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Mate Gerebics vom Café »Orpheo«: »Unser größtes Problem derzeit ist es, Personal zu bekommen« Ausgabe 37 | Mittwoch, 14. September 2022

Mate Gerebics (32) vom Café »Orpheo« spricht mit den Unterkärntner Nachrichten über die aktuellen Probleme in der Gastronomie, über die Schwierigkeiten neues Personal zu bekommen, Preissteigerungen und ob er in fünf Jahren noch in der Gastronomie tätig sein wird.

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Sie haben im Jahr 2020 gemeinsam mit Lukas Peinsitt das »Orpheo« im Trattlpark übernommen. Wie ist es dazu gekommen?
Ich habe bereits 2009, als ich noch Schüler war, am Wochenende beim »Wutscha« ausgeholfen und so mein Taschengeld verdient. Das habe ich bis 2012 gemacht. Mein Kollege, Lukas Peinsitt, hat damals im »Monte Lupo« gearbeitet. Und als unsere beiden Chefs damals mit ihren Lokalen aufgehört hatten und das »Murphys« frei wurde, haben wir uns entschlossen, das Lokal zu übernehmen und haben daraus das »Stones« gemacht. Wir wollten aber immer einen Schritt weiter gehen und auch von der Nachtgastronomie wegkommen und als sich 2020 die Möglichkeit bot, das »Orpheo« zu übernehmen, haben wir zugeschlagen.

Sie haben das Lokal in einer schwierigen Zeit – sprich Corona und Lockdowns – eröffnet. Wie war das für Sie?
Es war schon eine schwere Zeit. Es hat sich einiges verzögert, so auch das Eröffnungsdatum. Aber wir konnten in dieser Zeit auch sehr viel lernen und haben immer versucht, das Positive herauszuholen.

Was war das Positive für Sie?
Wir wollten im März 2020 aufsperren, das war dann aber aufgrund des Lockdowns nicht möglich. So hatten wir dann zwei Monate Zeit, uns um »Kleinigkeiten« zu kümmern, die wir sonst wahrscheinlich liegen lassen hätten. Wir konnten Zeit in Dekoration und kreative Arbeiten investieren, ohne die das Lokal das heutige Flair nicht hätte.

Nach zweieinhalb Jahren Corona und den aktuellen Preissteigerungen, wie läuft es bei euch derzeit?
Unser größtes Problem derzeit ist es, Personal zu bekommen. Es war sogar während der Coronazeit und mitten in den Lockdowns einfacher Personal zu finden, als jetzt. Damals sind jede Woche Menschen aufgetaucht und wollten arbeiten. Nun hatten wir bereits im April, als wir die heurige Saison eröffneten, zu wenig Personal. Im Sommer war es dann besser, da hatten wir immer wieder Studenten, die ausgeholfen haben, aber nun müssen sie zurück an die Uni. Wir mussten nun aufgrund des Personalmangels erstmals Ruhetage einlegen, da wir sonst mit den Mitarbeitern nicht über die Runden kommen. Es ist aber derzeit in allen Branchen sehr schwer, gutes Personal zu finden.

Woran liegt das?
(Lacht). Wenn ich das beantworten könnte, hätte ich kein Personalproblem.

Viele Gastronomen jammern, dass sie nun weniger Gäste hätten als vor der Coronapandemie. Wie ist das bei Ihnen?
Ich würde nicht sagen, dass sich  die Lage gegenüber der Vor-Corona-Zeit verschlechtert hat. Das Lokal läuft heuer sicher nicht schlechter als vor Corona.

Jetzt kommen zu den Personalproblemen noch massive Preissteigerungen hinzu. Wie hart treffen Sie diese?
Dass es in der Gastronomie regelmäßig Preiserhöhungen gibt, ist ganz normal. Alle paar Jahre geht eine Steuer nach oben oder ähnliches. Aber die aktuellen Steigerungen haben eine ganz andere Dimension. Ich habe diese Woche einen Brief von meinem Kaffeelieferanten bekommen. Er teilte mir mit, dass die Kosten für den Transport um über 600 Prozent gestiegen seien. Das schlägt sich natürlich auch im Kaffeepreis nieder. Im Laufe des heurigen Jahres ist er um 50 Prozent gestiegen.

