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Am vergangenen Mittwoch, 28. August, haben Sie dem niederländischen König das Beglaubigungsschreiben überreicht. Wie ist das abgelaufen?
Offiziell beginnt der Einsatz in einem Land mit der Überreichung des Beglaubigungsschreibens, einem Schreiben des Bundespräsidenten an das Staatsoberhaupt des Empfangsstaates, im Fall der Niederlande an König Willem Alexander, mit dem die Ernennung zum Botschafter bestätigt wird. In den Niederlanden ist dies eine besonders formelle Zeremonie: Ich wurde mit einer Kutsche abgeholt und zum Palast gebracht, es gab eine Ehrenkompanie und unsere Nationalhymne wurde gespielt. Nach der Überreichung fand ein sehr freundliches Gespräch mit König Willem Alexander statt. Dabei wurde sehr deutlich, dass er mit Österreich eine ganz besonders enge Verbundenheit hat.
Wie kam es dazu, dass Sie zum Botschafter in den Niederlanden berufen wurden?
Im Außenministerium verändert man in der Regel alle vier Jahre seine Verwendung. Jedes Jahr ist eine Reihe von Botschafterposten neu zu besetzen, was per Beschluss der Bundesregierung erfolgt. Die Niederlande zählten zu den Posten, die mich besonders interessierten. Aufgrund meiner familiären Situation – meine Frau kommt aus Belgien – habe ich den Vorteil, dass ich Niederländisch spreche. Mein Gespräch mit dem König war großteils auf Niederländisch.
Was genau sind Ihre Aufgaben als Botschafter?
Es gibt eine Reihe von Kernaufgaben, die alle zur Sicherheit der Österreicher sowie zum wirtschaftlichen und sozialen Wohlergehen unseres Landes beitragen sollen. Beim Schutz der Österreicher – sowohl Menschen, die kurzfristig zu Besuch sind, als auch Auslandsösterreicher, die in den Niederlanden leben, etwa 10.000 – geht es beispielsweise darum, Menschen zu unterstützen, die in Schwierigkeiten kommen oder Reisedokumente verloren haben. Die Botschaften sind auch die Augen und Ohren der Republik im Ausland, die über Entwicklungen, die für Österreich besonders relevant sind, berichten.
Was möchten Sie in Ihrer Zeit als Botschafter erreichen?
Die Beziehungen zwischen Österreich und den Niederlanden sind sehr gut. Die Niederlande sind ein wichtiger Wirtschaftspartner und der zweitwichtigste Markt im Tourismus, die österreichische Kultur hat einen hohen Stellenwert. Darauf möchte ich aufbauen und die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit weiter verstärken. Dazu gehört der Bereich neuer Technologien, wo es z. B. Potenzial für eine engere Kooperation Kärntens mit den Niederlanden im Bereich Halbleiter gibt.
Was ist Ihnen besonders wichtig?
Die verstärkte Zusammenarbeit auf europäischer Ebene zu Fragen, die die Sicherheit unserer Menschen und unseres Landes betreffen. Dabei ist es mir ein besonderes Anliegen, dass sich die Niederlande zu Fragen, in denen es teilweise unterschiedliche Positionen gibt, etwas mehr in unsere Richtung bewegen, z. B. bei der EU-Erweiterung um die Staaten des Westbalkans, die unsere Sicherheit ganz besonders betrifft.
Wollten Sie immer schon Botschafter werden oder hat sich das im Laufe der Jahre ergeben?
Ich habe die Aufnahmeprüfung in das Außenministerium gemacht, weil ich zu Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik arbeiten wollte. Ich hatte bereits Gelegenheit, zwei interessante Abteilungen im Außenministerium in Wien zu leiten, zuletzt die sicherheitspolitische Abteilung. Vorübergehend war ich bei UNICEF und dem Europäische Auswärtigen Dienst im Einsatz. Es ist natürlich eine besondere Ehre und Verantwortung, Österreich als Botschafter in einem anderen Land vertreten zu dürfen.
Sie waren von 2021 bis 2024 Sonderbeauftragter für Cyberdiplomatie. Was können sich die Leser unter Cyberdiplomatie vorstellen?
Die Frage des Umgangs mit neuen digitalen Technologien wird immer mehr Gegenstand der Außen- und Sicherheitspolitik. Man denke z. B. an staatliche Cyberattacken gegen andere Länder. Deshalb wurden in zahlreichen Ländern »Cyberbotschafterinnen und Cyberbotschafter« bestellt. Ich habe in dieser Position Österreich im Rahmen der UNO sowie in Kontakten mit anderen Staaten und Tech-Unternehmen vertreten. Kernfragen sind die Einhaltung der Regeln für verantwortungsvolles Verhalten von Staaten im Cyberraum, sowie der Schutz der Menschenrechte beim Einsatz neuer Technologien, wie KI. Besonders viel Zeit habe ich in Verhandlungen für eine UNO-Konvention zur besseren internationalen Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Cyberkriminalität verbracht.
