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Pfarrer zum WAC-Glockengeläut: »Es gab negative Rückmeldungen, aber nur von zwei Personen«Ausgabe 39 | Mittwoch, 25. September 2019

Nach dem historischen Erfolg des RZ Pellets WAC in der Europa-League ließ der Wolfsberger Stadtpfarrer Christoph Kranitzky die Kirchenglocken 15 Minuten lang läuten. Während des Spiels wurde mit einer entzündeten WAC-Kerze um göttliche Hilfe gebeten.

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Nach dem Sieg im Europa League-Spiel gegen Mönchengladbach ließen Sie die Kirchenglocken in Wolfsberg läuten. War das eine spontane Aktion?
Ganz spontan. Als der WAC zur Pause mit 3:0 geführt hatte, sagte ich, wenn der WAC beim ersten Spiel gewinnt, werde ich die Glocken läuten und die Leute beim Public Viewing waren begeistert. Ein alter Witz sagt: Glocken läuten bei einem Begräbnis, wenn etwas brennt, der Bischof kommt oder Gefahr in Verzug ist. Ich wollte zeigen, dass auch aus einem fröhlichen Anlass Glocken läuten können.

Wie war das Feedback auf das Glockengeläute?
Beim Public Viewing war der Jubel  natürlich sehr groß. Ich habe danach aber auch immer wieder positive Rückmeldungen erhalten. Einige Menschen haben mir sogar eine SMS geschrieben und wollen sich in Zukunft auch aktiv in der Pfarre einbringen. Aber es gab auch negative Rückmeldungen, allerdings nur von zwei Personen.

Der Besuch beim Public Viewing war aber schon länger geplant, oder?
Für mich war es eine Selbstverständlichkeit dort hin zu gehen und das Spiel unter meinen Schafen mitzuverfolgen und nicht alleine zu Hause. Papst Franziskus hat einmal gesagt: Der Hirte muss nach seinen Schafen riechen.

Sie haben am Spieltag auch eine WAC-Kerze entzündet. Wie kamen Sie auf diese Idee?
Am Vormittag des Spieltags haben mir die WAC-Spieler eine Whats-App-Nachricht mit dem Foto einer Kerze für Fortuna Düsseldorf geschickt. Die Kerze haben sie in einer Kirche entdeckt und sie brennt bei sämtlichen Heimspielen. Ich dachte mir, dass ist eine tolle Idee, bin ins Auto gestiegen und ins Kloster Himmelau gefahren und habe das Foto der Kerze gezeigt. Danach haben sie mir bereitwillig innerhalb von ein paar Stunden eine Kerze für den WAC angefertigt.

»Ich habe den Sieg der Wölfe bereits im Vorfeld prophezeit. Allerdings nicht in dieser Höhe«
Christoph Kranitzky, Stadtpfarrer Wolfsberg

War die Aktion mit der Kerze eine einmalige Geschichte oder wird sie nun bei allen WAC-Spielen brennen?
Nicht bei jedem Spiel. Aber bei allen Spielen des WAC in der Europa-League-Gruppenphase. Es gab viele positive Rückmeldungen und ich wurde mit viel Herzlichkeit überschüttet. Die WAC-Spiele verbinden uns als Gemeinschaft und als große Wolfsberger Familie.

Das Medienecho auf Ihre Aktion mit der Kerze und dem Läuten der Kirchenglocken war sehr groß, haben Sie damit gerechnet?
Es hat viele Anfragen von Zeitungen, aber auch Radiosendern und dem Fernsehen gegeben. Ein Journalist der Bild-Zeitung aus Deutschland ist sogar ins Lavanttal gereist, um darüber zu berichten und mich zu interviewen. Aber man darf eines nicht vergessen: Die echten Helden sind die WAC-Spieler, die durch harte Arbeit das erreicht haben, was wir nun genießen dürfen.

Was sagen Sie zum Spiel?
Ich habe den Sieg der Wölfe bereits im Vorfeld prophezeit. Allerdings nicht in dieser Höhe. Ich dachte nicht, dass die Wölfe zu null gewinnen. Ich habe damit gerechnet, dass Mönchengladbach schon ein oder zwei Tore machen würde.

Sind Sie bei den Heimspielen des WAC  regelmäßig in der Lavanttal-Arena?
Ich war schon bei einigen Spielen im Stadion dabei, wenn es die Zeit zuließ. Die Spiele sind ja meist am Samstagabend, während ich die Messe feiere. Aber wenn es sich ausgeht, schaue ich, dass ich danach noch ins Stadion komme, um den Jungs zu gratulieren.