Das heißt, Sie haben auch Preisanpassungen vornehmen müssen?
Wir haben noch keine Preisanpassung vorgenommen und unsere Saison ist bald vorbei, wir werden im letzten Monat auch keine Preise mehr erhöhen. Aber mit Ende der Saison werden auch wir Anpassungen vornehmen müssen. Es wird aber sicher nicht der Riesensprung werden. Ich glaube, wenn ein Espresso nicht mehr 2,20 Euro, sondern 2,40 Euro kostet, ist das sicher zu verkraften. Das mit den Preiserhöhungen ist aber auch immer so eine Konkurrenzsache. Wenn der Erste die Preise erhöhte, ziehen früher oder später die anderen nach.

Die Energiepreise sind so hoch wie noch nie und die Heizsaison steht bevor. Wie werdet Ihr damit umgehen?
Strom hat uns bislang noch nicht so sehr belastet, da wir ja von Jänner bis März geschlossen haben. Uns ist aber klar, dass wir nächstes Jahr mehr für den Strom zu bezahlen haben. Für die heurige Heizsaison müssen wir die Kosten einfach schlucken. Wir müssen ja heizen, wir können von unseren Gästen nicht verlangen, dass sie in der Kälte sitzen.

Sie haben früher gesagt, Sie benötigen mehr Personal. Wen würden Sie brauchen?
Wir haben viel zu wenig Beschäftigte. Vollzeit arbeiten drei Personen bei uns, dazu kommen ein paar Teilzeitmitarbeiter und Aushilfen. Ab April 2023 brauchen wir dann aber jede Menge Personal. Insgesamt benötigen wir sechs bis sieben Vollzeitkräfte und wir brauchen Aushilfen und Reinigungspersonal. In der Hochsaison arbeiten wir mit bis zu zehn Leuten, wir haben jeden Tag geöffnet und arbeiten mit zwei Schichten. Da braucht man schon entsprechend Personal. Wir zahlen weit über kollektiv, bieten eine lässige Atmosphäre und sind flexibel. Wenn jemand Interesse hat, kann er gerne bei uns vorbeischauen.

Sie haben im Vorjahr das Lokal »Stones« aufgegeben. Warum?
Wie bereits anfangs erwähnt, wollten mein Geschäftspartner und ich von der Nachtgastronomie weg. Außerdem ist es nicht einfach, zwei Lokale parallel zu führen. Da haben wir uns entschlossen, eines abzugeben. Manchmal ist weniger mehr. Zwei ehemalige Mitarbeiter haben das »Stones« übernommen. Sie führen unsere Linie, die wir eingeführt haben, weiter: Lavanttaler Jause sowie Blues- und Rockmusik.

Derzeit stehen in Wolfsberg einige Lokale leer (Wispelhof, Brauhof, Staudacher, Vorstadtcafé, Parkcafé, Café im LKH, s‘Landhaus). Was glauben Sie, woran das liegt?
Bei einigen davon hat der Wirt aufgehört, ist verstorben oder der Pachtvertrag wurde nicht verlängert. Bei anderen ist es einfach so, dass die Bevölkerung schon sehr genau drauf schaut, was geboten wird. Und wenn die Qualität nicht passt, wird man schließen müssen. Man kann zwar etwas halbherzig aufmachen, wird damit aber nicht weit kommen. Für die heutige Generation sind Parkplätze sehr wichtig. Viele Menschen gehen gerne in der Peripherie einkaufen und wollen nicht mehr zu Fuß gehen. Und das gilt leider auch für die Gastronomie.

Haben Sie Interesse an einem der Betriebe?
Wir sind jetzt zufrieden und glücklich mit dem was wir haben. Zur Zeit passt uns das und wir sind gut ausgelastet. Dadurch, dass wir auch zu wenig Personal haben, kommt man zu nichts anderem. Ausschließen kann man in Zukunft aber nichts. Wer weiß, was in ein paar Jahren ist.

Glauben Sie, bei der derzeitigen Entwicklung in fünf Jahren noch Gastronom zu sein?
Ja, davon bin ich überzeugt. Ich werde sicher nicht weglaufen. Wenn die Hose von meiner Oma ein Loch hatte, hat sie sie nicht weggeworfen, sondern genäht.

Was ist heuer noch geplant?
Im September und Oktober läuft der Betrieb normal. Dann sind Renovierungsarbeiten geplant, wie zum Beispiel die Kühlanlage zu erneuern, den Boden sanieren usw. Wir hatten heuer erstmals ein Konzert im Trattl-Park, das sehr erfolgreich war. Daher haben wir uns entschlossen, am 24. September noch ein Konzert mit Marina Mrcela, einem Blues-Gitarristen durchzuführen. Und dann sind wir beim Adventmarkt wieder mit dabei. Da gibts wieder Glühwein und -most, Punsch und eine weihnachtliche Dekoration. Die nächste Saison startet dann ab April.

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