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Als Wolfsberg die Hundstrümmerl noch mit dem »ScoobiBlu« bekämpfte: Heute ist das Gefährt Schrott Ausgabe 16 | Mittwoch, 19. April 2023

2006 wurden rund 20.000 Euro in ein Zweirad investiert, das Hundekot von den Straßen saugte. Zugleich wurde die Hundesteuer vervielfacht. Der Reinigungsflitzer »ScoobiBlu« fuhr einige Jahre, dann verschwand er. Heute steht er in der Garage – »irreparabel«.

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Wolfsberg. Auf öffentlichen Flächen hinterlassener Hundekot ist immer ein Thema. Das zeigte sich zuletzt in einer Pressemitteilung des deutschen Informationsportals »Betrugstest.com«, das sich mit den Strafen für nicht entfernte Häufchen in Österreich befasst hatte – und in der die für Wolfsberg genannten Zahlen nicht korrekt angegeben waren, da es tatsächlich keine Sanktion gibt (wir berichteten).

Doch 2006 war das Interesse an der Problematik in der Bezirkshauptstadt noch wesentlich größer. Damals wurde der Öffentlichkeit mit großem Tamtam ein Gefährt vorgestellt, dass mittlerweile seit vielen Jahren aus dem Blickfeld verschwunden ist: der »Hundekot-Reinigungsflitzer ScoobiBlu«. Dabei handelte es sich um einen Motorroller, der mittels integriertem Sauggerät die Hundstrümmerl von den Wolfsberger Straßen holte. Die Stadt kündigte zugleich eine »Großoffensive« gegen den Hundekot an, die rund 70.000 Euro kosten sollte. Damals herrschten finanziell offenbar bessere Zeiten.

»Irreparabel«
»ScoobiBlu« steht heute flügellahm in einer Garage. Auf Anfrage heißt es aus der Stadt Wolfsberg: »Das Fahrzeug existiert noch, es ist jedoch schon lange abgemeldet, da der Motor nicht mehr intakt ist und Ersatzteile nicht mehr verfügbar sind.« Der Schaden sei irreparabel.

Der damalige Bürgermeister Gerhard Seifried und sein Stellvertreter Heimo Toefferl (beide SPÖ) stellten im März 2006 die um rund 20.000 Euro angekaufte »Wunderwaffe« gegen die Verunreinigung der Straßen der staunenden Öffentlichkeit vor. Während die ORF-Kamera surrte, wurde die Funktionsweise demonstriert.

Die Unterkärntner Nachrichten beschrieben sie so: »Zuerst wird das Häufchen aufgesaugt und dann die kotfrei gemachte Stelle mit Wasser und einem Desinfektionsmittel gereinigt. Der Hundekot gelangt in einen 25-Liter fassenden Zersetzungsbehälter, der sich unter dem Fahrersitz befindet und einfach entleert werden kann. Das Spülwasser wird wohl öfter pro Tag nachgefüllt werden müssen, weil der Wassertank nur zehn Liter fasst.« Seifried wies danach auf das Hundekotproblem in der Gemeinde hin und betonte, Wolfsberg nehme mit dem Einsatz des »ScoobiBlu« eine »Vorreiterrolle in Österreich« ein ...

Hundesteuer wurde erhöht
Toefferl kündigte eine Erhöhung der Hundesteuer ab 2007 von acht auf 55 Euro pro Jahr an, die durchgezogen wurde und bis heute gilt. Man wolle sich damit nicht bereichern, so der damalige Vizebürgermeister, die eingenommenen 40.000 Euro sollten in den »Kampf gegen den Hundekot« verwendet werden. Er sagte auch, dass jeder Hundehalter, der den Kot seines Vierbeiners nicht entferne und vom »Aufsichtspersonal« ertappt werde, künftig 75 Euro »Reinigungsgebühr« bezahlen müsse.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass 2006 bereits etwa 40 »Gassimaten« in Wolfsberg aufgestellt waren, aus denen kostenlos Plastiksäckchen zur Entsorgung des Hundekots entnommen werden konnten. Heute sind es übrigens 69 Apparate.

2016, also zehn Jahre später, stand »ScoobiBlu« laut einem Medienbericht bereits seit langem still. Stadtrat Josef Steinkellner (ÖVP), schon damals Wolfsberger Straßenreferent, zog den neuerlichen Einsatz zwar in Betracht, dazu gekommen ist es aber nicht.

2018 beantragte die FPÖ im Gemeinderat, das Zweirad wieder auf die Straße zu schicken. Der Antrag landete im zuständigen Ausschuss, es ward nichts mehr davon gehört.

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