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Neuer Offner-Standort in Wolfsberg geplant: Anrainer kündigen jetzt massiven Widerstand anAusgabe 47 | Dienstag, 19. November 2024

Die KLH Massivholz GmbH, Teil der Johann Offner Unternehmensgruppe, will in Ritzing ein 6,6 Hektar großes Gebiet mit Hallen und bis zu 25 Metern hohen Silotürmen bebauen. Anwohner erfuhren erst kürzlich davon und sammeln Unterschriften gegen das Projekt.

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Wolfsberg. Es ist ein gewaltiges Projekt, das in Ritzing direkt an der Gemeindegrenze zu Frantschach-St. Gertraud geplant ist. Und dagegen regt sich nun massiver Widerstand unter den Anrainern: »Wir werden Unterschriften sammeln und Einspruch einlegen.«

Die KLH Massivholz GmbH, Teil der Johann Offner Unternehmensgruppe, will laut einer Kundmachung der Stadt Wolfsberg anschließend an das Sägewerk Offner in Ritzing einen neuen Produktionsstandort bauen. »Geplant sind die Errichtung eines Hobelwerks/Vorfertigung von Rohlamellen für die KLH-Massivholzplatten, einer Pelletsproduktion und einer Dämmplattenherstellung im Rahmen der Verwertung anfallender Holzabfälle«, heißt es in der Beschreibung.

»Wir werden uns das nicht gefallen lassen, wir werden uns dagegen wehren«
Anrainer zum geplanten Projekt

Dafür wurde bei der Stadt die Erlassung einer integrierten Flächenwidmungs- und Bebauungsplanung beantragt, es geht um ein Grundstück mit der Größe von 68.342 Quadratmetern nordwestlich der Bahnlinie Wolfsberg-Zeltweg. Davon sind 66.802 Quadratmeter von der Umwidmung betroffen, 1.540 Quadratmeter sollen Grünland bleiben – für die Land- und Forstwirtschaft bestimmte Flächen.

Anschließend an den Stammsitz der Unternehmensgruppe Offner, in einem Gebiet »nördlich der Wolfsberger Innenstadt (Schwemmtratten und Ritzing)«, das »traditionell gewerblich-industriell geprägt« sei und unmittelbar an das Gemeindegrenze von Frantschach-St. Gertraud grenzt, sind Hallen und mehrere Silotürme geplant.

Die Türme dürfen eine maximale Bauhöhe von 25 Metern aufweisen, müssen aber im Inneren des Standorts gebaut werden und »zu den äußeren Grundstücksgrenzen im Westen und Norden einen Abstand von 40 Meter« einhalten, heißt es in den Unterlagen.

Dort steht auch: »Es ist anzumerken, dass die nördlich angrenzenden Flächen außerhalb des Gemeindegebiets im Örtlichen Entwicklungskonzept von Frantschach-St. Gertraud für die Wohnnutzung vorgesehen sind.« Um die hohe Baumasse »verträglich in die Umgebung einzupassen«, sind Maßnahmen vorgesehen, etwa die genannten Abstände zu den Grundstücksgrenzen, die bepflanzt werden sollen. Und: »Durch ergänzende gestalterische Maßnahmen der äußeren Fassaden soll sowohl ein städtebaulicher als auch ein funktionsgliedernder Übergang erfolgen.«

Das sagen die Anrainer
Das reicht den Anrainern aber nicht. »Erstens haben wir erst Anfang November durch eine Mitteilung der Gemeinde Frant-schach-St. Gertraud von dem Projekt erfahren, vorher wurde alles im Hintergrund vorangetrieben«, sagen zwei Betroffene, die ungenannt bleiben wollen und die mangelnde Transparenz kritisieren: »Die Frist, bis zu der man eine Stellungnahme abgeben kann, läuft nur bis 27. November.« Außerdem sei das betroffene Gebiet nicht traditionell gewerblich genutzt: »Das ist jetzt eine Wohnsiedlung.«

Betroffen seien mindestens 500 Menschen, die etwa zur Hälfte in Wolfsberg, zur Hälfte in Frantschach-St. Gertraud leben. »Wir wollen die Bevölkerung, die von dem noch nichts weiß, aufklären«, so ein Anrainer. »Wir werden gegen das Projekt Unterschriften sammeln, schon jetzt sind Dutzende Häuser dagegen.«
Die Befürchtungen: »Die Halle könnte im Endausbau 275 Meter lang werden, dazu die hohen Silos. Unsere Lebensqualität würde massiv sinken, wir wollen nicht in einem Industriegebiet leben. Wir fürchten neben Geruch und Lärm auch die Feinstaubbelastung. Außerdem muss man die Bodenversiegelung berücksichtigen.«

Ein weiterer Anrainer meint: »24 Stunden am Tag Lärm. Ein Anrainer machte eine Lärmmessung, laut der wir jetzt schon dauerhaft 60 Dezibel haben. Da würde weitere Belastung dazukommen, nicht zuletzt durch 170 Lkw-Fahrten pro Tag.« Auch die finanziellen Folgen machen den Anwohnern Sorgen: »Der Wert unserer Häuser ginge in den Keller, wenn dieses Vorhaben umgesetzt wird. Wir werden uns das nicht gefallen lassen, wir werden uns dagegen wehren.«

Der Wolfsberger Vizebürgermeister Alexander Radl (SPÖ) sagt: »Die Stadtgemeinde Wolfsberg steht dem Projekt positiv gegenüber. Bei der Offner Unternehmensgruppe handelt es sich um einen Traditionsbetrieb mit über 250-jähriger Geschichte als ein Leitbetrieb Wolfsbergs und um einen wichtigen regionalen Arbeitgeber.  Bei dem Projekt geht es um eine nachhaltige betriebliche Entwicklung in der Weiterverarbeitung des Rohstoffs Holz.«  Der beabsichtigte Standort sei im Wolfsberger Entwicklungskonzept als Vorrangstandort für gewerbliche Nutzung mit besonderem Entwicklungspotenzial enthalten. Auch eine Vorprüfung der Kärntner Landesregierung spreche sich aufgrund positiver Auswirkungen für den Wirtschaftsraum Lavanttal für das Projekt aus, so der Vizebürgermeister.

