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Norbert Aichholzer: »Das lebenslange Lernen darf kein Schlagwort sein – es braucht Vorbilder«Ausgabe 39 | Mittwoch, 28. September 2022

Norbert Aichholzer (51) legte zwei Lehrabschlussprüfungen ab, besuchte die Abend-HTL in Wolfsberg und beendete im Vorjahr ein Masterstudium. Mit gerade einmal 36 Jahren übernahm der Lavamünder die Rolle als Direktor der Wolfsberger Fachberufsschule.

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Wolfsberg. Norbert Aichholzer  wuchs am Magdalensberg bei Lavamünd auf und wohnt in St. Stefan. Er absolvierte eine Duale Ausbildung als Kfz-Mechaniker und besuchte parallel die Berufsschule in Wolfsberg – jene Schule, die er heute leitet. Er legte schließlich die zweite Lehrabschlussprüfung als Kfz-Elektriker ab und besuchte abends die HTL für Maschinenbau und Betriebstechnik in Wolfsberg. Es folgte die Meisterprüfung für Kfz-Technik. »Das war die Basis für meinen großen beruflichen Umstieg in die Forschungs- und Entwicklungsabteilung für Verbrennungsmotoren bei AVL-List in Graz«, erklärt Norbert Aichholzer. Seit September 1998 war er als Berufsschullehrer tätig. Aichholzer: »2004 wurde ich vom damaligen Direktor Heinz Liegl zum Stellvertreter ernannt, der im Februar 2008 auf sehr tragische Weise tödlich verunglückte. Damals wurde ich sehr unvorbereitet, mit nicht einmal 37 Jahren, zum Direktor bestellt.«

Aichholzer ist nicht »nur« als Direktor der Wolfsberger Fachberufsschule (FBS) tätig. Er übt auch ehrenamtliche Tätigkeiten aus: »Als Obmann von ›Education – Verein für internationale Zusammenarbeit Lavanttal‹ sorge ich mit meinem Team dafür, dass vor allem gut geförderte Erasmus-Plus-Projekte bei allen Schülern im Lavanttal ankommen. Ziel ist es, dass jeder Schüler im Lavanttal einmal im Ausland über die eigene Schule an einem Erasmus-Plus-Schülerprogramm teilgenommen hat. Bei ecoMEDIA-europe.net sorge ich als Vorsitzender, mit meinen ca. 15.000 Netzwerkpartnern über Europa verteilt, für jährliche Großkonferenzen, immer in verschiedenen Staaten. Dabei steht ›Das digitale Klassenzimmer‹ seit 2004 im Hauptfokus.«

Vorteile im beruflichen Alltag
Die gewonnen Erkenntnisse, die er bei diesen Tätigkeiten gewinnen konnte, nützen ihm auch im beruflichen Alltag. »Ich konnte mich beratend, vor allem im Bildungsministerium, in der Frage zur Berufsbildung 4.0 einbringen. Als Covid am Freitag, 13. März 2020, alle Schulen schließen ließ, war für uns innerhalb von drei Stunden der Umstieg auf das voll digitalisierte Klassenzimmer kein Problem. Unsere Fachlehrer coachten dazu auch andere Schulen weit über Österreich hinaus.«

Aichholzer, der verheiratet ist und drei Töchter hat, schloss im Dezember des Vorjahrs außerdem das Masterstudium »Schulmanagement – Bildungsmanagement« mit dem Schwerpunkt »Internationale Entwicklungen von Schulleitungsaufgaben und -forschung« ab. »Ich habe seit meinem 16. Lebensjahr alle Ausbildungen immer parallel zum Beruf gemacht. Mich freut es, dass auch unsere Töchter das ähnlich halten«, so der 51-Jährige.

Das von der Europäischen Kommission verwaltete Netzwerk »Europe Direct« wählte Norbert Aichholzer im März 2019 zum »Europäer des Monats«. Die FBS wurde unter Aichholzers Führung zur »Botschafterschule des Europäischen Parlaments« ausgezeichnet. Personal und Schule wurden in den vergangenen Jahren gezielt von der Mischberufsschule auf den Technikstandort Unterkärnten mit Kfz, Konstruktion und Metall entwickelt. Stolz ist Aichholzer auf »seine« Schüler: »Unsere Schule spielt mit ihren Lehrlingen bei Wettbewerben weltweit in der höchsten Liga mit.«

Rolle der Musik
Neben dem beruflichen Alltag und dem ehrenamtlichen Engagement, spielen die Familie und die Musik eine große Rolle im Leben von Norbert Aichholzer. »Ich verbringe gerne Zeit in unserem Garten und arbeite gerne am elterlichen Hof am Magdalensberg mit. Hier stand in letzter Zeit vor allem auch die Mithilfe bei der Pflege meines Vaters, der leider am vergangenen Freitag beerdigt wurde, im Vordergrund. Um der Demenz vorzubeugen habe ich mit dem wöchentlichen Unterricht auf der Steirischen Harmonika und auch am Kontrabass begonnen. Musik durchflutet die ganze Familie« gibt der Lavamünder Einblick. Zur Musik fand der heute 51-Jährige sehr früh, wie er erzählt: »Unsere Eltern haben allen Kindern einen anständigen Musikunterricht ermöglicht, war doch Hubert Urach mit seinem Bariton und den Lavanttalern damals das große Vorbild. Der Keller ist voll mit verschiedenen Instrumenten und einem kleinen Tonstudio. Ich durfte bei Andreas Kaplaner in der Volksschule mit dem Tubaunterricht beginnen, war dann Mitglied der Marktkapelle Lavamünd. Sobald ich wieder mehr Zeit habe, möchte ich dieses Vereinsleben wieder aktivieren.«

Sein Motto, das Norbert Aichholzer auch persönlich vorlebt: »Das lebenslange Lernen darf kein Schlagwort sein – es braucht Vorbilder.«

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