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Gefährliche Fake-Job- und Kreditangebote: Wie die Betrüger im Netz ahnungslose Opfer ködernAusgabe 5 | Mittwoch, 29. Januar 2025

Immer noch lassen sich, auch im Lavanttal, viele Menschen von Fake-Job- und Kreditangeboten locken und tappen in die Falle von Cyber-Betrügern. Die Auswirkungen sind dramatisch und der angerichtete Schaden beträgt manchmal sogar 100.000 Euro und mehr.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Michael Swersina Von Michael Swersina m.swersinano@spamunterkaerntner.at
Der Wolfsberger Polizist Christian Baumgartner ist für »Cyber-Verbrechen« im Bezirk zuständig. Rechts: Ein Screenshot der Website »Watchlist«, die regelmäßig über aktuelle Betrugsmaschen, dubiose Web-Shops und Fake-Jobangebote informiert. Eine App der Watchlist ist für Android und IOS verfügbar. UN, Screenshot

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Wolfsberg. Immer wieder kursieren im Internet Fake-Jobangebote, die auf den ersten Blick wie verlockende Karrierechancen erscheinen. Die Masche dahinter: Die Täter haben es auf Menschen abgesehen, die dringend auf der Suche nach einem gut bezahlten Job sind – und sich von Versprechungen eines einfachen Einstiegs ohne Vorkenntnisse oder großen Aufwand blenden lassen. Was folgt, ist meist ein hoher finanzieller Schaden für die Opfer, die oft gar nicht merken, dass sie von Anfang an in eine perfide Falle geraten sind. Auch im Lavanttal sind Fälle, bei denen die Opfer 100.000 Euro und mehr verloren haben, keine Seltenheit.

Die Masche

Der Ablauf dieser Betrügereien ist meist der gleiche. Über Inserate, die als gut bezahlte Stellenangebote erscheinen, werden potenzielle Opfer in die Fänge der Täter gelockt. Diese Jobangebote versprechen viel Geld für wenig Arbeit. Natürlich ist die Versuchung groß, sich zu bewerben. Wer möchte nicht einen Job, bei dem man nur den eigenen Namen und die Telefonnummer angeben muss, um ein Gespräch mit einem »persönlichen Berater« zu führen?

Sobald der Kontakt hergestellt ist, beginnt die eigentliche Manipulation. Oft wird dem Opfer ein Vertrag vorgelegt – sei es ein Arbeitsvertrag oder ein angebliches Angebot zur Kreditvergabe. Was auf den ersten Blick wie ein regulärer Vertrag aussieht, entpuppt sich meist als kriminelle Falle. Der »Job« wird zum Ausgangspunkt für die Täter, um das Opfer in finanzielle Verpflichtungen zu locken.

Der »finanzielle Schaden« entsteht, wenn das Opfer aufgefordert wird, eigene Bankkonten zu eröffnen oder Informationen zu seinen bestehenden Konten preiszugeben. Manchmal wird auch der Zugriff auf das Gerät des Opfers durch Fernwartungstools ermöglicht, um sensible Daten auszulesen. Häufig geht es bei den Jobs auch darum,  Gelder von fremden Konten, die auf das Konto des Opfers überwiesen werden, weiterzuleiten – ein klarer Fall von Geldwäsche. Doch die meisten Opfer merken erst zu spät, dass sie Teil eines groß angelegten Betrugs sind.

»Money Mules« – die Komplizen

In der Fachsprache werden diese ahnungslosen Opfer als »Money Mules« – Geldesel – bezeichnet. Sie sind die unwissentlichen Handlanger der Täter, die in den meisten Fällen weder von der kriminellen Energie noch von den Auswirkungen des Betrugs wissen. »Das Gefühl, zu einem echten Jobangebot eingeladen zu werden, oder der Druck, einen schnellen Kredit zu bekommen, lässt die meisten nicht mehr rational nachdenken. Viele Opfer melden sich erst spät bei der Polizei, und dann ist der Schaden oft schon riesig«, sagt Christian Baumgartner, IT-Experte der Wolfsberger Polizei. Laut ihm werde aber nur ein Bruchteil der Betrugsfälle überhaupt angezeigt – die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.

Kreditsuche als Einstieg

Neben den Jobangeboten gibt es eine weitere betrügerische Masche, die besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit beliebt ist: die falsche Kreditvergabe. »Menschen, die bei Banken keinen Kredit erhalten können, suchen verstärkt nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten. Auch hier lauern im Netz unzählige Angebote, die oft als ›schnelle Kredite‹ und ›günstige Finanzierungen‹ bezeichnet werden«, erzählt Baumgartner. 

Hinter den vermeintlich günstigen Angeboten stecken oft die gleichen Täter wie bei den Fake-Jobanzeigen. Sie bieten scheinbar unkompliziert die Möglichkeit, ein Darlehen zu bekommen, und verlangen dafür zunächst Gebühren, die vorab gezahlt werden müssen. Sobald das Opfer die Gebühr bezahlt, verschwindet der Kontakt zum »Finanzberater« – und mit ihm das Geld. Oder es werden ständig neue »Gebühren« fällig.

Der lange Weg der Ermittlungen

Die Polizei steht bei der Aufklärung solcher Fälle vor großen Herausforderungen. Die Täter agieren oft aus dem Ausland, wo sie verborgen bleiben. Die Ermittlungen ziehen sich über Jahre hinweg. Ein großer Teil der Ermittlungsarbeit besteht darin, die gesammelten Daten abzugleichen und mit internationalen Strafverfolgungsbehörden wie Europol zu teilen, um die Täter zu identifizieren und ihre Bewegungen nachzuvollziehen.

Baumgartner empfiehlt Opfern, so viele Beweise wie möglich zu sammeln – sei es in Form von Screenshots, Bankbelegen oder E-Mails. »Oft fehlen die konkreten Daten, die eine schnelle Aufklärung ermöglichen könnten«, so Baumgartner. Auch die Zusammenarbeit mit Banken ist entscheidend, da diese den Ermittlern helfen können, den Ursprung der Transaktionen zurückzuverfolgen, was auch von der Wolfsberger Polizei forciert wird.

So schützt man sich

Die beste Prävention gegen solche Betrügereien ist nach wie vor die eigene Wachsamkeit. Wer auf ein verlockendes Jobangebot oder eine Kreditofferte stößt, sollte immer kritisch hinterfragen, ob es sich um ein echtes Angebot handelt. Die Polizei empfiehlt, bei Verdacht auf einen Betrug schnell zu handeln und sich nicht von einem freundlichen »Finanzberater« oder »Bankdirektor« beeindrucken zu lassen. Ein nützliches Tool ist die »Watchlist«, die unter watchlist-internet.at aufgerufen werden kann und regelmäßig vor aktuellen Betrugsversuchen warnt. Auch eine entsprechende App ist für Android und IOs kostenlos erhältlich und liefert tagesaktuelle Informationen zu verdächtigen Websites, Anbietern und Angeboten. 

Ein Aufruf an alle Opfer

Trotz der wiederholten Betrugsfälle gibt es noch viele Menschen, die sich schämen und sich nicht bei der Polizei melden. 

»Dabei wäre eine schnelle Anzeige der Schlüssel, um weitere Schäden zu verhindern und die Täter zu fassen. Das Risiko, noch tiefer in die Falle zu tappen, steigt, je länger man wartet«, so Baumgartner, der abschließend meint: »Wer sich nicht gegen Betrüger wappnet, kann schnell zum Opfer werden. Es ist wichtig, kritisch zu bleiben und sich nicht von vermeintlichen Karrierechancen oder Kreditangeboten blenden zu lassen.«

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