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Jürgen Ozwirk: »Von der Zukunftsregion Lavanttal sind wir noch weit entfernt«Ausgabe 17 | Mittwoch, 23. April 2025

Der neue FPÖ-Landtagsabgeordnete Jürgen Ozwirk (36) spricht über seine Aufgaben im Landtag, Anliegen aus dem Lavanttal, wie er in die Politik gekommen ist und warum die FPÖ seine politische Heimat wurde.

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In der Landtagssitzung am Donnerstag, 24. April, werden Sie als neuer Landtagsabgeordneter der FPÖ angelobt. Wie fühlen Sie sich angesichts Ihrer bevorstehenden Angelobung?
Es ist eine neue Aufgabe und zugleich eine große Herausforderung. Ich freue mich schon sehr darauf.

Sie folgen Harald Trettenbrein im Landtag nach. Sind die Fußstapfen, die er hinterlassen hat, groß?
Jeder Politiker hat seine Zeit. Er hat sicher politische Spuren in Kärnten und im Lavanttal hinterlassen, und ich danke ihm für sein langjähriges Engagement. Ich werde meinen politischen Weg auf eine andere Art und Weise, aber nicht weniger engagiert für unser Lavanttal gehen.

In welchen Ausschüssen werden Sie vertreten sein?
Ich vertrete meine Fraktion in folgenden Ausschüssen: Im Ausschuss für Standort, Energie und Raumordnung; im Ausschuss für Gesundheit, Pflege und Soziales und ich sitze auch noch im Ausschuss für Wirtschaft, Tourismus und Mobilität.

Welche politischen Ziele möchten Sie in Kärnten als Landtagsabgeordneter verfolgen?
Das Lavanttal muss als Zukunftsregion erkannt und gefördert werden. Hier liegt viel ungenutztes Potenzial. Man kann auch in der Opposition die eine oder andere thematische Diskussion anstoßen.

Wie möchten Sie die Interessen der Lavanttaler Bürger im Landtag vertreten?
So direkt wie möglich. Mit Anträgen, Anfragen und im offenen Diskurs über Fraktionen hinweg.

Gibt es spezielle Anliegen aus dem Lavanttal, für die Sie sich einsetzen werden?
Das enorme Potenzial des Lavanttals muss noch stärker in den Vordergrund gerückt und gezielt gefördert werden. Ich glaube, es ist nicht übertrieben, die Koralmbahn als unsere Jahrhundertchance zu bezeichnen. Mit einem Schlag werden wir Teil eines neuen Zentralraums, der von Graz bis Klagenfurt reicht. Dazu gibt es viele Anliegen der Bürger, die von Landesseite nicht ausreichend berücksichtigt werden. Das beginnt bei einer verfehlten Verkehrsplanung, unzureichenden Busverbindungen durch das Tal bis hin zu Wirtschafts- und Wohnraumfragen.

Sie sind auch Stadtrat in St. Andrä. Werden Sie dieses Amt weiterhin ausüben?
Das entscheidet meine Fraktion. Ich denke, ich habe sehr gute Fraktionskollegen, die diese Aufgabe wunderbar übernehmen könnten. Auch als Gemeinderat kann ich für meine Heimatgemeinde arbeiten.

Werden Sie Ihre Lehrertätigkeit auch weiterhin ausführen?
Ja. Ich bin sehr gerne Lehrer, und mit einem reduzierten Stundenausmaß wird das möglich sein. Das Verbleiben im Zivilberuf ist eine gute Basis, um nicht von der Politik abhängig zu sein und immer eine gewisse Unabhängigkeit und Bodenhaftung zu behalten.

Blicken wir ein wenig in die Vergangenheit: Wann und wie sind Sie in die Politik gekommen?
Meine ersten politischen Schritte machte ich 2015 in der Kommunalpolitik. Bei der Gemeinderatswahl erhielt ich ein Mandat in der Stadtgemeinde St. Andrä. Zuerst war ich Ersatzgemeinderat, dann Gemeinderat und Ausschussobmann im Umweltausschuss. Seit 2020 bin ich Fraktionsobmann und Stadtrat für Tourismus, Regionalentwicklung und Digitalisierung.

