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Wie fühlt es sich an, als gebürtige Wolfsbergerin nun eine so zentrale Rolle in der Wiener Stadtpolitik zu übernehmen?
Sehr gut. Es ist mir eine große Ehre, für die größte Stadt Österreichs Verantwortung übernehmen zu dürfen, und ich freue mich, dass wir, die Neos, jetzt in Wien und in Österreich etwas bewegen können.
Wurden Sie in Wolfsberg nur geboren oder haben Sie dort auch Teile Ihrer Kindheit und Jugend verbracht?
Ich wurde in Wolfsberg geboren und habe sechs Jahre in Fischering bei St. Andrä gelebt, bevor wir nach Klagenfurt übersiedelt sind.
Und seit wann leben Sie in Wien?
Ich bin im Jahr 2005 nach Wien gezogen und lebe seither in der Bundeshauptstadt.
Haben Sie noch eine aktive Verbindung zu Wolfsberg und wie pflegen Sie diese?
Ich habe Familie in Wolfsberg und komme deswegen natürlich oft auf Besuch ins Lavanttal. Eine besonders schöne Erinnerung, die ich mit Wolfsberg verbinde, ist das Stadionbad im Sommer, in dem ich viel Zeit verbrachte. Ein weiteres Highlight ist natürlich immer das Gackern in St. Andrä. Und ich freu mich schon darauf, wenn es durch den Koralmtunnel schneller geht, von Wien nach Wolfsberg zu fahren.
Welche Werte und Erfahrungen aus Ihrer Heimat Wolfsberg prägen Ihre politische Arbeit in Wien?
Ich bin ja im ländlichen Bereich von Wolfsberg groß geworden, ich glaube da prägt einen immer vor allem der Gemeinschaftssinn am Land. Das spielt sicher auch eine Rolle bei meinem Anliegen, das Leben der Menschen besser zu machen.
Welche Schwerpunkte möchten Sie als Vizebürgermeisterin setzen, um Wien zukunftsfähig zu gestalten?
Jetzt gerade unterstützen wir die Schulen bei der Umsetzung des Handyverbots. Mir persönlich ist aber vor allem das Thema Chancengerechtigkeit wichtig: Da geht es darum, dass jedes Kind einen ganztägigen Kindergartenplatz hat, aber auch jedes Schulkind ein warmes Mittagessen in der Schule bekommt. Und ich setze mich weiterhin für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs ein und dass Wien noch grüner wird.
Wie wollen Sie sicherstellen, dass die Neos in der Wiener Stadtregierung ihre Handschrift hinterlassen?
Ich glaube, wir haben da als rot-pinke Fortschrittskoalition einen guten Modus gefunden. Wir Neos verhandeln hart, aber streiten nicht öffentlich. Das hat in dieser Regierungsperiode zu einem starken Regierungsprogramm geführt, das zu einem Großteil umgesetzt ist, wir haben all unsere Koalitionsbedingungen von 2020 erfüllt. Unsere Priorität ist Fortschritt – und wir sind gut darin, ihn auf den Weg zu bringen.
Welche Herausforderungen sehen Sie in Ihrer neuen Rolle, und wie möchten Sie diese angehen?
Regieren ist die Kunst des Möglichen – wir haben große Ziele, aber begrenzte Möglichkeiten. Ein Beispiel: Die angespannte politische Situation in ganz Österreich lässt nicht viel Spielraum zu, da muss man realistisch sein. Aber ich bin optimistisch, dass wir Neos das weiterhin gut hinbekommen werden, sowohl in Wien als auch in ganz Österreich.
Gibt es konkrete Projekte, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Das kostenlose, gesunde, warme Mittagessen, das wir in Wiener Schulen eingeführt haben – ein echter Gamechanger in Sachen Chancengerechtigkeit. Im nächsten Schritt will ich das auf alle Bildungseinrichtungen ausweiten.
Was war Ihr Antrieb, sich bei den Neos zu engagieren?
In meiner Rolle als Projektleiterin bei der Energieagentur habe ich gemerkt, wie wenig evidenzbasiert die Politik arbeitet. Das löst entweder Frust aus – oder den Drive, etwas zu verändern. Darum hat es mich in die Politik und zu den Neos gezogen, wo es um die besten Ideen geht statt um Opportunismus.
Nun sind die Neos erstmals in der Bundesregierung vertreten. Welche Schwerpunkte auf Bundesebene werden die Neos setzen?
Wir Neos stellen immer Bildung über alles. Mein Vorgänger Christoph Wiederkehr (Anm.: jetzt Bildungsminister) wird die beste Bildung für alle Kinder sicherstellen – sowohl in den Schulen als auch in den Kindergärten als erste Bildungseinrichtungen.
Haben Sie noch weitere politische Ambitionen? Möchten Sie vielleicht einmal auch in die Bundespolitik?
Nein, ich bin gerne in der Landespolitik.
// Zur Person
Bettina Emmerling wurde am 5. März 1980 in Wolfsberg geboren.
Nach der Matura am Ingeborg-Bachmann-Gymnasium in Klagenfurt im Jahr 1999 absolvierte sie an der Karl-Franzens-Universität in Graz das Studium der Umweltsystemwissenschaften mit den Schwerpunkten Verkehrswesen, Klimageographie, internationale Umweltpolitik und Volkswirtschafts-
lehre. Ihre Diplomarbeit widmete sich dem Thema »Der CO2-Emissionshandel: Konkrete Ausgestaltung, Umsetzung und Wirkungen für Österreich«.
Danach absolvierte sie den postgradualen Lehrgang »Management & Umwelt« in
St. Pölten mit ausgezeichnetem Erfolg.
Von 2005 bis 2015 war Emmerling Mitglied des Wiener Gemeinderats und Landtagsabgeordnete, von 2019 bis 2020 fungierte sie als Geschäftsführerin der »G.F.& C.O. GmbH, Bar Salinas« in Wien.
Ab November 2020 war Emmerling erneut Mitglied des Wiener Gemeinderats und Landtagsabgeordnete, als Klubvorsitzende der Neos Wien und Bildungssprecherin sowie Vorsitzende des Gemeinderatsausschusses für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz.
Seit 7. März ist die Wolfsbergerin nun Vizebürgermeisterin und amtsführenden Stadträtin für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz der Stadt Wien.
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