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Neues EU-Gesetz ermöglicht weitere Insekten in Lebensmitteln – Andreas Koitz erklärt NeuerungenAusgabe | Mittwoch, 15. Februar 2023

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Lavanttal. Insekten sind in vielen Ländern der Welt ein proteinhaltiges Nahrungsmittel. In unseren Breitengraden ändert sich das Image der Insekten immer mehr – vom Ungeziefer hin zum nahrhaften Snack. Im Jänner dieses Jahres hat die Europäische Kommission ein Gesetz beschlossen, dass Hausgrillen und Larven des Getreideschimmelkäfers gefroren, getrocknet oder als Pulver in Lebensmitteln verwendet werden dürfen. Seit 2021 ist die Verwendung von Mehlwürmern und Wanderheuschrecken in Lebensmitteln zugelassen. Acht weitere Anträge auf Zulassung von Insekten in Lebensmitteln gibt es laut EU-Kommission bereits.

»Insekten werden schon seit 30 oder 40 Jahren verarbeitet«
Andreas Koitz, Prime Insects

Viele Verbraucher befürchten nun, dass Insekten in ihre Lebensmittel »hineingeschummelt« werden. Doch für diese Sorge gibt es keinen Grund, wie Andreas Koitz, Inhaber der Mehlwurmproduktion »Prime Insects«, erklärt: »Insekten sind ein extrem teurer Rohstoff. Auf den Kilo hochgerechnet kostet Insektenpulver zwischen 50 und 60 Euro. Wenn jemand sich zur Verwendung entschließt, dann wird er das garantiert auch groß vermerken.« Außerdem bestehe ohnehin eine Kennzeichnungspflicht für die Insekten-Verwendung. »Insekten werden schon seit 30 oder 40 Jahren verarbeitet, z. B. wird für Schellack der Zusatz meist aus Wanzen gewonnen, oder der Farbstoff Karmin aus Schildläusen«, erklärt Koitz.

Billigfleisch abschaffen
Auf der Kärntner Agrarmesse wurde Koitz häufig angesprochen, wo die Sinnhaftigkeit liegt, Insekten für Lebensmittel zu verwenden: »Es geht nicht darum, Fleisch generell abzuschaffen oder zu ersetzen. Aber wir können extrem effizient tierisches Eiweiß in die Alltagsprodukte bringen und damit das Billigfleisch, das teilweise unter unmenschlichen Umständen produziert wird, abschaffen.« Allerdings: Da die Produktionsmenge noch zu gering ist, seien Insekten preislich derzeit noch nicht attraktiv genug.

Für den »Prime Insects«-Inhaber hat die Diskussion über das jüngste EU-Gesetz aber einen entscheidenden Vorteil: »Durch die Verordnung kann sich das Thema Insekten weiter etablieren. Für mich ist das natürlich positiv, weil es stark aufgegriffen wird.«

Koitz verzeichnet seit Mitte Jänner rund 50 Prozent mehr Bestellungen in seinem Online-Shop und wird aufgrund der steigenden Nachfrage auch sein Sortiment erweitern: Noch im ersten Halbjahr werden ein Proteinriegel und Nudeln mit Insektenpulver bei ihm erhältlich sein.

Zu Gast bei »Vera«
Am vergangenen Freitag, 10. Februar, war Koitz bei Vera Russwurm in ihrer Sendung »Vera« in ORF2 zu Gast. Als »Europas größten Wurmbauer«, wie Koitz von Vera Russwurm angekündigt wurde, erklärte er unter anderem, wie er zum Wurmzüchter wurde und bot auch Produkte zur Verkostung an. Probiert wurde von Russwurm ein Proteinbrot auf Insektenbasis, das mittels Backmischung zum Verkauf angeboten wird, sowie ein Linsenaufstrich mit Mehlwurmpulver. Und auch bei den Mehlwürmer griff die Moderatorin zu: »Wer ein echter Russwurm ist, wird natürlich auch Würmer verkosten können.«

In der ORF-TVthek online unter tvthek.orf.at besteht noch bis Freitag, 17. Februar, die Möglichkeit, sich die Sendung nachträglich anzusehen.

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