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Der Lavanttaler Dominik Habsburg-Lothringen ist der oberste Pfadfinder in der AlpenrepublikAusgabe 38 | Mittwoch, 16. September 2020

Der Präsident der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs (PPÖ) Dominik Habsburg-Lothringen (46) im Gespräch mit den UN über die Pfadfinderbewegung, Pläne für regenerative Energie im Lavanttal und wie es ist, Mitglied des Hauses Habsburg-Lothringen zu sein

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Dominik Habsburg-Lothringen (re.) bei einem Interview auf der Bühne zur öffentlichen 110-Jahr-Feier der Pfadfinderbewegung in Graz. Fotos: PfadfinderInnen Steiermark/Gregor Hiebl

Seit wann sind Sie ein Pfadfinder und wie sind Sie dazu gekommen?
Ich kam damals im Alter von sieben Jahren über Pater Enthofer SJ in St. Andrä zur damaligen Pfadfindergruppe. Mein Vater war Elternrats-obmann und auch meine Brüder waren bei den Pfadfindern.

Und Sie sind den Pfadfindern bis heute treu geblieben?
Ich habe danach sämtliche Stufen, die es bei den Pfadfindern gibt durchgemacht. Ab 18 Jahren war ich dann Stufenleiter und bin bis zum Gruppenleiter gekommen. Danach hatte ich wegen meines Studiums eine Auszeit von den Pfadfindern, die ungefähr zehn Jahre gedauert hat. 2010 wurde ich schließlich gefragt, ob ich die Landesleiterfunktion in Kärnten übernehmen würde. Diese habe ich dann sieben Jahre ausgeübt. 2014 wurde ich zum Vizepräsidenten der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs (PPÖ) und ein Jahr später schließlich Präsident.

Wie viele Mitglieder gibt es bei den Pfadfindern?
In Österreich gibt es ca. 85.000 Mitglieder in 300 Gruppen mit rund 6.000 Leitern. Weltweit gibt es rund 50 Millionen Pfadfinder und Pfadfinderinnen.

Was machen die Pfadfinder?
Unsere Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 20 Jahre. Wir fördern die ganzheitliche Entwicklung von jungen Menschen zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten. Was man bei den Pfadfindern lernt, hilft einem auch im Berufs- und Privatleben weiter. Die Pfadfinder helfen das Potenzial jedes Menschen im Laufe des eigenen Lebens zu entfalten.

Warum sollte jemand zu den Pfadfindern gehen?
Man kann sich bei den Pfadfindern entwickeln und entfalten  und neue Dinge ausprobieren. Ich habe viele Sachen, die ich bei den Pfadfindern gelernt habe, in meinen Betrieb einbringen können.
Mit fünf bis sieben Jahren gehört man den Bibern an. Dabei lernt man das Leben in der Gemeinschaft kennen und erkundet die Umgebung. Die Wichtel und Wölflinge (Mädchen und Buben von sieben bis zehn Jahre) entwickeln ihre kindliche Persönlichkeit und entdecken ihre Fähigkeiten und Talente. Mit zehn bis 13 Jahren erleben die Guides und Späher in selbstgewählten Kleingruppen ein abwechslungsreiches und von ihnen mitgestaltetes Programm mit Outdoor-Camps und Wanderungen. Die Caravelles und Explorer (13 bis 16 Jahre) bringen ihre eigenen Ideen ins Programm ein und handeln bei der Planung und Durchführung eigener Unternehmungen immer selbstständiger. Ranger und Rover (16 bis 20 Jahre) befassen sich mit selbstgewählten Themen.

Was möchten Sie als Präsident der PPÖ erreichen?
Ich bin angetreten, um dem Verband eine moderne Struktur zu geben. Man muss sich an die Zeit anpassen. Ich halte eine Struktur, die sich starr an politischen Ländern und Bezirken orientiert, für nicht  mehr zeitgemäß. Ich will die Organisation unserer Bewegung schlanker und flacher machen, kurze Entscheidungswege mit direkter Partizipation der Basis. Ich bin sehr stolz darauf, wie unser Verband funktioniert. Wir haben österreichweit gerade einmal zehn hauptberufliche Mitarbeiter. Das ist unser großer Unterschied zu anderen Vereinen.

Was machen Sie hauptberuflich?
Ich bin sein 2010 Eigentümer der Dr. Gudmund Schütte Forst- und Gutsverwaltung. Der Betrieb kam 1859 in den Besitz der Familie Schütte. Nach der Heirat von Helvig Schütte mit Heinrich Habsburg-Lothringen kam das Unternehmen in die Familie Habsburg-Lothringen. Unser Firmensitz ist in St. Andrä.

