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Seit 1956 ist der Wolfsberger Helmut Maurer als heiliger Nikolaus in der Stadtpfarre unterwegsAusgabe 49 | Mittwoch, 4. Dezember 2019

Mit wenigen Ausnahmen ist der pensionierte Gymnasialprofessor Helmut Maurer seit 63 Jahren Anfang Dezember als Nikolo in der Stadtpfarre Wolfsberg unterwegs und besucht und beschenkt Kinder. Bei diesen Hausbesuchen erlebt er viel Schönes und Lustiges.

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Wolfsberg. Acht Männer werfen sich allein in der Stadtpfarre Wolfsberg jedes Jahr in ein Messgewand und setzen eine Bischofsmütze auf, um am Abend vor dem 6. Dezember als heiliger Nikolaus Hausbesuche zu absolvieren und dabei Kinder zu beschenken. Einer von ihnen ist der 80-jährige Wolfsberger Helmut Maurer. Der pensionierte Gymnasialprofessor des Benediktinerstifts St. Paul ist seit sage und schreibe 63 Jahren als Nikolo unterwegs, die meiste Zeit davon für die Stadtpfarre Wolfsberg. Nur während seiner Militärzeit in Klagenfurt und seines Studiums in Innsbruck war er nicht in seiner Heimatstadt zugegen. »Dafür war ich in Klagenfurt für die Dompfarre unterwegs, und in Innsbruck war ich sogar in der Pfarre St. Nikolaus tätig«, erinnert sich Maurer zurück. Aus Innsbruck ist ihm auch ein besonderes Bild im Gedächtnis geblieben: »Ich war als Nikolo im dichten Schneetreiben in der Stadt unterwegs, als mir ein Moped entgegenkam. Das lenkte ein anderer Nikolo und hinter ihm am Sozius saß ein Krampus.«

Erster Auftritt als Nikolo

Seinen ersten Auftritt als heiliger Nikolaus, der unter anderem als Patron der Kinder und Gabenbringer zählt, hatte Maurer als Gymnasiast im Rahmen eines Nikolokränzchens der katholischen Jugend, deren Mitglied er damals war. »Sie haben jemanden gesucht, der diesen Part übernimmt, und ich war groß und geredet hab ich auch schon immer gerne«, schmunzelt Maurer.

Mit Engerln und Chauffeur

Im Durchschnitt besucht der Pensionist als Nikolaus sechs bis acht Familien an einem Abend: »Da sind dann pro Familie zwischen einem und sechs Kinder anwesend, meistens kommen ja auch  Tanten und Onkel mit ihren Kindern in einem Haus zusammen.« Maurer ist in Begleitung von ein bis zwei Engerln und eines Chauffeurs unterwegs: »Mein Chauffeur ist sehr gewissenhaft. Er fährt die Strecke am Tag vorher schon ab, damit wir abends dann auch hinfinden, denn in vielen Neubaugebieten, wo meist junge Familien leben, gibt es oft weder Hausnummern noch Straßenbeleuchtung.«

Aus seinem großen ausrangierten Messbuch liest Maurer den Kindern dann vor, was die Engel während des Jahres über sie notiert haben: »Früher war es meist eine lange Liste an negativen Dingen. Oft haben die Kinder dann geweint und zum Schluss bekamen sie doch ein Geschenk. Das war schon paradox. Ich habe sie dann meist getröstet.« Heute, sagt Maurer, halten sich die positiven und negativen Eigenschaften auf den Zetteln der Eltern die Waage.

Kein Nikolosackerl für Bub

Die Eltern sind es im Normalfall auch, die die Nikolosackerln für ihre Kinder herrichten, die Maurer dann übergibt. Doch nicht immer klappte das. Einmal gab es für einen Buben zwar die Ansprache des Nikolo, aber kein Sackerl zum Schluss. »Die Eltern dachten wohl, der Nikolo bringt alles mit«, vermutet Maurer. Der Bub tat ihm so leid, dass er ihm sagte, er solle in der Nacht noch auf die Fensterbank schauen. Maurer eilte, damals in Begleitung eines Kaplans, in ein Geschäft und kaufte Schokolade, die sie dem Buben später auf die Fensterbank legten.

Doch auch umgekehrte Fälle erlebte Maurer bereits: »Ich kam zu einem Haus, vor dem ein ganzer Korb mit Geschenken stand. Im Haus war aber nur ein einziges kleines Kind. Eltern, jede Oma und Tanten hatten eigene Sackerln mitbracht. Das war schon übertrieben.« Krampus hat Maurer als Nikolo übrigens keinen dabei: »Das wirkt auf kleine Kinder nur abschreckend.« Schade findet der Langzeit-Nikolo, dass nur mehr wenige Kinder ihm ein Tisch- oder Abendgebet aufsagen können: »Das Religiöse geht leider immer mehr zurück.« Dennoch treiben ihn die strahlenden Kinderaugen, die einmaligen Erlebnisse und das Wissen, Freude zu vermitteln, an, weiter als Nikolo tätig zu sein: »So lange ich kann, werde ich weitermachen.«

 Nach den Hausbesuchen findet im Pfarrhof für den Wolfsberger der »wirkliche Abschluss« des Abends statt: »Da sitzen wir dann alle gemeinsam in der Küche und essen Frankfurter oder Selcher mit Bier. Dieses Essen schmeckt nie so gut, wie an diesem Abend. Und gleichzeitig geht uns allen der Mund über, weil wir voller neuer Eindrücke zurückgekommen sind.«

Zur Person:
Name: Helmut Maurer.
Alter: 80.
Wohnorte: Ferlach und Wolfsberg.
Beruf: Gymnasialprofessor in Pension.
Familie: verheiratet.
Hobbys: Artikel über das Kärntner Brauchtum schreiben, Kunstreisen und Bergwandern.

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