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Vom Mineralöl zur Beschäftigungsinitiative: Der ungewöhnliche Lebensweg des Roland BachmannAusgabe 17 | Freitag, 28. April 2023

Der Geschäftsführer der Lavanttaler Beschäftigungsinitiative war erfolgreicher Manager beim Konzern BP – und fragte sich: »Wozu?« Er gab seinen Job auf und hilft jetzt Menschen, die es nicht leicht haben. Entstanden ist auch das Cafino, das jetzt zehn Jahre alt wurde

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Wolfsberg. Sein Lebensweg war ein ungewöhnlicher: Roland Bachmann ist seit 2012 Geschäftsführer der Lavanttaler Beschäftigungsinitiative LBI und feierte in der Vorwoche das zehnjährige Jubiläum »seines« Cafino in Wolfsberg (wir berichteten). Er sagt: »Schon als ich das erste Mal mit der Idee des LBI in Berührung kam, war ich fasziniert vom Gedanken, Beschäftigung für Menschen zu finden, die es im Leben nicht leicht haben.«

Das war zu einer Zeit, als sich das Leben des heute 59-Jährigen noch um ganz andere Dinge drehte. Bachmann ging nach der Matura am Stiftungsgymnasium St. Paul nach Graz, um Betriebswirtschaftslehre zu studieren. Nach dem Abschluss folgte eine Anstellung bei einer EDV-Firma, anschließend war Bachmann Mediaprint-Vertriebsleiter für Kärnten und die Steiermark. Und seine Manager-Karriere zeigte immer weiter nach oben: Im Jahr 2000 wechselte er zum Mineralölkonzern BP, wo er erst für das Recruiting, später für den Verkauf zuständig war: »Bei BP war ich viel in Deutschland unterwegs. Ich habe aber immer in Wolfsberg gewohnt und wollte eigentlich immer hier bleiben. Aber umso mehr das mein Wunsch war, je mehr war ich weg.« Seine beruflichen Stationen will er auch heute nicht missen, die dabei gewonnenen Erfahrungen schätzt er hoch ein: »Aber irgendwann kam in mir die Frage auf: Macht das alles einen Sinn?« 

»Nach wie vor bin ich megahappy über das, was ich tue. Es macht Sinn«
Roland Bachmann, LBI-Geschäftsführer

In dieser Zeit – man schrieb 2011 – traf er nach Jahren Johann »Časti« Schober wieder. Den einstigen Geschäftsstellenleiter des AMS Wolfsberg und späteren Geschäftsführer der »Gemeinnützigen Personalservice Kärnten GmbH« (GPS) kannte Bachmann bereits als er für ein EDV-Unternehmen arbeitete: »Wir haben damals auch das AMS betreut.« Es folgte eine lange Unterhaltung mit Schober, der von seinen vielen Ideen sprach – auch von seinem Projekt, Langzeitarbeitslosen im Lavanttal zu Jobs zu verhelfen.

Gemeinsam entwickelten sie das Vorhaben weiter, »und dann haben wir es gemacht«: Bachmann gab seinen Manager-Posten bei BP auf und gründete mit Schober die Lavanttaler Beschäftigungsinitiative. 

»Blickt man auf das Einkommen, war das ein Abwärtssprung«, sagt der verheiratete Vater von vier Söhnen im Alter zwischen elf und 35 Jahren, »aber Geld ist für mich nicht das Hauptziel. Ich bin sparsam, gebe nur aus, was ich habe und will nicht reich werden. Und mit der LBI konnte ich nicht nur Menschen helfen, ich war auch wieder daheim. Nach wie vor bin ich megahappy über das, was ich tue. Es macht Sinn, Leute wieder in Beschäftigung zu bringen. Und ich kann Zeit mit meiner Familie verbringen.«

Kein einfacher Start

Der Start des LBI war laut Bachmann kein einfacher: Mit kleinen Schritten und einer Mitarbeiterin begann der Aufbau, bald stellte sich aber Erfolg ein. Die LBI hat heute – je nach Saison – zwischen 25 und 50 Mitarbeiter, betreibt seit Mai 2016 das Haus der Region in Wolfsberg, seit April 2021 den Genussladen in St. Paul sowie seit einem Jahrzehnt das Cafino. Dazu gibt es eine landwirtschaftliche Fläche in Raggl, wo neben Kräutern und Beeren auch Trauben für drei unterschiedliche Weinsorten angebaut werden. Die Produkte werden verkauft, auch im Cafino.

Apropos: Wer hatte die Idee für das Kaffeehaus am Offnerplatzl, in dem bis heute frühere Arbeitslose in der Gastronomie eingearbeitet werden? »Časti natürlich«, sagt Bachmann. »Er wollte erst ein Internetcafé eröffnen, in dem Menschen ohne Job bei einem Kaffee nach Arbeit im Netz suchen. Das haben wir dann modifiziert und mit einem Beschäftigungsprojekt gekoppelt.« Vor zehn Jahren war die Lage so, dass es viele offene Gastro-Stellen im Tal gab – aber auch jede Menge arbeitsloses Gastronomiepersonal. Der LBI-Chef: »Viele hatten aber nicht mehr die Routine für diese Arbeit. Also gaben wir ihnen im Cafino die Gelegenheit, das wieder zu erlernen.« Zuvor mussten aber erst die Räume, die einst eine Pagro-Filiale beherbergten, mit großem Einsatz auf Vordermann gebracht werden. »Und das wir schon immer ein Nichtraucher-Lokal waren, stieß anfangs auf Kritik«, so Bachmann. »Das wurde aber sehr bald akzeptiert – und heute ist es selbstverständlich.«

Die Zukunft

Heuer wird Bachmann 60 Jahre alt. Was plant er für die Zukunft? »Ich will weiter in dieser Umgebung und mit diesem Thema arbeiten. Das Cafino und das gesamte LBI sind aber kein Bachmann-Projekt, es soll weiter bestehen – auch nach mir. Das Ziel der nächsten Jahre ist, dass es weitergeht.«

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