Sie sind in Riegelsdorf bei einer Gastwirtschaft aufgewachsen. Wollten Sie die Gastwirtschaft nie übernehmen?
Das Aufwachsen auf einer Gast- und Landwirtschaft hat meine Geschwister und mich sehr geprägt. Es war ein Familienbetrieb, wir Kinder mussten mithelfen. Ich war der Älteste, meine Eltern schickten mich aber mit zehn Jahren ins Internat in Graz. Als ich 14 war, hatte mein Vater leider einen sehr schweren Arbeitsunfall, wodurch mein jüngerer Bruder sehr früh Aufgaben und Verantwortung im Betrieb übernahm. Er führt den Betrieb mit seiner Familie bis heute und ist dabei sehr erfolgreich. Die Erfahrung im Gasthaus hilft mir sicherlich in meinem Job, in dem es sehr oft darum geht, Kontakte zu knüpfen und Leute zusammenzubringen.
Wie eng sind Sie noch mit dem Tal verbunden?
Die wichtigste Verbindung ist die Familie, meine Mutter, mein Bruder und seine Familie, Verwandte. Wir haben das Glück, dass wir in Lading ein Haus haben, das die Großeltern gebaut haben. Das ist unser Ort zum Auftanken. Die Schönheit und Ruhe der Berge sind etwas ganz Besonderes. Ich bin jedes Jahr über Weihnachten und im Sommer mehrere Wochen mit meiner Familie im Lavanttal und versuche, auch zwischendurch auf Kurzbesuch zu kommen. Wo immer wir sind machen wir zu Ostern Reindling. Und meine Mutter schickt uns jedes Jahr einen Lavanttaler Osterschinken.
Was bedeutet das Tal für Sie?
Trotz oder gerade wegen meiner vielen Jahre im Ausland empfinde ich das Lavanttal weiterhin als meine Heimat, insbesondere die Orte, die mich besonders geprägt haben. Ich versuche dieses Gefühl unseren drei Töchtern, die ja in verschiedenen Ländern aufwachsen, mitzugeben. Und sie schlagen langsam Wurzeln. Auf der Sau- und Koralm war ich als Kind mit meinen Eltern und Großeltern wandern, jetzt gehe ich dieselben Routen mit meinen eigenen Kindern.
Sie sind ein WAC-Fan. Was trauen Sie dem WAC in dieser Saison zu?
Es gehört in unserer Familie zur Tradition, im Sommer zumindest ein Heimspiel des WAC zu besuchen. Heuer ging sich das wegen meines neuen Jobs leider nicht aus. Wir fiebern aber in der Ferne mit und drücken die Daumen, dass es sich für die obere Play-off und die Teilnahme an einem europäischen Bewerb ausgeht. Ich würde mich freuen, wenn der WAC wieder Feyenoord Rotterdam auswärts schlagen würde. Seit damals kennen in den Niederlanden viel mehr Menschen den Unterschied zwischen Wolfsburg und Wolfsberg.
Gehen Ihnen die heimischen Berge bzw. das Skifahren ab?
Wir sind alle begeisterte Skifahrer und Wanderer. Neben dem Wetter sind für uns die fehlenden Berge daher besonders gewöhnungsbedürftig. Ein Teil der Niederlande liegt unter dem Meeresspiegel. Unser Haus liegt auf acht Metern Seehöhe. Das ist eine große Motivation, um möglichst oft ins Lavanttal zu kommen.
Wie werden Sie Ihre Freizeit in den Niederlanden verbringen?
Ein guter Teil meiner Freizeit gehört unseren drei Töchtern, z. B. um sie bei ihren Hobbies zu unterstützen, von Hockey über Tanz bis Musik. Mittlerweile sind sie groß genug, um gemeinsam z. B. auf Konzerte zu gehen. Ob in New York oder Freetown, auf allen meinen bisherigen Posten habe ich eine lokale Hobbygruppe gefunden, um regelmäßig Fußball zu spielen. In Den Haag spiele ich jeden Sonntag – mein WAC-Shirt ist dabei.
// Zur Person
Engelbert Theuermann wurde am 31. Oktober 1963 in Wolfsberg geboren. Aufgewachsen ist er in Riegelsdorf.
Nach dem JUS-Studium in Graz arbeitete er bis 1993 als Universitätsassistent am Institut für Völkerrecht an der Karl-Franzens-Universität.
Danach durchlief er verschiedene Stationen beim Außenministerium. So war er unter anderem von 1994 bis 2000 Botschaftsrat der Österreichischen Vertretung bei den Vereinten Nationen in New York, von 2004 bis 2010 Leiter der Abteilung Menschenrechte und von 2021 bis 2024 Sonderbeauftragter für Cyberdiplomatie des Außenministeriums.
Theuermann ist mit An Michels verheiratet, die beiden haben drei Töchter.
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