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Kleidershop-Leiterin Inge Bauer: »Im Sommer nimmt die Spendenfreudigkeit der Menschen ab«Ausgabe 30 | Mittwoch, 27. Juli 2022

Die Wolfsbergerin Inge Bauer (61) ist Leiterin des Kleidershops des Vereins zur christlichen Barmherzigkeit in Wolfsberg. Mit den Unterkärntner Nachrichten spricht sie darüber, was der Shop bietet, wer dort einkaufen darf und die Situation durch die Teuerung.

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Kommen seit den Preissteigerungen mehr Kunden in Ihren Kleidershop? 
Da wir keine Lebensmittel verkaufen, ist der Zuspruch ziemlich gleich geblieben. Ich konnte keine wirkliche Zunahme bei den Kunden bemerken.

Der Kleidershop wird seit dem Jahr 2017 vom Verein zur christlichen Barmherzigkeit. Wie ist es dazu gekommen?
An diesem Standort war ursprünglich ein Caritas-Shop. Daraufhin hat Maximilian Habsburg-Lothringen den Verein zur christlichen Barmherzigkeit gegründet. Und da ich den Caritas-Shop seit 2003 geführt hatte, hat mich Maximilian gefragt, ob ich nicht weitermachen würde. Und dieser Anfrage bin ich natürlich sehr gerne nachgekommen. 

Was wird in diesem Kleidershop alles angeboten?
Wir haben eigentlich so ziemlich alles in unserem Angebot, außer Lebensmittel und Möbel. Möbel kann ich keine mehr annehmen, dafür haben wir in unserem Shop einfach keinen Platz. Zu kaufen gibt es Haushaltsartikel, Bettwäsche, Bekleidung, Vorhänge, Schuhe, Bücher  und auch Spielwaren.

Wie viele Mitarbeiter sind im Kleidershop angestellt?
Ich bin die einzige Mitarbeiterin. Es ist sehr schwer, Mitarbeiter zu finden, denn wer möchte heute noch gratis arbeiten. 

Wer darf bei Ihnen einkaufen? Gibt es irgendwelche Beschränkungen wie zum Beispiel bei der Tafel Österreich oder dem Sozialmarkt?  
Nein, wir sind wirklich offen für jeden. Jeder, der etwas in unserem Geschäft kaufen will, kann es tun. Ob reich oder arm, das ist komplett egal und spielt bei uns keine Rolle.

Es kann also jeder bei Ihnen einkaufen. Bei Sozialmärkten oder Caritasläden ist bei vielen Menschen auch ein bisschen Scheu dabei, sie zu betreten. Sie fürchten sich, von anderen gesehen zu werden, wenn sie in einem dieser Geschäfte einkaufen. Wie ist das bei Ihnen?
Es gibt natürlich immer wieder Menschen, die Angst haben, in unseren Shop zu kommen, weil sie befürchten, dass sie dann als sozial schwach abgestempelt werden. Aber unser Laden ist ein Second-Hand-Shop oder ein Flohmarkt, warum soll man da nicht rein gehen?

Interessant ist auch, dass zu uns viele Menschen kommen, die es finanziell überhaupt nicht notwendig hätten. Kunden erzählen mir immer wieder, dass sie gerne zu mir kommen, weil einfach für jeden fast immer etwas Passendes dabei ist.

Es gibt ja nicht nur gebrauchte Waren bei mir, sondern auch viele neue Artikel, die uns aufgrund von Fehlkäufen oder ähnlichem gespendet werden. 

»Billigware, kaputte oder abgenutzte Artikel werden von mir nicht angenommen«
Inge Bauer, Leiterin

Wer spendet für Ihren Shop? Sind es Privatpersonen oder Unternehmen? 
Die meisten Spenden erhalten wir von Privatpersonen, Firmen spenden eher selten. Dabei wäre es gerade für Unternehmen auch eine gute Möglichkeit, denn sie können Spenden ja beim Finanzamt abschreiben. Sie könnten uns also Artikel spenden, die sie selbst nicht mehr loswerden, und würden damit etwas Gutes tun. 

