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Wolfsberg. Der Lavanttaler Bernd Hinteregger ist Hotelier, Investor und seit Kurzem Präsident des sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands Österreich (SWV). Ein Unternehmer an der Spitze eines sozialdemokratischen Verbandes – das klingt für manche wie ein Widerspruch. Für Hinteregger ist es jedoch eine logische Konsequenz seiner Biografie und seiner politischen Überzeugung. »Es reicht lange zurück, bis in meine Kindheit«, sagt Hinteregger auf die Frage, wie er zur SPÖ gekommen ist. Sein Großvater war ein glühender Sozialdemokrat, und so wuchs er in einem Umfeld auf, das von Gewerkschaftsausflügen und ARBÖ-Veranstaltungen geprägt war. Für ihn sei es ein Irrtum zu glauben, dass Unternehmertum und Sozialdemokratie nicht zusammenpassen: »Die neuen Arbeiter sind für mich die 360.000 Ein-Personen-Unternehmer und die vielen kleinen und mittleren Unternehmen in Österreich. Sie sind sozial schlecht abgesichert, bekommen Krankengeld erst ab dem 43. Tag und kein Arbeitslosengeld. Sie brauchen jetzt unsere Unterstützung«, sagt der neue Präsident.
Keine lange Bedenkzeit
Als Hinteregger gefragt wurde, ob er sich vorstellen könne, die Präsidentschaft des SWV zu übernehmen, musste er nicht lange überlegen. »Ich bin gefragt worden – von mehreren Persönlichkeiten«, sagt er. Die Entscheidung fiel rasch, denn für ihn ist klar: Die Wirtschaft braucht eine Stimme, die soziale Verantwortung und unternehmerisches Denken vereint. »Sozialdemokratisch handeln, wirtschaftlich denken« – das ist sein Credo. Hinteregger sieht sich als Brückenbauer zwischen sozialer Verantwortung und wirtschaftlicher Realität. Er lehnt den Turbokapitalismus ab und setzt auf das österreichische Modell der sozialen Marktwirtschaft. »Wir wollen Wirtschaft sozial, gerecht und nachhaltig gestalten. Wir sind das Gegenmodell zu einer Wirtschaft, die nur auf kurzfristigen Profit schielt«, so Hinteregger.
Konkrete Maßnahmen
Als Präsident des SWV will Hinteregger vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen stärken. Weniger Bürokratie, gerechtere Steuern und eine moderne Lehrlingsausbildung stehen ganz oben auf seiner Agenda. Besonders wichtig ist ihm die Senkung der Lohnnebenkosten: »Das würde allen helfen und wäre ein guter Schritt für unsere Wettbewerbsfähigkeit.« Gleichzeitig fordert er eine gerechtere Besteuerung großer Plattformen und Konzerne, um faire Bedingungen für lokale Selbstständige zu schaffen.
Kampf gegen Fachkräftemangel
Ein zentrales Thema für Hinteregger ist der Fachkräftemangel – besonders in Technik, Pflege, Health-IT und dem Data-Sektor. Seine Lösung: eine Neuausrichtung des Bildungssystems und eine »Lehre 2.0«, die moderne Anforderungen berücksichtigt. Um Mitarbeiter langfristig zu binden, schlägt er einen Lehrlingsentschädigungsfonds und neue Beteiligungsmodelle vor. Auch die Rot-Weiß-Rot-Karte müsse dringend reformiert werden: »In Wien wurden 2024 nur 54 dieser Karten vergeben – das ist viel zu wenig.“
Erfolg in Zahlen und Wirkung
Wie misst Hinteregger Erfolg? Nicht nur in Zahlen, sondern auch in Wirkung. »Wenn wir viele neue Mitglieder gewonnen haben, die sich von unserem Engagement angesprochen fühlen, und wenn wir nach der Wirtschaftskammerwahl 2030 in allen Bundesländern zugelegt haben – dann war es erfolgreich.« Ein Ziel formuliert er dabei klar: »Die FPÖ wieder auf Platz drei verweisen.«
Politischen Ambitionen
Auf die Frage nach weiteren politischen Ambitionen bleibt Hinteregger diplomatisch: »Ich wurde vor nicht einmal zwei Wochen als Präsident des sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes gewählt. Diese Position hat jetzt für mich oberste Priorität und bekommt meine volle Aufmerksamkeit.«
Zur Person
Hinteregger wurde am 18. März 1975 in Wolfsberg, als Sohn eines Lavanttaler Arztes, geboren. Hinteregger hat zwei Brüder und ist mit Lucija Hinteregger-Kassl verheiratet. Gemeinsam haben die beiden eine Tochter, Patricia Anna (13). Hinteregger maturierte an der HAK Wolfsberg und absolvierte danach ein BWL-Studium. 1999 wurde er Konzern-Marketingleiter der »Verkehrsbüro Group« und seit 2005 ist er Unternehmer und gründete die Hotelgruppe HB1 Hotels. Hinteregger war auch bei 29 Folgen der Investorenrunde der Puls4-Start-up-Show »2 Minuten 2 Millionen«. Mittlerweile ist er regelmäßig zu Gast bei der Puls24-Sendung »Wild umstritten«.
Von Michael Swersina
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