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»Nullpunkte der Gewalt«: Container 25 widmet sich mit Projekt den dunklen Kapiteln des LavanttalsAusgabe 10 | Mittwoch, 9. März 2022

Die Jahreszahlen 1493 und 1934 haben geschichtlich betrachtet einen besonderen Stellenwert im Lavanttal. 1493 fand im Bezirk der erste dokumentierte Hexenprozess statt, 1934 der Juliputsch der Nationalsozialisten. Der Container 25 setzt sich damit auseinander.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Philipp Tripolt Von Philipp Tripolt tripoltno@spamunterkaerntner.at
Das neueste Projekt, das im Container 25 in Hattendorf (Bild) über die Bühne geht, heißt »Nullpunkte der Gewalt im Lavanttal: 1493 & 1934«. Bei der Auftaktveranstaltung zu Gast sind Johannes Thonhauser, Andrea M. Lauritsch und Helga Christine Pregesbauer. Foto: UN-Archiv

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Wolfsberg. Durchsucht man den historischen Atlas Österreich nach »Wolfsberg«, scheint der Name der Stadt im Zusammenhang mit zwei Jahreszahlen auf: 1493 und 1934. Die erste Jahreszahl steht für den ersten dokumentierten Hexenprozess in Österreich mit vermutlich tödlichem Ausgang, der im heutigen Bad St. Leonhard stattfand. Die zweite Jahreszahl steht für den Juliputsch illegaler Nationalsozialisten, der nirgends so lange anhielt wie im Lavanttal. Beide kann man als Nullpunkte verstehen; als Referenz für eine kritische Vermessung von Gewalt und systematischer Verfolgung verschiedener Personengruppen in der Region.

Auftaktveranstaltung
Im Projekt »Nullpunkte der Gewalt« beschäftigt sich der Container 25 mit diesen Kapiteln der Lavanttaler Geschichte. Bei der Auftaktveranstaltung, die am Samstag, 12. März, ab 19 Uhr im Container 25 in Hattendorf stattfindet, wird zuerst das Projekt vorgestellt. Anschließend werden die eingeladenen Experten kurze Inputs zu ihren Forschungsgebieten geben. Danach findet ein moderiertes Gespräch statt, wobei auf die Parallelen, Unterschiede und Aktualitätsbezüge der Themen eingegangen wird. Referenten der Auftaktveranstaltung sind: Johannes Thonhauser, Andrea M. Lauritsch und Helga Christina Pregesbauer.

Thonhauser studierte Soziologie, Geschichte und Theologie. Er forscht und lehrt am Standort Klagenfurt der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Graz. 2019 erschien sein Buch »Die Kirche und die Kärntner Seele. Habitus, kulturelles Gedächtnis und katholische Kirche in Kärnten, insbesondere vor 1938.« Forschungsschwerpunkte von Andrea M. Lauritsch sind Frauengeschichte, Regionalgeschichte, jüdische Geschichte, Erinnerungsgeschichte. Im Jahr 2000 veröffentlichte sie die Studie »Die Juden in Wolfsberg: nationalsozialistische Judenverfolgung am Beispiel Wolfsbergs«. Die Forschungsschwerpunkte von Helga Christina Pregesbauer liegen bei der Geschichte von Sexualitäten, Gender Studies, Hexenverfolgung, Kriminalitätsgeschichte und Folter. 2009 veröffentlichte sie die Monografie »Irreale Sexualitäten – Zur Geschichte von Sexualität, Körper und Gender in der europäischen Hexenverfolgung.«

Das Projekt »Nullpunkte der Gewalt im Lavanttal: 1493 & 1934« beschäftigt sich thematisch mit der Ausgrenzung, Verfolgung und Gewalt gegen Frauen, Juden und Jüdinnen, Andersdenkende und -lebende. Das Lavanttal nimmt in der Geschichte Österreichs vor allem aufgrund seiner dunklen Kapitel eine ganz besondere Rolle ein. 1338 kam es zu einem blutigen Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung, 1493 wurde österreichweit im Bezirk Wolfsberg der erste Prozess abgehalten, in dem »Hexerei« ausschlaggebend für ein Todesurteil war und 1934 war Wolfsberg der einzige politische Bezirk Österreichs, in dem die Nationalsozialisten politisch die Macht übernahmen.

Am Samstag, 9. April, folgt ab 18.30 Uhr eine Podiumsdiskussion zum Thema »Hexenverfolgung und Femizide«. Anschließend gibt es im Container 25 ein Konzert mit »Mala Herba«, dem Soloprojekt der Klangkünstlerin Zosia Hołubowska. Infos zur Auftaktveranstaltung und dem Projekt gibt es unter www.nullpunkte-lavanttal.at und www.container25.at.

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