Aber ich schaue bei den Spenden schon sehr genau darauf, dass nur  qualitativ hochwertige Ware in den Shop kommt. Billigware oder kaputte und abgenutzte Artikel werden von mir nicht angenommen.

Was kann man spenden?
Wie bereits erwähnt eigentlich alles, außer Lebensmittel. Dafür ist der SOMA-Markt zuständig. Ansonsten müssen die Sachspenden natürlich in Ordnung sein und funktionieren. Kaputte Ware nehme ich nicht an.

Wie sieht es mit der Spendenfreudigkeit aus. Gibt es dabei Schwankungen? 
Ja, das auf alle Fälle. Im Winter und im Frühjahr wird erfahrungsgemäß mehr gespendet, im Sommer nimmt die Spendenfreudigkeit immer ab. Ich habe aber immer genug Artikel im Lager, sodass ein ausreichendes Angebot zu jeder Zeit gewährleistet ist. So habe ich das ganze Jahr zu tun.

Wie viele Artikel sind in Ihrem Shop zu finden?
Das ist ganz schwer zu sagen. Ich weiß es nicht. Es gibt ja auch viele Artikel, die immer nur saisonal oder anlassbezogen angeboten werden, wie zum Beispiel Schmuck für Christbäume, Osterdekorationen oder Sachen, die man zu Fasching verwendet. Aber unsere fünf Verkaufsräume und die zwei Lagerräume sind voll mit Artikeln.

Woher kommen die Kunden?
Unsere Kunden kommen aus dem ganzen Lavanttal. Es gibt aber auch immer wieder Menschen, die aus dem Bezirk Völkermarkt zu uns kommen, denn in Völkermarkt gibt es auch keinen Caritas-Shop mehr und auch nichts, was mit unserem Angebot vergleichbar wäre. 

Wie gestalten Sie die Preise für Ihre Artikel?
Die Preise sind bei uns seit Jahren gleich geblieben. Es gibt bei uns nur Fixpreise. Zum Beispiel kostet ein Anzug zehn Euro, eine Jeans kostet drei Euro, Winterjacken gibt es um sechs Euro. Kinder- und Babyartikel sind je nach Zustand um sieben bis zehn Euro zu haben. Eine Garnitur Bettwäsche gibt es um 2,50 Euro, Vorhänge kosten zwischen 2,50 und 3,50 Euro.

Ich kann sagen, in unserem Kleidershop gibt es eigentlich nichts, das mehr als zehn Euro kostet.

Wem kommen die Einnahmen zugute?
Unsere gesamten Einnahmen werden an karitative Einrichtungen und Organisation gespendet.

Was wird derzeit am dringendsten benötigt?
Bettwäsche könnte ein bisschen mehr da sein oder auch Vorhänge. Auch Kochtöpfe und Tischdecken sind wichtig.

Wie hat sich das Kundenverhalten in den vergangenen Jahren verändert?
Es ist eigentlich ziemlich konstant geblieben. Einige ältere Menschen, die regelmäßig zu uns gekommen sind, sind zwar gestorben, aber dafür kommen jüngere nach.

Zu Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs hat der Verein für die Ukraine gesammelt und gespendet. Läuft die Aktion noch?
Wir haben Bekleidung für die Ukraine  gesammelt. Es wurde gut angenommen und  wir erhielten mehr Spenden als sonst. Die Aktion ist mittlerweile ausgelaufen. Uns wurde gesagt, dass Bekleidung nicht mehr benötigt werde.

// Info
Kleidershop des Vereins zur christlichen Barmherzigkeit. 

Allgäu 2, 9400 Wolfsberg

Öffnungszeiten
Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag jeweils von 9 bis 12 Uhr.

Kontakt 
Inge Bauer: 0699/19 14 58 99.

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