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Wolfsberg. Das Marketing war gekonnt: Mit der vor dem Wolfsberger Rathaus aufgebauten Kunstinstallation »Wings für Re-Use« und einer Straße aus Schuhen entlang des Hohen Platzes machte der neue Second-Hand-Shop »Second Soul« am Samstag, 5. Mai, auf sich aufmerksam. Es wirkte, denn bei der offiziellen Eröffnung an diesem Tag war das erschienene Publikum zahlreich.
Das freute die Umwelt und die Gemeinde. Der Shop verhindert nicht nur, das aufwendig produzierte Kleidung im Müll landet. Mit ihm ist nun auch das bisher leerstehende Geschäftslokal im Haus Hoher Platz 1 gefüllt, dessen Großteil die Stadt bekanntlich im Vorjahr um 590.000 Euro erworben hat. Geführt wird »Second Soul« von »Soziale Betriebe Kärnten« (SBK), die bereits zwei Geschäfte dieser Art in Klagenfurt und Villach betreibt. SBK-Geschäftsführerin Elisabeth Niederer: »Die Nachfrage machte die Expansion möglich, wir bringen die Kreislaufwirtschaft und den Second-Hand-Gedanken in die Stadt.«
»Unsere Wickelröcke, die wir auf diese Weise herstellen, sind der Verkaufsschlager«
Elisabeth Niederer, SBK-Geschäftsführerin
SBK sammelt in Dutzenden grünen Containern in ganz Kärnten pro Jahr rund 1.300 Tonnen Alttextilien. Zehn Prozent davon werden sortiert, gereinigt und in den Shops angeboten, rund 80 Prozent werden zu Recyclingzwecken in andere EU-Staaten verkauft. Lediglich zehn Prozent müssen entsorgt werden. Bei »Second Soul« sind aber nicht nur gebrauchte Kleider zu haben: Ein Teil wird mittels »Upcycling« in Handarbeit zu Einzelstücken umgearbeitet und unter dem Label »RE.Souled« angeboten. Niederer: »Unsere Wickelröcke, die wir auf diese Weise herstellen, sind der Verkaufsschlager, weil sie jeder Frau passen.«
»Soziale Betriebe Kärnten« verfolgt aber ein weiteres Ziel. »Unsere Kernaufgabe ist es, arbeitssuchende Menschen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren«, sagt die Geschäftsführerin. Laufend werden kärntenweit rund 60 Transitmitarbeiter für den beruflichen Wiedereinstieg ausgebildet, der »Second Soul«-Shop fungiert als »Training«. Unterstützung erhält SBK vom Land Kärnten, dem Arbeitsmarktservice AMS und nun auch der Stadt Wolfsberg.
Voll des Lobes
Niederer dankte bei der Shop-Eröffnung nicht nur den Förderern, sondern lobte auch ihr Wolfsberger Team in höchsten Tönen, das den neuen Shop in kurzer Zeit aufgebaut hat: »Gute Ideen brauchen ein gutes Team, das sie auch umsetzt.«
Nachdem das Geschäft von den Besuchern ausgiebig inspiziert und einzelne Kleidungsstücke bereits anprobiert worden waren, folgte der offizielle Teil. Bundesrätin Claudia Arpa (SPÖ) freute sich über die Eröffnung und meinte: »Zukunft heißt Nachhaltigkeit. Daher ist es super, wenn gebrauchter Kleidung eine neue Seele eingehaucht wird.«
Gerade Frauen sind laut Arpa oft mit Unterbrechungen in ihrem Arbeitsleben konfrontiert, daher brauche es Möglichkeiten für eine Neuintegration in den Arbeitsmarkt. Von einem »wunderbaren Tag« sprach Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ) und schloss ein Kompliment an Niederer und ihr Team an: »Was in wenigen Wochen hier geleistet wurde, ist großartig.« Er rief die Bevölkerung auf, gebrauchte Kleidung nicht wegzuwerfen, sondern zu sammeln, etwa im Container im Innenhof des Rathauses. Und: »Ich hoffe, das ganze Lavanttal kommt hierher zum Einkaufen.«
Edelboutique
Der Kärntner AMS-Geschäftsführer Peter Wedenig hob den Erfolg der SBK bei der Integration der Mitarbeiter in den Arbeitsmarkt hervor und meinte: »Wenn man den Shop betritt, wirkt er wie eine Edelboutique, nicht wie ein Second-Hand-Laden. Ich bin überzeugt, das wird ein Erfolg.«
»Second Soul« ist montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 14 Uhr. Kleiderspenden können auch im Geschäft abgegeben werden.
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