wolfsberg zeigt einen Anstieg bei den Unternehmensinsolvenzen. Im Jahr 2024 wurden im Bezirk 14 Insolvenzverfahren eröffnet. Zusätzlich führten sieben weitere Anträge mangels Vermögens der Schuldner nicht zu eröffneten Verfahren. »In Summe sind 21 Unternehmen insolvent. Die Passiva belaufen sich auf rund acht Millionen Euro. Die Insolvenzen sind gegenüber dem Vorjahr, als es 14 Unternehmensinsolvenzen gab, um 50 Prozent gestiegen«, berichtet René Jonke, Leiter KSV1870 Region Süd. Die Zahl der Eröffnungen ist um sieben Fälle gestiegen und die Anzahl der Nichteröffnung mangels kostendeckenden Vermögens ist mit sieben Fällen ident mit dem Vorjahr. Die Passiva von rund acht Millionen Euro (Stichtag 15. Dezember) bedeuten einen Anstieg um 300 Prozent. Im Jahr 2023 betrug sie zwei Millionen Euro. Die drei größten Insolvenzen des Jahres im Bezirk Wolfsberg waren laut KSV1870: das Sanierungsverfahren der »BKG Big Kommunal GmbH« in St. Gertraud (2,6 Mio.), der Konkurs von Roland Gallor in St. Stefan (2,3 Mio.) und das Sanierungsverfahren der »FELCO-Fördertechnik GmbH in St. Stefan (0,7 Mio.).

Für 2025 erwartet der KSV1870 einen »spürbaren Anstieg an Unternehmensinsolvenzen. Das europäische Marktumfeld bleibt schwierig, eine kurzfristige Aufhellung der konjunkturellen Eintrübung ist derzeit nicht in Sicht. Auch wenn Kärnten mit seinen Gewerbe-, Handwerk und Tourismusbetrieben über einen ausgewogenen Branchenmix verfügt, kann sich die heimische Wirtschaft von allgemeinen europäischen Entwicklungen mittel- und langfristig nicht abkoppeln«, sagt Jonke. Bleibt das Kostenniveau in den Betrieben weiter hoch und werden Rückzahlungen von Überbrückungskrediten fällig, ohne dass dafür in der Vergangenheit Vorsorge getroffen wurde, werden sich einige Kärntner Unternehmen mit einer – bisher in diesem Ausmaß nicht gekannten – Liquiditätsproblematik auseinandersetzen müssen. »Aus heutiger Sicht ist davon auszugehen, dass wir puncto hoher Insolvenzzahlen nicht am Ende des Tunnels angekommen sind, sondern uns mittendrin befinden«, so Jonke.

Passiva bei Privaten gestiegen
Im Jahr 2024 wurden im Bezirk 31 Insolvenzverfahren über Privatpersonen eröffnet. Das sind genauso viele Fälle wie im Vergleichszeitraum 2023. Die finanzielle Lage der heimischen Privathaushalte spitzt sich zu, das zeigt auch eine im Oktober veröffentlichte Umfrage des KSV1870 deutlich. Jonke: »Ein Drittel der befragten Kärntner Unternehmen gaben dabei an, dass Private ihre Konsumausgaben im Vergleich zum Vorjahr deutlich reduziert haben und weniger Geld ausgaben. Die Menschen sparen, wo es möglich ist, und überdenken sämtliche Ausgaben mehrfach, daher überrascht dieses Ergebnis nicht.« 

Die Passiva von vier Millionen Euro sind gegenüber dem Vorjahr, als es drei Millionen Euro waren, markant um 33 Prozent gestiegen. »Der Anstieg zeigt, dass heuer wieder mehr Schuldner mit besonders hohen Verbindlichkeiten den Weg zum Insolvenzgericht suchten«, erklärt Jonke.

Das bedeutet, dass Privatpersonen im Bezirk Wolfsberg im Jahr 2024 bislang mit durchschnittlichen Schulden in der Höhe von 129.000 Euro Konkurs angemeldet haben. Ein Blick auf die Struktur zeigt: 62 Prozent gehen auf das Konto von Männern, bei 38 Prozent der Fälle sind Frauen betroffen. Der Anteil der ehemaligen Unternehmer beträgt rund 28 Prozent.

Eine Prognose für das Insolvenz-Entwicklungsniveau bei Privatpersonen ist schwierig wie selten zu vor. Die vergangenen Monate haben insbesondere für Personen mit einem geringen Einkommen spürbare Kostenbelastungen mit sich gebracht. »Die Inflation der vergangenen Jahre, die allgemein hohen Kosten und auch die vermehrte Gefahr der Arbeitslosigkeit, etwa aufgrund einer Insolvenz des eigenen Arbeitgebers, sind Faktoren, die eine konkrete Prognose aktuell äußerst schwierig machen«, so Jonke. Kommt es 2025 aufgrund der konjunkturellen Lage zu einer Verschlechterung am Arbeitsmarkt und bleiben die Kreditzinsen auf dem aktuellen Niveau, geht der KSV1870 davon aus, dass sich die Anzahl der Privatpersonen, die ein Schuldenregulierungsverfahren anstreben, heuer nach oben bewegen könnte.

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