Was hat Sie motiviert, bei einer Partei politisch aktiv zu werden?
Am Anfang stand einfach der Wunsch, mich in meiner Heimat einzubringen. Ich wollte die Entwicklung meiner Heimatgemeinde mitgestalten, Ideen und Vorschläge einbringen. Nur kritisieren war mir zu wenig.

Warum haben Sie die FPÖ als Ihre politische Heimat gewählt?
Ich war schon immer ein politisch interessierter Mensch. Nachdem ich mir die Parteiprogramme von SPÖ, ÖVP und FPÖ durchgelesen hatte, kristallisierten sich schnell die Freiheitlichen heraus. Es sind hier vor allem die Themen – Freiheit des Einzelnen, Selbstbestimmung, Gerechtigkeit in der Gesellschaft und der hohe Stellenwert der eigenen Heimat –, die den Ausschlag gegeben haben. 

»Das enorme Potenzial des Lavanttals muss noch stärker in den Vordergrund gerückt werden« 
Jürgen Ozwirk, Landtagsabgeordneter

Haben Sie ein politisches Vorbild?
Ich habe keinen Politiker als Vorbild. Am ehesten sind meine Großeltern und Eltern ein Vorbild für mich. Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und ein respektvoller Umgang miteinander, auch mit denen, die anderer Meinung sind als man selbst – das sind Grundwerte, die ich von ihnen gelernt habe.

Wie sehen Sie die Zukunft der FPÖ in Kärnten?
Durch und durch positiv. Wir werden weiterhin unser Bestes geben, als Opposition der Landesregierung auf die Finger zu schauen und weiterhin vehement auf Versäumnisse hinzuweisen. Die Bürger werden bei der nächsten Wahl entscheiden, mit welcher Stärke sie uns in den Landtag entsenden.

Im Dezember sollen die ersten Züge durch den Koralmtunnel rollen. Ist man im Lavanttal schon bereit dafür oder müssen noch viele Arbeiten erfolgen, damit die Koralmbahn auch den gewünschten Erfolg bringt?
Ich glaube, hier gibt es noch viel zu tun. Der Koralmtunnel ist eine Schnittstelle, die wir im Lavanttal nutzen müssen. Aber damit die Züge nicht nur durch unser Tal durchfahren, ist noch viel zu tun. Ernsthafte Entwicklungsschritte abseits des Bahnhofs St. Paul sind nicht bekannt. Eine gezielte Industrie- und Gewerbeentwicklung, strategische Grundstücksbeschaffung und eine zentrale Planung, die eventuell in Richtung Industriecluster – Stahlbau- oder Holzbaucluster etc. – geht, wären mehr als angebracht. Auch eine aktive Verkehrsraumplanung oder regionale Mobilitätsstrategie sind im Lavanttal nicht erkennbar, von einer planvollen Siedlungsentwicklung ganz zu schweigen. All das sind Punkte, die nicht nur eine Gemeinde betreffen, sondern vor allem das Lavanttal als Region und natürlich auch den gesamten Raum Unterkärnten. Mit den richtigen Schritten kann die Abwanderung aus dem Lavanttal gestoppt und die Zukunftsregion Kärntens geschaffen werden. Davon sind wir noch weit entfernt.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit und welche Hobbys haben Sie?
Meine Freizeit verbringe ich am liebsten mit meiner Familie und meinen Kindern. Wie viele andere lese ich gerne, sowohl Romane als auch Fachbücher, und wenn es die Zeit erlaubt, bin ich in der Natur anzutreffen. Entweder mit meinem Hund Lumi oder auf einer meiner Laufstrecken.

Jürgen Ozwirk  wurde 1989 in St. Andrä geboren. Hauptberuflich unterrichtet er Geschichte und politische Bildung, Geografie und Wirtschaftskunde, sowie  Internationale Wirtschafts- und Kulturräume am Schulcluster HQuadrat in Wolfsberg. 2015 wurde er Gemeinderat für die FPÖ in St. Andrä. Seit 2020 ist Ozwirk im Stadtrat vertreten und aktuell  für die Referate Freizeitanlage, Tourismus und Digitalisierung verantwortlich.
Ozwirk lebt in einer Lebensgemeinschaft und hat zwei Töchter im Alter von drei und fünf Jahren.

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