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Lavanttal. Angesichts der enorm gestiegenen Strompreise erleben Photovoltaikanlagen auf Privathäusern einen Boom. Allerdings: Nicht alle Lavanttaler Betreiber dürfen die erzeugte Energie ins Netz einspeisen.
So gibt es eine Siedlung in Preitenegg, in der für einige Betroffene eine Beschränkung auf ein (!) Kilowatt gilt. Ein anderes Beispiel: Der Kamper Energielandwirt Franz Dorner, der derzeit an zwei weiteren Photovoltaikanlagen arbeitet, aber nur für eine die Erlaubnis hat, den Strom ins Netz einzuleiten.
»Das ist ein riesiges Problem. Die Kapazitäten der Leitungen reichen oft nicht aus«
Franz Dorner, PV-Anlagen-Betreiber
Michael Marketz, Geschäftsführer der KNG-Kärnten Netz GmbH, einer Kelag-Tochter, hält dagegen. Er sagt: »Heuer gibt es viele Anfragen an Kärnten Netz mit dem Wunsch, Strom aus neuen PV-Anlagen ins Netz einzuspeisen. Derzeit können rund 95 Prozent dieser Wünsche in vollem Umfang erfüllt werden.« Bei fünf Prozent gebe es allerdings Beschränkungen.
Dorner: »Das ist ein riesiges Problem. Die Kapazitäten der Leitungen reichen oft nicht aus. Sie müssten verstärkt werden, was aber Jahre dauern würde. Dieses Thema hat aber niemand auf der Agenda. Es wird immer mehr Strom gebraucht, aber die Netze reichen dafür nicht aus.«
»Richtig ist aber auch, dass das Netz für die höheren Anforderungen der Zukunft ausgebaut werden muss«
Michael Marketz, Geschäftsführer Kärnten Netz
Dorner, der bereits jetzt auf seinem Hof in Kamp mit Photovoltaik rund 1,2 Gigawatt Strom pro Jahr erzeugt, plant zwei weitere PV-Anlagen: Eine wird 535 kW, die andere 1,5 Megawatt erzeugen. »535 kW darf ich noch einspeisen«, sagt er, »für das Projekt mit 1,5 MW wurde mir aber Wolfsberg als Einspeisungspunkt genannt. Die Leitung von Kamp in die Bezirkshauptstadt ist völlig ausgereizt. Das heißt, ich müsste eine etwa 15 Kilometer lange Leitung um rund zwei Millionen Euro bauen, was für mich nicht finanzierbar ist.«
Bereits 2006 errichtete er eine 1,2 Kilometer lange 20.000-Volt-Leitung, die samt Trafo 500.000 Euro kostete, aber nun 7,5 MW Strom führen kann. »Sie ist damit vier Mal so leistungsfähig wie die Leitung von Frantschach nach Wolfsberg«, sagt Dorner, der diese Verbindung als »Nadelöhr« bezeichnet.
Seine Hoffnung ruht auf dem Windpark Bärofen, dessen Baugenehmigung beeinsprucht wurde (wir berichteten) und über den beim Verwaltungsgerichtshof noch keine Entscheidung gefallen ist. Dorner: »Kommt der Windpark, müsste die Leitung verstärkt werden – und ich könnte auch die 1,5 Megawatt PV-Strom einspeisen. Jetzt muss das Projekt warten.«
Das sagt Kärnten Netz
Kärnten-Netz-Geschäftsführer Marketz meint zu Dorners Problemen: »Aus Datenschutzgründen dürfen wir keine Informationen über einen einzelnen Kunden weitergeben.« Grundsätzlich gilt laut Kelag-Pressesprecher Josef Stocker aber für alle vergleichbar großen PV-Anlagen: »Es gibt mehrere Varianten, PV-Leistungen dieser Größe an das Netz anzuschließen. Sie werden gemeinsam mit den Kunden geprüft. Das Netz muss in diesem Bereich bei jeder der in Frage kommenden Varianten mit Kostenbeteiligung des Kunden ausgebaut werden.« Das heißt für Dorner: Er müsste sich am Bau einer stärkeren Leitung finanziell beteiligen. Laut dem Energielandwirt gibt es aber noch keine Vereinbarung in dieser Hinsicht.
Zur Situation in Preitenegg sagt Marketz: »Dort gibt es im Bereich einer Trafostation einige Kunden, für die derzeit eine 1-kW-Beschränkung bei der Einspeisung gilt.« Ursache ist die Einhaltung der Spannungsgrenzen: Werden sie überschritten, bedeutet das das Aus für elektrische Geräte in der Nachbarschaft. Darauf habe der Netzbetreiber unter anderem zu achten. »Mehr eingespeist werden kann dort erst, wenn das Ortsnetz verstärkt wird«, so der Geschäftsführer. »Das geht nicht von heute auf morgen, sollte aber innerhalb eines Jahres geschehen. Im Bereich der anderen Trafostationen in Preitenegg gibt es derzeit keine Einschränkungen.«
Generell gelte, dass das Lavanttaler Stromnetz stark sei und die Erfordernisse der Kunden erfüllen könne. Marketz: »Richtig ist aber auch, dass das Netz für die erwarteten höheren Anforderungen der Zukunft, bedingt durch die Energiewende und den Klimaschutz – mehr Photovoltaik, E-Mobilität, Wärmepumpen – ausgebaut werden muss. Die Kärnten Netz wird in den nächsten zehn Jahren insgesamt rund eine Milliarde Euro investieren.«
Zahlt sich eine PV-Anlage aus?
Ob sich die Errichtung einer PV-Anlage rentiere, müsse »jeder Kunde für sich beantworten«, sagt Marketz: »Wenn die PV-Anlage für den eigenen Verbrauch optimiert ist – etwa mit einem Speicher ergänzt –, dann wird sich die Investitionen auszahlen. Anmerken darf ich aber auch, dass derzeit die PV-Einspeisung wegen des allgemein sehr hohen Marktpreisniveaus finanziell sehr attraktiv ist, das könnte das Interesse einzelner Kunden verstärken.«
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