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Nach 350 Jahren ist Schluss: Die Gastwirtschaft »Wispelhof« schließt für immer ihre PfortenAusgabe 2 | Donnerstag, 7. Januar 2021

Urkundlich erwähnt wurde der »Wispelhof« in Wolfsberg erstmals Mitte des 17. Jahrhunderts. Seit 95 Jahren war die Gastwirtschaft im Besitz der Familie Petutschnig, seit 37 Jahren wurde sie von Klaus und Eva geführt. Doch seit Jahresbeginn ist das Lokal geschlossen.

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Wolfsberg. Eigentlich wollten die »Wispelhof«-Wirtsleute Klaus und Eva Petutschnig im Vorjahr ein Jubiläum groß feiern: Die Gastwirtschaft »Wispelhof«, urkundlich erstmals Mitte des 17. Jahrhunderts erwähnt, befindet sich seit 95 Jahren in Familienbesitz. Doch Corona ließ das Jubiläumsfest platzen. Im Sommer kam die nächste Hiobsbotschaft. Der Verpächter verlängerte den Pachtvertrag nicht und so sind seit
1. Jänner die Türen des Wolfsberger Traditionsgasthauses in der Schiessstattgasse für immer geschlossen. »Wir hätten das Wirtshaus gerne noch weiter geführt, aber der Verpächter beendete völlig unerwartet das Pachtverhältnis. Durch Corona war nicht einmal ein Abschiedsfest, um unseren Gästen zu danken, möglich«, meint Eva Petutschnig traurig und enttäuscht. Seit 1983 führte sie das Lokal gemeinsam mit ihrem Ehemann Klaus und wurde dabei von den beiden Töchtern unterstützt.

Die traditionelle Gastwirtschaft »Wispelhof« in der Schiessstattgasse ist urkundlich bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts nachvollziehbar. Am 19. Juli 1925 erwarben Martin und Elise Petutschnig den Wispelhof, bauten ihn um und führten dort den Gastbetrieb fort. Seither befindet sich dieser in Familienbesitz. 1977 wurde eine Neugestaltung der Gasträumlichkeiten von Barbara und ihrem Sohn Klaus Petutschnig vorgenommen. 1983 übernahm der gelernte Koch von seiner Mutter den Gasthof und führte ihn bis Ende 2020 mit seiner Gattin Eva. Aber nun ist Schluss. »Wir hätten gerne noch zwei Jahre weitergemacht, aber leider hat der Vermieter den Pachtvertrag nicht mehr verlängert, da er mit den Räumlichkeiten etwas anderes vorhat«, erzählt Eva Petutschnig traurig.

Nachdem der Pachtvertrag nicht mehr verlängert wurde, wollten die Wirtsleute zu Silvester 2020 noch eine große Abschiedsfeier abhalten, um sich bei Stammgästen, Freunden und Vereinen würdig zu verabschieden und für die jahrzehntelange Treue zu bedanken. Aber die Corona-Pandemie machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Somit ging die Schließung des Lokals still und leise über die Bühne. 

»Wir hatten am 31. Dezember eine große Feier geplant, als DJ hatten wir Herbert Wutscher verpflichtet, der über die Jahrzehnte immer wieder bei Festen und Feiern in unserem Lokal aufgelegt hat. Aber es wurde leider nichts daraus«, meint Klaus Petutschnig wehmütig. Eva fügt hinzu: »Wir hatten echt tolle, liebe und gute Gäste.«

Die beliebte Wolfsberger Gastwirtschaft war immer ein beliebter Treffpunkt, auch für viele Vereine war das Gasthaus das Stammlokal. »Wir hatten oftmals 30 Vereine pro Woche bei uns zu Gast. Angefangen von der Stadtkapelle über Turnvereine, Tänzer, Kartenrunden, Radlrunden und Schachverein bis hin zum Seniorenbund, konnten wir regelmäßig zahlreiche Vereine bei uns begrüßen«, so Klaus Petutschnig.

Besonders in Erinnerung werden die vielen Veranstaltungen bleiben. So gab es Faschingsveranstaltungen, Grillabende und auch jahrelang die legendären griechischen Abende. Für seine griechischen Spezialitäten, vor allem Souvlaki, war das Wolfsberger Gasthaus weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt. Und seit über zehn Jahren war der Wispelhof auch bekannt für die italienische Jause, die nicht nur köstlich, sondern auch riesig war und mit der zahlreiche Veranstaltungen beliefert wurden.

Bekannt war die Gastwirtschaft neben den griechischen Spezialitäten und der italienischen Jause aber auch für die große Anzahl an Biersorten. Mit neun verschiedenen Fassbieren und 20 Flaschenbier-Sorten, darunter auch Weißbiere und Starkbiere, bot die Gastwirtschaft jedem Bierliebhaber genügend Auswahl, um seinen Durst zu löschen.

Aber das Ehepaar Petutschnig war auch immer wieder mit Unterstützung der Töchter Sabrina und Anja bei zahlreichen Veranstaltungen in Wolfsberg mit einem Stand vertreten. Über 20 Jahre lang gab es Souvlaki, Grillwurst und Bier vom Wispelhof beim Stadt- und Italienerfest sowie beim Fasching oder dem Gugga-Festival.

Seit 1. Jänner 2021 ist das Lokal nun geschlossen und die beiden leidenschaftlichen Wirtsleute im Ruhestand. Doch wie wollen die umtriebigen Wirte ihre Pension genießen?

»Wir werden die freie Zeit zum Wandern und Radfahren nutzen, Zeit mit unseren Kindern und Enkelkindern verbringen und Sachen machen, die wir jahrzehntelang wegen der Arbeit nicht machen konnten, wie zum Beispiel Kulturveranstaltungen besuchen. Wir werden einfach die Zeit genießen und in den Tag hineinleben«, sagt Eva Petutschnig abschließend.

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