Man kann sich bei den Pfadfindern entwickeln und entfalten  und neue Dinge ausprobieren.
Dominik Habsburg-Lothringen, Präsident Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreich

Wie ist das Leben als Mitglied der Familie Habsburg-Lothringen. Bringt es Vor- oder Nachteile mit sich?
Sowohl als auch. Es gibt immer eine gewisse Erwartungshaltung einem gegenüber, das kann positiv aber auch negativ sein. Daher gefällt es mir bei den Pfadfindern so gut, da sind alle Mitglieder gleich. Man ist mit allen per Du, trägt eine Uniform in der alle gleich aussehen und wird nicht mit dem Namen verknüpft. 
Ich bin natürlich stolz ein Mitglied der Familie Habsburg-Lothringen zu sein und es ist eine Ehre dieser großen Familie anzugehören. Ich führe das weltweite Familienadressverzeichnis und bin Mitglied im »Orden vom goldenen Vlies«. Das ist der Hausorden des Hauses Österreich.

Wie ist Ihr Verhältnis zum Familienoberhaupt, Karl Habsburg-Lothringen?
Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu ihm und finde er macht diese Aufgabe auch sehr gut. Die Familie ist ja sehr weit verstreut und das macht es nicht immer leicht. Ich schätze ihn sehr.

Was halten Sie von der Diskussion um die Wiedereinführung der Adelstitel in Österreich, die Ihr Onkel Ulrich vor einigen Jahren startete?
Ich denke der Name Habsburg-Lothringen alleine reicht auch. Man weiß, wo diese Familie hingehört. Heute ist wichtig, wie verhalte ich mich, was bin ich für ein Mensch. Was bringt einem ein Adelstitel, wenn man sich nicht danach benimmt, keinen ordentlichen Umgang pflegt oder anderen keine Wertschätzung entgegenbringt. 
Da komme ich wieder zurück zu den Pfadfindern. Dort ist es egal, welchen Titel jemand trägt, es zählt nur, wie die Person handelt und mit anderen umgeht.

Welchen Adelstitel würden Sie haben, wenn Adelstitel wieder in Österreich eingeführt werden würden?
Erzherzog von Österreich.

Sie möchten ja einen Windpark bei St. Georgen errichten. Wie weit ist das Projekt fortgeschritten?
Das Projekt wird seit 2003 geplant, war aber bis heuer bei den Bewilligungen nicht erfolgreich. Daher haben wir die Anträge im Frühjahr zurückgezogen. Es ist zu viel Zeit vergangen, das Projekt hätte so nicht mehr gepasst. Wir werden uns jetzt anschauen, wie wir es an die neuen Anforderungen anpassen können und dann ein neues Projekt aufstellen. 
Die Menschen brauchen Energie und damit alle ausreichend Energie haben, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Die Produktion steigern oder einzusparen. Aber wenn wir einsparen würden, müssten wir auch dazu bereit sein, unseren Lebensstandard zurückzuschrauben und es hängen auch viele Arbeitsplätze dran. Daher sehe ich viel Potenzial in alternativer, regenerativer Energie, wie Windkraft, Fotovoltaik und Biomasse. 
Bei Windkrafträdern kann nach 20 bis 25 Jahren, wenn die Räder nicht mehr funktionsfähig sind, der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt werden, es gibt keinen nachhaltigen Eingriff. Wir müssen uns immer vor Augen halten: Was wir jetzt tun, werden erst unsere Enkel und Urenkel ernten oder spüren, daher kommt Atomkraft nicht in Frage.

Sie wollen auch ein Pumpspeicherkraftwerk auf der Koralm errichten. Wie ist bei diesem Projekt der Status?
Da sind wir derzeit voll im Plan und es ist alles auf Schiene. Im Herbst noch geben wir die Umweltverträglichkeitserklärung ab. Ich rechne damit, dass im ersten oder zweiten Quartal 2021 die mündliche UVP-Verhandlung stattfindet.  Mir ist wichtig, dass auch die Bürger eingebunden sind. So gibt es zum Beispiel einen Bürgerbeirat. Ich wohne ja selbst vor Ort, meine Familie lebt hier, wir möchten etwas Nachhaltiges schaffen, wovon alle, die hier leben, etwas haben. Wenn Menschen Fragen oder Bedenken haben, können sie sich gerne bei mir melden.

Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zur Kirche?
Ich bin ein gläubiger Katholik. Ich war lange Zeit Ministrant und ministriere immer noch gelegentlich. Außerdem bin ich auch Mitglied beim Malteser Ritterorden. Wir sind alle aufgerufen, unseren Beitrag in der Glaubensgemeinschaft zu leisten. Denn Kirche ist ja mehr als nur der Pfarrer. Der Pfarrer ist für die Seelsorge und die Messe zuständig, das Pfarrleben muss aber von der Bevölkerung gelebt werden.

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