Artikel
WOLFSBERG. Die Grüne Bildungswerkstatt lud vorige Woche in Wolfsberg zu einer Diskussionsveranstaltung zum Thema „Tierschutz: Sein und Schein“, um über den Status quo beim Tierschutz in Kärnten, Österreich und auf europäischer Ebene zu diskutieren. Als Experten waren Tierarzt und Tierschutzexperte Alexander Rabitsch, Irina Fronescu von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten Österreich, David Richter vom Verein gegen Tierfabriken und Landwirtschaftskammerrat und Biobauer Reinhard Stückler geladen. Als Moderator führte Tommy Schmid durch die Veranstaltung, der die teils sehr hitzige Diskussionen bestens unter Kontrolle hatte.
Unterschiedliche Zugänge zum Thema „Tierschutz“ Ziel war es, verschiedene Herangehensweisen zum Tierschutz zu beleuchten, was durch die unterschiedlichen Zugänge der Experten möglich wurde. Tierarzt Alexander Rabitsch ist Experte auf dem Gebiet der Tiertransportkontrollen, die er lange für Österreich durchgeführt hat. Mittlerweile schult er Amtstierärzte in anderen europäischen Ländern, bis nach Lettland und Litauen, darin, worauf sie bei Kontrollen achten müssen. Gerade im Bereich der Tiertransporte, klaffen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. Kontrolle sind notwendig, um Missstände, wie zu lange Transportzeiten, zu reduzieren. „Das Problem ist, das Fleisch zu billig verkauft wird und dadurch auch das Tier dahinter keinen Wert mehr hat. Die OECD prognostiziert, dass sich die weltweite Fleischproduktion bis 2050 verdoppeln wird. Insgesamt nehmen die Transporte zu, wir bewegen uns also in die falsche Richtung“, so Rabitsch, der dafür plädiert, das man selbst im Kleinen anfängt, etwas zu ändern. Im Großen würde er bessere Systeme für die Nutztiere als Lösungsansatz sehen. Expertin Irina Fronseco arbeitet seit fünf Jahren bei den Vier Pfoten Österreich, einer NGO, die heuer ihr 30-Jahr Jubiläum feiert und international in 12 Ländern aktiv ist. Gleich wie David Richter, der vom Verein gegen Tierfabriken bei der Diskussion anwesend war, setzt Vier Pfoten auf Aufklärung und Kampagnen, um sich für den Tierschutz einzusetzen. Biobauer und Landwirtschaftskammerrat Reinhard Stückler (Die Grünen) beleuchtete hingegen den Zugang zum Tierschutz aus der Praxis eines Biobauern. Stückler hat vor rund einem Jahr seinen Milchkuhhaltung (rund 20 Kühe) auf Bio umgestellt und gab einen Einblick in diesen Umstellungsprozess.
Konsumenten informieren Einig waren sich alle darin, dass die Menschen besser über die Zustände in der Nutztierhaltung aufgeklärt und die Produkte besser gekennzeichnet werden sollten. „Wir versuchen den Menschen fehlende Informationen zu geben und auch Ratgeber zu entwerfen, welche Gütesiegel vertrauenswürdig sind und welche eher unter Greenwashing fallen“, so Fronsescu. Als Greenwashing wird eine PR-Methode von Unternehmen bezeichnet, bei denen diese nach außen hin ein vermeintlich umweltfreundliches Image vermitteln, das nicht der Realität entspricht. Auch Richter sieht den Anspruch des Vereins gegen Tierfabriken, den Leuten zu vermitteln, wie die Realität aussieht: „Das Thema des heutigen Abends ‚Sein und Schein‘ trifft das super. Die Leute haben eine Erwartungshaltung, aber in der Realität schaut es meist anders aus. Das ist auch unsere Kritik an Werbung, auch zum Beispiel von Ama, dass die ein Bild von Nutztierhaltung zeigen, das einfach nicht der Realität entspricht. Die Menschen sollen aber wissen, was sie kaufen. Deswegen zeigen wir auch hauptsächlich Fotos von Missständen – die geschönten Bilder zeigen sowieso die anderen. Warum lernt man nicht in der Schule, wie Schweine und Hühner gehalten und geschlachtet werden? Da braucht man nicht von Ideologie reden, sondern einfach nur von Fakten.“
0 Kommentare Kommentieren
Keine Kommentare gefunden!