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Wolfsberg: Der Wirbel ist groß: Schranken und Maut am Hohen Platz treffen auf Ablehnung Ausgabe 12 | Mittwoch, 23. März 2022

Für Aufregung sorgte der Exklusivartikel der Unterkärntner Nachrichten über die Bürgermeister-Idee, den Hohen Platz mit Schranken und Durchfahrer-Maut zu beruhigen. Das sagen jetzt die Geschäftsleute dazu.

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Wolfsberg. Es war nur eine Idee, schreibt Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ) in einer Stellungnahme auf seiner Facebook-Site (siehe Box, rechts oben). Gemeint ist sein Einfall, auf dem Hohen Platz ein Schrankensystem zu installieren, mit dem Durchfahrende ein bis zwei Euro Gebühr, also eine »Maut« zahlen müssten, während Kunden kostenlose Ausfahrtsjetons in den Geschäften erhalten würden (wir berichteten exklusiv).

In seiner Stellungnahme betont Primus, das Wort »Maut« im Gespräch mit den Unterkärntner Nachrichten nicht verwendet zu haben, was korrekt ist (siehe Kommentar, Seite 1). Dazu habe er lediglich eine Idee geäußert, die ausschließlich Durchzügler, die den Hohen Platz ohne anzuhalten durchfahren, betreffen würde. Und: Sein Einfall sei bei »Gewerbetreibenden durchaus bereits auf offene Ohren gestoßen« – ohne Namen zu nennen.

»Ich sehe uns nicht als Mautstuben, sondern als Geschäfte«
Gerhard Waschier, Obmann Werbegemeinschaft

Wir fragten Geschäftsleute und andere um ihre Meinung zum Schrankensystem. Der Obmann der Werbegemeinschaft Gerhard Waschier, dessen Familie auf dem Hohen Platz ein Juweliergeschäft betreibt, sagt: »Wir, das heißt die Werbegemeinschaft und meine Familie, wurden von Bürgermeister Primus nicht dazu befragt. Mit wem er darüber gesprochen hat, weiß ich nicht.« Waschier ist sowohl gegen die Schranken als auch gegen eine Durchfahrtsgebühr: »Ich sehe uns nicht als Mautstuben, sondern als Geschäfte.«

»Zu Tode beruhigt«

Zu einer Verkehrsberuhigung des Hohen Platzes meint Waschier: »Man soll an Samstagen vorbeischauen – dann ist der Platz wegen der Sperre bereits geschlossen. Wir sind schon zu Tode beruhigt, von weiteren Maßnahmen halte ich nichts.«

Hermann Sölle, Betreiber der Apotheke »Weißer Wolf«, sagt: »Diese Idee ist schlecht. Wir leben davon, dass die Leute hier durchfahren können. Wenn von 100 Autos zehn bei uns stehenbleiben, haben wir zehn Kunden.« Die Unternehmen am Hohen Platz würden darunter leiden, dass die Politik »die Stadt zusperrt«, so Sölle: »Unter Bürgermeister Manfred Kraxner haben wir 50 Prozent des Geschäfts verloren, als eine Fußgängerzone eingerichtet wurde. Jede Verkehrsberuhigung ist hier eine Geschäftsberuhigung.« 

Mit der Umgestaltung des Platzes ist der Apotheker einverstanden, »aber die Autos auszusperren können wir uns nicht leisten. Eine Mautlösung kann nicht funktionieren.«

Walter Megymorecz von der Drogerie »Gesund & schön by Megy’s« in der Johann-Offner-Straße lehnt Schranken und Gebühr ebenfalls ab: »Ich bin dagegen, man soll Menschen nicht diskriminieren, die nur durchfahren wollen. Jeder soll sich unsere schöne Stadt ansehen können, um auch Impulseinkäufe machen zu können. Dieser Einfall ist unausgereift, es wäre der Todesstoß für die Kaufleute und würde die Wolfsberger zwingen, an der Peripherie einzukaufen.« Megymorecz wünscht sich ein fixes Radargerät am Hohen Platz, das zuvor angekündigt wird, »denn es geht nicht ums Kassieren, sondern darum, dass die Leute in der Begegnungszone die vorgeschriebene Geschwindigkeit einhalten«.

Gut, aber nicht umsetzbar

Zu hören war am Hohen Platz aber auch, dass Primus Idee grundsätzlich nicht schlecht sei, sich aber nicht umsetzen lasse: »Denn was ist, wenn jemand zu uns fährt, einkaufen will – und keinen Parkplatz findet? Der darf beim Hinausfahren zahlen – und wird wohl nie wieder kommen.« Dazu gebe es eine Vielzahl an Anrainern, Zustellern etc., die alle als Ausnahmefälle ins System programmiert werden müssten. »Das wird technisch sehr schwierig«, heißt es. Außerdem ist immer wieder zu hören, dass auch die Geschäftsleute mit den Durchfahrern keine Freude haben – sie aber zugleich als »Gelegenheitskunden« nicht verlieren wollen.

Der einzige, der sich offen hinter Primus stellt, ist der frühere SPÖ-Bürgermeister Hans-Peter Schlagholz: »Wir brauchen am Hohen Platz eine Beruhigung des Verkehrs, das war immer so geplant. Welche Maßnahme gesetzt wird, seien es Schranken oder etwas anderes, sie soll die Lebensqualität und den Handel fördern.« Primus Idee bezeichnet Schlagholz als »richtigen Schritt in die Offensive. Das ist mutig. Und es ist gut, wenn diskutiert wird.« Derzeit gebe es gefährliche Situationen. »Wenn Passanten aus der Trafik Bardel kommen, müssen sie aufpassen, dass sie nicht überfahren werden«, so Schlagholz.

»Schnapsidee«

Anders FPÖ-Stadträtin Isabella Theuermann: Sie spricht von »roter Wegelagerei« und nennt das Schrankensystem – nach dem Sonnensegel – die »nächste Schnapsidee« des Bürgermeisters. Theuermann: »Die Wolfsberger dürfen nicht aus ihrer eigenen Innenstadt ausgesperrt werden. Das ist eine Schikane gegen die Bürger –  die SPÖ ist der Sargnagel des Hohen Platzes. Die optische Wirkung für Touristen und Besucher macht mich als Tourismusreferentin sprachlos.« Die FPÖ werde »alles tun, um diese skurrile Idee zu verhindern«.

// Stellungnahme

Wolfsbergs Bürgermeister Hannes Primus schreibt:

Punkt 1: Im Gespräch mit dem Redakteur ist nie das Wort ›Mautpflicht‹ gefallen.
Punkt 2: In der Überschrift fehlt ein entscheidendes Wort - das Wort ›nur‹ - im Sinne von ›wer nur durchfährt, könnte einen Beitrag zahlen‹ – dies würde wohl viele Autofahrer, die den Hohen Platz als reine Abkürzung nutzen, zum Umdenken bewegen.
Punkt 3: Hierbei handelt es sich um eine Idee, die von Gewerbetreibenden durchaus bereits auf offene Ohren gestoßen ist!
Punkt 4: Würden aktuell alle Meinungen zum Hohen Platz umgesetzt werden, dann würde sich dieser wie folgt präsentieren: 40 Bäume/300 Parkplätze/Fußgängerzone!
Punkt 5: Es handelt sich wie gesagt um eine Idee, die sowohl auf den Handel, als auch die Beruhigung abzielt. Nur Überschriften allein lesen sich oft sehr bequem und einfach.«

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