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KuSo-Leiter Hoffmann: »Musik berührt, verbindet und schenkt uns Hoffnung«Ausgabe 21 | Mittwoch, 21. Mai 2025

Am kommenden Wochenende beginnt der diesjährige St. Pauler Kultursommer. Der künstlerische Leiter Siegi Hoffmann (69) gab seinen Rückzug bekannt und wirft einen Blick auf das bevorstehende Programm.

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Sie haben Ihren Rückzug als künstlerischer Leiter des St. Pauler Kultursommers angekündigt. Gibt es einen Nachfolger und wann erfolgt die Übergabe?
Es wurde bereits seit einiger Zeit jemand gesucht, der die künstlerische Leitung übernehmen möchte. Letztendlich gab es drei Interessenten. Der Verein »St. Pauler Kultursommer« hat sich dann für den neuen Stiftskapellmeister Stjepan Molnar entschieden. Er ist ausgebildeter Organist, Kirchenmusiker und direkt vor Ort.

Molnar arbeitet heuer erstmals beim Kultursommer mit, damit er sich ein Bild darüber machen kann. Im kommenden Jahr werden er und ich noch gemeinsam das Programm erstellen und ab 2027 übernimmt Molnar schließlich die künstlerische Leitung des Kultursommers. 

Sie sind über 40 Jahre beim St. Pauler Kultursommer involviert.  Erzählen Sie uns von Ihren Anfängen und prägenden Momenten Ihres Wirkens.
Ich war Musikpädagoge in Lavamünd und später  auch Landeskoordinator für Musikerziehung in Kärnten, sowie über 40 Jahre lang Chorleiter beim Heimatklang Bach. Ich bin bereits seit der Gründung des Kultursommers im Jahr 1979 – die erste Veranstaltung gab es dann ein Jahr später – mit diesem Festival verbunden. Jahrelang war ich zum Beispiel Obmann-Stellvertreter. 2018 wurde der Kultursommer auf neue Beine gestellt, und ich wurde der künstlerische Leiter, die administrative Leitung hat Christoph Warzilek übernommen. 

Prägende Momente und Highlights gab es in all den Jahren viele, da möchte ich keine bestimmte nennen. Es gab viele Momente mit Gänsehaut und Tränen. Musik hat immer mit Emotion zu tun. Für mich zählt nicht die perfekte Technik, sondern das authentische Gefühl, das in jeder Note mitschwingt. So bestätigt sich immer wieder: Musik, die von Herzen kommt, bewegt und verbindet – ein Erlebnis, das weit über das Hören hinausgeht.

Der  St. Pauler  Kultursommer, der am kommenden Wochenende eröffnet wird, steht dieses Jahr unter dem Motto »Kontrapunkte« Welche besonderen Höhepunkte prägen das Programm?
Die klassische Musik bildet das Rückgrat unseres Angebots – Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe, Mendelssohns  Oratorium »Elias« und Bruckners »7. Sinfonie« entfalten eine emotionale Kraft, die Zuhörer in ihren Bann zieht. 

Gleichzeitig experimentieren wir mit völlig neuen Formaten: So verbindet ein Doppelkonzert, das in der ehrwürdigen Stiftskirche startet und nach einer Picknickpause in der Konviktshalle im Konviktfestsaal vollendet wird, verschiedene vokale Klangwelten zu einem einzigartigen Ganzen. Auch die Open-Air-Konzerte am St. Blasien-Platz – mit Auftritten von Sandra Pires und der »kelagBIGband« – eröffnen frische Perspektiven und laden zu ungezwungenen, gemeinschaftlichen Musikerlebnissen ein.

Welche weiteren Neuerungen gibt es in diesem Jahr beim Kultursommer?
Unser Programm wächst kontinuierlich: Sogenannte Extras wie »KuSo auf Reisen«, bei dem es heuer nach Görz geht, sind bereits ausgebucht. Wir gehen in diesem Jahr auch Kooperationen mit den Nachbargemeinden St. Andrä, Lavamünd und St. Georgen ein, wo heuer erstmals auch Veranstaltungen im Rahmen des Kultursommers stattfinden werden. 

