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Wolfsberg. »Für unsere Kunden wird sich nichts ändern.« Das sagt Christian Kubitschek, Vorsitzender des Vorstands der Anadi-Bank. Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass das Institut sich zur reinen Digitalbank wandeln und von seinen Filialen trennen will. Allerdings: Sie werden nicht geschlossen, auch nicht jene in Wolfsberg.
Angesichts der öffentlich gewordenen Anadi-Pläne beschlich manchen Kunden ein ungutes Gefühl. Fragen tauchten auf wie: »Was wird jetzt mit meinem angesparten Geld?« oder »Was mache ich, wenn es keine Filiale in Wolfsberg mehr gibt?«
Kubitschek beruhigt im Gespräch mit den Unterkärntner Nachrichten: »Die Filialen werden keineswegs geschlossen, wie kolportiert wurde, sie werden verkauft. Und weshalb sollte sie der Käufer, der viel Geld dafür bezahlen wird, danach zusperren?« Laut dem Vorstandsvorsitzenden sollen die Anadi-Kunden derzeit eines tun: »Nichts. Wir müssen etwas tun. Der Käufer wird ein renommiertes heimisches Institut sein, dessen Namen man in etwa vier Monaten kennen wird. Wir wollen einen tollen Käufer, für uns entscheidet nicht nur der Preis alleine. Er wird die Kunden und die Betreuer pfleglich behandeln.« Für letztere werde es eine Beschäftigungs- und Standortgarantie geben.
»Weshalb sollte der Käufer, der viel Geld für die Filialen bezahlen wird, sie danach zusperren?«
Christian Kubitschek, Anadi-Vorstandsvorsitzender
Kunden, deren Geld bei Anadi liegt oder die einen Kredit laufen haben, müssten nicht beunruhigt sein. »Die Gesichter ihrer Berater werden sich auch nach dem Verkauf nicht ändern, rechtlich ändert sich ebenfalls nichts. Die Verträge gehen auf den Erwerber über, Geldeinlagen und Kredite bleiben gleich«, so Kubitschek.
Die Bankkunden werden in zwei »Arten« unterteilt: Reine Online-Kunden, die ihre Konten im Internet eröffnet haben, bleiben bei der neuen Anadi-Digitalbank. Laut dem Vorstandsvorsitzenden seien etwa 10.000 der rund 48.900 Kunden davon betroffen. Die klassischen Gehalts- und Sparkonten wechseln zum neuen Eigentümer. All jene, die ein Online-Konto besitzen, aber auch die Filiale aufsuchen, werden selbst entscheiden können, ob sie bei der Anadi-Digitalbank bleiben oder zum neuen Besitzer wechseln. Kubitschek: »Wir werden jedem einzelnen Rede und Antwort stehen, wir finden für jeden eine Lösung. Jetzt gilt es abzuwarten, wer der Käufer sein wird.«
Keine Garantie
Anadi beabsichtigt allerdings nicht, vom neuen Besitzer eine Bestandsgarantie für alle zehn Kärntner Filialen zu verlangen. Kubitschek: »Das kann man rechtlich nicht einfordern. Aber das Sterben von Bankfilialen nimmt ab, für bestimmte Geschäfte, etwa Hypotheken, werden Standorte einfach benötigt. Der Käufer wird mit den Kunden auch die Mietverträge unserer Filialen übernehmen. Sollten die danach geschlossen werden, würden auch die Kunden weg sein. Man zahlt aber nicht viel Geld, um danach alles zu zerschlagen.« Die Wolfsberger Filiale, deren Gebäude vor zwei Jahren von der Bank verkauft wurde, besitzt laut dem Vorsitzenden einen Mietvertrag bis 2025 – samt zweijähriger Verlängerungsoption.
Der weitere Fahrplan sieht so aus: Voraussichtlich im September wird der neue Besitzer öffentlich gemacht, im Mai 2023 soll die rechtliche Übertragung erfolgen. Derzeit sei der »Appetit« – Zitat Kubitschek – der österreichischen Institute nach dem stationären Anadi-Bankgeschäft groß: »Ich kann nicht sagen, mit wem wir sprechen. Aber derzeit hat jeder Vorstand ein Problem, der nicht mit uns verhandelt. Jeder muss uns ansehen, denn unser Bankgeschäft kann sich sehen lassen.«
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