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Lokalaugenschein am neuen Bahnhof in St. Paul: Für behinderte Menschen gibt es einige ProblemeAusgabe 16 | Mittwoch, 16. April 2025

Rollstuhlfahrerin Christine Schrammel und ÖZIV-Bezirksobfrau Roswitha Stampfer bemängeln vor allem die Behindertenparkplätze: Sie sind teilweise nicht benutzbar. Die ÖBB halten dagegen und betonen, die Parkplätze seien korrekt: Normen wurden eingehalten.

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St. Paul. Die Lavanttalerin Christine Schrammel ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Die 60-Jährige fährt mit ihrem Kombi auf einen der fünf Behindertenparkplätze am neuen Bahnhof St. Paul – und kann ihren Wagen nicht verlassen. 

Denn neben der Fahrertüre befindet sich eine geschotterte und abgezäunte Fläche. Der Parkplatz ist damit nicht breit genug, um neben dem Fahrzeug einen Rollstuhl zu positionieren, in den Schrammel wechseln könnte, um in den Bahnhof zu gelangen. Parkt sie weiter rechts, steht sie auf einer Sperrfläche. Fährt sie rückwärts in die Lücke, kann der Kofferraum wegen einer auf dem Gehweg platzierten Laterne nicht geöffnet werden.

Nur ein Punkt, den Roswitha Stampfer, Obfrau der Bezirksgruppe Wolfsberg des Österreichischen Zivil-Invalidenverbands (ÖZIV), am St. Pauler Bahnhof bemängelt – aber der gravierendste. Stampfer fragt: »Warum bezieht man bei der Planung behinderte Menschen nicht mit ein? Das wäre billiger als später nachzubessern.«

»Warum bezieht man bei der Planung solcher Projekte Behinderte nicht mit ein?« 
Roswitha Stampfer, ÖZIV-Bezirksobfrau

Die Unterkärntner Nachrichten unternahmen in der Vorwoche mit Schrammel und Stampfer (65) einen Ortsaugenschein am Bahnhof. Dabei erwies sich die Parksituation generell als Dorn im Auge der ÖZIV-Bezirksobfrau.

So bemängelte sie, dass es bei der Einfahrt keine Hinweistafel gibt, die zu den Behindertenparkplätzen führt. »Sie sind außerdem nicht nur zu weit weg vom Eingang«, sagte Stampfer, »sondern auch nicht überdacht. Bei Regen wird ein Behinderter völlig durchnässt.« Ihr Vorschlag: Direkt vor dem Portal gibt es eine 26 Meter lange Stellfläche für Taxis: »Hier hätte man zumindest einen Parkplatz für Behinderte einplanen können.« Allerdings: Zwischen Fahrbahn und Fußweg gibt es eine Stufe – sie ist nur zwei Zentimeter hoch, aber für Schrammel, die eine Hand nur eingeschränkt nutzen kann, alleine unüberwindbar.

Ein Test beim Ticketautomaten zeigte: alles okay. Die Rollstuhlfahrerin konnte ihn ohne größere Probleme bedienen.

Weiter zum WC im Inneren des Bahnhofs. Damit war Stampfer nicht ganz zufrieden. »Es fehlt ein Hinweis im Freien, dass es überhaupt eine Behinderten-Toilette gibt«, sagt sie. Positiv beurteilt wurde, dass es eine Vorrichtung gibt, die die WC-Tür automatisch öffnet: Dazu ist ein Schlüssel notwendig, der Behinderten zur Verfügung gestellt wird. Schrammel war dieses System bisher aber nicht bekannt – und es gibt kein Schild an der Wand, das die Funktionsweise erklären würde. Also plagen sich Rollstuhlfahrer weiter mit der schweren Toilettentüre ...

Stampfer: »All das mag Menschen ohne Behinderungen als Kleinigkeiten erscheinen. Für uns sind es aber Barrieren, die uns vor große Probleme stellen.«

Das sagen die ÖBB

Die ÖBB verteidigen ihre Parkplätze. Das Unternehmen: »Die barrierefreien Stellplätze wurden gemäß den geltenden Normen (ÖNORM B 1600) geplant, dimensioniert und beschildert. Sie befinden sich auf dem kürzest möglichen Weg zur Aufzugsanlage und damit auf dem kürzest möglichen Weg von den regulären P&R-Flächen zur barrierefreien Zugangsanlage.« Und: »Zwischen den beiden Stellplätzen gibt es ausreichend Platz, um – je nach Position als Fahrer oder Beifahrer – mit einem Rollstuhl problemlos ein- bzw. aussteigen zu können«, die  ÖNORM-konforme Breite von mindestens 2,30 Metern wurde eingehalten. Die Parkplätze wurden bewusst nicht vor der Verkehrsstation platziert, »da in diesem Bereich Busspuren gequert werden müssten«, so die ÖBB, die auf erhöhte Sicherheit verweist.

Zur Beschilderung heißt es: »Die derzeitige Wegeleitung für den Park&Ride-Bereich ist noch nicht vollständig finalisiert. Wir nehmen den Hinweis gerne auf und werden im Zuge der noch ausstehenden Beschilderung die barrierefreien Stellplätze deutlicher kennzeichnen.«

An der Entwicklung der ÖNORM B 1600 (»Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen«), die Standards für barrierefreies Planen und Bauen in Österreich festlegt, sei der ÖZIV beteiligt gewesen, stellen die ÖBB fest. Sie betonen: »Wir nehmen Anliegen zur Barrierefreiheit sehr ernst und sind stets bemüht, die Gegebenheiten weiter zu optimieren.«

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