Werden Sie sich auch ein Europa-League-Spiel in Graz anschauen?
Ich werde beim Spiel in Graz gegen AS Roma dabei sein. Und dann werde ich auch noch nach Rom reisen, um mir das Spiel der Wölfe auch dort anzusehen.

Sind Sie ein großer Fußballfan?
Das war ich immer schon. In meiner Tätigkeit als Pfarrer bietet der Sport neben Kunst und Musik eine Plattform für den Dialog, für das Miteinander, für Beziehungsarbeit. Ich kann den Menschen dort mitteilen, was in der Pfarre Wolfsberg so los ist.

»Und dann werde ich nach Rom reisen, um mir das Spiel der Wölfe auch dort anzusehen«
Christoph Kranitzky, Stadtpfarrer und Fußballfan

Spielen Sie selbst Fußball?
Aus gesundheitlichen Gründen ist es mir leider nicht möglich, sportlich so unterwegs zu sein, wie ich es gerne möchte. Daher habe ich mich auf die Wissenschaft konzentriert. Ich gehe aber zwei Mal in der Woche laufen und auch regelmäßig schwimmen.

Seit wann sind Sie ein Fan des RZ Pellets WAC?
Seit ich vor vier Jahren nach Wolfsberg gekommen bin. Seit Dezember bin ich nun Pfarrer in Wolfsberg. Der WAC wurde 1931 gegründet und verdient die Wertschätzung für den Erfolg und was alles aufgebaut wurde. Im Moment mit der Europa-League-Teilnahme genieße ich es einfach. Ich war auch von dem WAC-Film, der anlässlich der Europa-League-Teilnahme gedreht wurde, sehr bewegt, als Benno Schober zu sehen war, wie er mit Tränen in den Augen auf das zurück blickte, was wir erleben dürfen. Beim Spiel gegen Borussia Mönchengladbach hatte ich auch Tränen in den Augen, und da habe ich gespürt, dass Wolfsberg nun auch meine Heimat geworden ist.

Was bedeutet Fußball für Sie?
Gemeinsam mit vielen anderen ein Spiel zu genießen mit vielen Emotionen, gemeinsam zu jubeln, sich zu ärgern und gegenseitig zu trösten. Vom geschichtlichen her betrachte, bin ich stolz auf die Generationen, die den Verein aufgebaut haben. Zuerst kam der Aufstieg in die Bundesliga, nun der Erfolg in der Europa-League. Die Spieler des WAC haben eine hohe Qualität, sind sehr präzise. Trainer Gerhard Struber ist sicher der richtige Mann. Man kann ihm nur zum Erfolg gratulieren. Es herrscht eine tolle Stimmung im Team und der Zufall wurde soweit wie möglich reduziert. 

Gibt es in der Pfarre eigentlich eine Fußballmannschaft?
(lacht) Noch nicht, aber es wäre eine gute Idee, wenn die Pfarre einmal gegen die Wölfe bei einem Ehrenspiel antreten könnte. 

Sie haben im Lavanttal auch öfters bei Theaterstücken mitgespielt. Ist Ihre Schauspielkarriere nun beendet?
Es geht sich zeitlich leider nicht mehr aus. So lange ich in der Pfarre ohne Kaplan auskommen muss, schaffe ich das mit dem Proben und dem Theaterspielen leider nicht. Obwohl die Markusbühne beim nächsten Stück eine interessante Rolle für mich hätte.

Was ist neben Ihrer Arbeit als Priester und dem Fußball noch eine große Leidenschaft von Ihnen?
Wie bereits gesagt, gehe ich regelmäßig schwimmen und laufen. Auch das Theater ist eine Leidenschaft von mir, die Musik, ich besuche gerne Vernissagen und das Reisen. Momentan beschäftige ich mich mit der Geschichte Wolfsbergs und der Pfarrchronik, um mit einem Blick auf die Vergangenheit die Gegenwart gut zu gestalten.

Erst kürzlich gab es ein Treffen mit Lavanttaler Freikirchen. Wie kam es dazu?
Beim diesjährigen Fest der Barmherzigkeit im April hatten wir ein äußerst breit gefächertes Programm, mit dem wir auch die Freikirchen erreicht haben. Auf Initiative der Pfarre Wolfsberg fand dann kürzlich ein historisches Treffen mit Freikirchen, die im Lavanttal ansässig sind, statt. Dabei haben wir gemeinsam entschieden, einmal im Monat gemeinsam ein ökumenisches Gebet für Wolfsberg abzuhalten. Das nächste findet bereits am Mittwoch, dem 25. September, um 19.30 Uhr im Markussaal statt.

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