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Wolfsberg. Im Zuge der Renovierungen des Valentinsaltars wurde erstmals nach 90 Jahren die Gruft darunter geöffnet. Dabei eröffnete sich dem Wolfsberger Pfarrer Christoph Kranicki ein schrecklicher Anblick auf zerstörte Särge und die Überreste der darin bestatteten Menschen. Daraufhin entschied er sich, den Verstorbenen eine angemessene Grabstätte zu errichten. »Als ich das Unwürdige sah, wollte ich Ordnung schaffen und dem Raum die Würde zurückgeben. Es sollte keine anonyme Grabstätte sein. Es handelt sich hier um Menschen, die das Leben in Wolfsberg im 17. und 18. Jahrhundert prägten«, erzählt Kranicki.
»Als ich das Unwürdige sah, wollte ich Ordnung schaffen und dem Raum die Würde zurückgeben
Christoph Kranicki, Pfarrer von Wolfsberg
Bei der archäologischen Untersuchung der Gruft durch die gebürtige Lavanttaler Grabungstechnikerin Astrid Hassler und Rainer Pauer wurden Gebeine von 45 Menschen gefunden. Darunter auch von Gräfin Eva Rosina von Herberstein, dem Wolfsberger Pfarrer Christian Friedrich, dem Lavamünder Pfarrer Caspar Rosenfelder, der Familie Kuchler, Pircker, Scherer, aber auch vom bambergerischen Verwalter Christoph Wurzer und dem Beamten Nikolaus Eggerer. Die erste Bestattung fand laut Aufzeichnungen 1655 statt.
»Es geht nicht nur um die Sanierung eines sakralen Raums, es geht um Würde, Respekt und es steckt auch ein Stück Wolfsberger Geschichte in dem Raum, die nun neu entdeckt und erforscht wird«, sagt Kranicki. Neben Gebeinen wurden in der Gruft Grabbeigaben, Textilien und Gewänder aus dem 17. und 18. Jahrhundert gefunden.
Durchgeführt wurden die Arbeiten von heimischen Unternehmen, Kosten rund 60.000 Euro. Finanziert wurde das Vorhaben über ein Leader-Projekt und private Sponsoren. Zentrales Element ist ein Sarkophag, errichtet vom Wolfsberger Steinmetz Somma mit der Inschrift eines Spruchs aus den Sterbebüchern von Wolfsberg aus dem Jahr 1754 in Latein. Übersetzt bedeutet er »Von Gott ist der Anfang und von Gott wird das Ende sein.«
Die Nischen beim Abstieg in die Gruft werden vom Lavanttaler Künstler Heimo Luxbacher mit alten Fragmenten und Elementen, die in der Gruft gefunden wurden, gestaltet.
Die Gruft wird öffentlich zugänglich sein, um der Bevölkerung ein Stück Wolfsberger Geschichte näher zu bringen. Nach telefonischer Voranmeldung bei der Pfarre unter 04352 2452 kann die Gruft mit Pfarrer Kranicki besichtigt werden. Während der Führungen werden weitere Objekte aus der Gruft, darunter ein Sarg aus dem Jahr 1774, in der Seitenkapelle präsentiert. Außerdem soll die Gruft Teil der Wolfsberger Stadtführungen werden und auch im Museum im Lavanthaus wird eine eigene Ecke mit Fundstücken eingerichtet werden.
Segnung am 3. Dezember
Da Gottesdienste, sowie eine musikalische Gestaltung unter Einhaltung der 2G-Regel möglich sind, findet am 3. Dezember um 18 Uhr das Requiem für die verstorbenen Bürger von Wolfsberg mit der Segnung der neu gestalteten Gruft statt. Die Feier wird live auf YouTube übertragen: https://youtu.be/Z0U-yfXnFVM
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