Es sind finanziell harte Zeiten. Wie steht der Verein St. Pauler Kultursommer da?
Der diesjährige Kultursommer ist Gott sei Dank schon völlig ausfinanziert. Heuer läuft aber der Drei-Jahres-Vertrag mit dem Land Kärnten aus. Über einen neuen Vertrag wird im  Herbst mit dem Land verhandelt. Erst dann sehen wir, welche Programm-Möglichkeiten wir zukünftig haben werden. Aber der Enthusiasmus und das unerschütterliche Engagement unseres rund 35-köpfigen Teams helfen uns immer wieder innovative Lösungen zu finden. Ich bin wirklich stolz auf dieses Team, ohne das der St. Pauler Kultursommer nicht in dieser Qualität durchzuführen wäre. 

Wie gelingt es Ihnen, das Bewährte zu wahren und zugleich Platz für Neues zu schaffen?
Die Musiklandschaft hat sich stark  verändert. Früher waren Genres klar getrennt – Klassik, Volksmusik, Jazz usw. Heute beherrschen Künstler oft mehrere Disziplinen. Unser Festival spiegelt diesen Wandel wider: Wir bieten unverfälschte klassische Konzerte, während wir mit Cross-Over-Formaten neue Zielgruppen ansprechen. Auch wenn uns die finanziellen Mittel Grenzen setzen, ermöglichen uns engagierte kleine Orchester und Chöre, Großes zu leisten. Der besondere Spirit unseres Veranstaltungsorts unterstützt uns natürlich dabei, traditionelle Werte mit modernen Impulsen zu vereinen.

Wie verläuft der Abo- bzw. Kartenvorverkauf ?
Es fällt auf, dass der Abo-Verkauf tendenziell rückläufig ist, während sich Einzelkarten immer besser absetzen. Sobald die Menschen einmal das vielfältige, emotionsgeladene Programm erlebt haben, kommen sie gerne wieder. Diese Resonanz bestätigt uns, dass wir mit dem Kultursommer ein hochkarätiges Programm anbieten.

 

Welchen Rat geben Sie Ihrem designierten Nachfolger?

Musik ist der Puls des Lebens – sie berührt, verbindet und schenkt uns Hoffnung. Es gilt, stets authentisch, neugierig und offen für Neues zu bleiben. Mein Rat lautet, den Mut zu bewahren, unkonventionelle Wege zu gehen, und dabei nie den Blick für die tiefe, emotionale Kraft der Musik zu verlieren. So wird der St. Pauler Kultursommer auch in Zukunft ein Ort sein, an dem Tradition und Innovation im harmonischen Dialog stehen. 

Die Organisation des Kultursommers ist mit viel Arbeit verbunden. Wenn wir die Zeit zurückdrehen, würden Sie diese Tätigkeiten wieder annehmen?
Sofort. Ich kann ohne Kunst, Kultur und Musik nicht leben. Durch die ehrenamtliche Arbeit mit dem Kultursommer bereiten wir nicht nur vielen Kulturinteressierten große Freude, sondern belohnen uns auch selbst mit wunderbaren Konzerten vor unserer Haustür.  

Wird Ihnen nach dem Rückzug als künstlerischer Leiter etwas abgehen?
Ich verschwinde ja nicht, ich bleibe dem Verein ja auch künftig erhalten. Es gibt immer Dinge, bei denen man helfen kann. Außerdem habe ich ja noch meine Termine mit dem Heimatklang Bach und eine wunderbare Aufgabe als Opa im Hause in Bach 12. 

Siegi Hoffmann (69) ist mit Renate verheiratet, hat zwei Töchter, Anna und Eva, und zwei Enkelkinder. Er wurde in Bach bei Neuhaus geboren. Über 40 Jahre war Hoffmann Chorleiter des »Heimatklang Bach«, Pädagoge an der NMS Lavamünd und bis zur Pensionierung acht Jahre Musikkoordinator für Pflichtschulen des Landes Kärnten. Seit 2018 ist er künstlerischer Leiter des St. Pauler Kultursommers.

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