»Übliches Verfahren«
Auf die Frage, warum es im Vorfeld keine Info-Veranstaltung für die Anrainer gab, meint Radl: »Es handelt sich um ein völlig transparentes und in dieser Form übliches Behördenverfahren, an dessen Beginn die öffentliche Kundmachung der beabsichtigten Umwidmung steht.« Der Entwurf der Verordnung liege mit allen beigefügten Unterlagen acht Wochen lang im Rathaus auf und sei auch auf der Homepage der Stadt Wolfsberg veröffentlicht. Radl: »Anrainer können Stellungnahmen einbringen, diese kommen auch verpflichtend im Gemeinderat öffentlich zur Sprache. Überdies lädt der Widmungswerber alle Anrainer zu einem persönlichen Gespräch ein.«

Auf die Sorgen der Anrainer bezüglich ihrer Lebensqualität antwortet der Vizebürgermeister mit dem Hinweis auf »Maßnahmen zum Lärm- und Sichtschutz, darunter auch Begrünungen und Bebauung mit abschirmender Wirkung zur angrenzenden Wohnbebauung«. Dazu sei die Produktion zur Vermeidung von Lärmbelastungen in geschlossenen Hallen geplant.

Die Unterkärntner Nachrichten fragten auch bei der Johann Offner Unternehmensgruppe um eine Stellungnahme nach. Die Antwort lesen Sie unten.

 

Offner Unternehmensgruppe nimmt Stellung und erläutert ihr Vorhaben

Wolfsberg. Auf einen Fragenkatalog der Unterkärntner Nachrichten rund um den geplanten Produktionsstandort in Ritzing (siehe Artikel oben) antwortete Johann Offner, Geschäftsführer der Johann Offner Unternehmensgruppe, mit dieser Stellungnahme:

»Die KLH Massivholz Wiesenau GmbH, ein Unternehmen der Johann Offner Unternehmensgruppe, plant eine Erweiterung des bestehenden Sägewerks in Wolfsberg. Die angrenzenden Grundstücke, die sich über eine Fläche von etwa 6,8 Hektar erstrecken und seit Jahrzehnten im Besitz der Unternehmensgruppe befinden, sollen für einen neuen Weiterverarbeitungsbetrieb genutzt werden. Mit dieser Erweiterung soll die nachhaltige betriebliche Entwicklung des Standorts vorangetrieben und wirtschaftliche sowie umweltrelevante Synergien bestmöglich ausgeschöpft werden.

Obwohl die Flächen derzeit als Grünland gewidmet sind, sind sie im örtlichen Entwicklungskonzept (ÖEK) der Stadtgemeinde Wolfsberg als Vorrangstandort für gewerbliche Nutzungen mit besonderem Entwicklungspotenzial ausgewiesen. Die KLH Massivholz Wiesenau GmbH hat die Anforderungen für ein positives Widmungsverfahren in enger Abstimmung mit der Kärntner Landesregierung durchgeführt. Dazu wurden zahlreiche Ingenieurbüros beauftragt, deren Ergebnisse von den Amtssachverständigen der Kärntner Landesregierung auf Richtigkeit geprüft wurden.

›Wir befinden uns noch am Beginn des Widmungsverfahrens‹, erklärt Mag. Johann Offner. ›Im Falle einer positiven Entscheidung planen wir die Umsetzung des Projekts unter strikter Einhaltung aller erforderlichen Auflagen zu Emissionen, Immissionen und zum landschaftlichen Erscheinungsbild. Wir werden den gesamten Prozess eng in Abstimmung mit den Anrainern gestalten.‹

Die Bedenken einiger Anrainer hinsichtlich einer erhöhten Verkehrsbelastung sind nachvollziehbar, jedoch laut Berechnungen zumutbar.

Weniger Verkehr, kein Lärm
Insgesamt wird die Verkehrsbelastung durch die geplante Produktion von Fertig- und Halbfertigprodukten am Standort deutlich verringert. Da die Produktion zudem in geschlossenen Hallen stattfindet, sind keine Lärmemissionen oder sonstigen Immissionen zu erwarten.

Mag. Offner lädt alle Anrainer sowie den Bürgermeister bzw. Vertreter der Marktgemeinde Frantschach/St. Gertraud zu einem persönlichen Gespräch ein, um das Projekt im Detail vorzustellen und auf etwaige Fragen einzugehen.

Laut einer Vorprüfung der Abteilung 15 der Kärntner Landesregierung (Standort, Raumordnung und Energie) ist die betriebliche Weiterentwicklung nicht nur für Wolfsberg, sondern für den gesamten Wirtschaftsraum Lavanttal von großer Bedeutung. Die direkte räumliche Nähe des Erweiterungsareals zum bestehenden Sägewerk erlaubt es, bestehende Strukturen und Synergien optimal zu nutzen und so die Wirtschaftsregion zu stärken.

Mit der geplanten Investition setzt die Johann Offner Unternehmensgruppe einen wichtigen Schritt zur langfristigen Entwicklung und Absicherung des Standorts sowie zur Förderung der regionalen Wirtschaft in Kärnten.«

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