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Bestattungsmeister Thomas Groß: »Deutlichste Trends gehen in Richtung Feuer- und Naturbestattungen« Ausgabe 44 | Mittwoch, 29. Oktober 2025

Der Wolfsberg Bestattungsmeister Thomas Groß (41) spricht im Interview über Allerheiligen, Trends bei Begräbnissen, seinen Weg zum Bestattungsmeister und was passiert, wenn sich jemand ein Begräbnis nicht leisten kann oder der Verstorbene keine Angehörigen hat.

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Nun steht Allerheiligen vor der Tür. Welche Rolle spielt Allerheiligen für die städtische Bestattung und die Friedhofsverwaltung?
Allerheiligen ist für uns eine besonders bedeutende Zeit im Jahr. Es ist jener Moment, in dem die Menschen still werden und sich bewusst an ihre Verstorbenen erinnern. Vor allem für die Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung bedeutet das intensive Wochen der Vorbereitung: Wir sorgen dafür, dass die Friedhöfe gepflegt und alle Anlagen würdevoll gestaltet sind. Ebenso führen wir auch die Sicherheitskontrollen der Grabsteine durch. 

Aber Allerheiligen ist weit mehr als Organisation – es ist ein Tag, der die Menschen zusammenführt. 

Was bedeutet Allerheiligen für Sie persönlich?
Für mich ist Allerheiligen ein Moment der Stille und der Dankbarkeit. Der Feiertag erinnert uns daran, dass Erinnern eine Form der Liebe ist. Ich empfinde es als sehr berührend, wenn Menschen an diesem Tag auf dem Friedhof verweilen, ins Gespräch kommen und Geschichten über ihre Verstorbenen teilen. Das zeigt, wie lebendig Erinnerung sein kann.

Gibt es spezielle Angebote um bzw. an Allerheiligen?
Ja, heuer hatten wir am 23. und 24. Oktober in unsere Zeremonienhalle zur Allerheiligengestecke-Ausstellung eingeladen. Besucher konnten dort kunstvoll gestaltete Gestecke bewundern, sich inspirieren lassen und mit unseren Floristen ins Gespräch kommen. Ein Highlight waren unsere Führungen »Hinter die Kulissen der Bestattung«. Wir öffneten unsere Türen und zeigten, wie pietätvolle Abschiednahme gestaltet wird. Besucher erhielten einen seltenen Einblick in unseren Prosekturraum und entdeckten den Friedpark Wolfsberg als Ort der Ruhe, Erinnerung und Natur. Dazu boten wir eine stimmungsvolle Atmosphäre mit Snacks, Getränken und Gesprächen mit unserem Team.

Welche langfristigen Trends beobachten Sie bei Bestattungsarten und der Nachfrage, etwa bei Feuer oder Naturbestattung?
Die deutlichsten Trends gehen nach wie vor in Richtung Feuer- und Naturbestattungen. Immer mehr Menschen wünschen sich, in der Natur ihre letzte Ruhe zu finden – etwa bei einer Baumbestattung, unter einem Strauch oder auf der Streuwiese. Diese Form der Beisetzung entspricht dem wachsenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit und der Verbundenheit mit der Umwelt. Im Lavanttal bieten wir verschiedene Naturformen an, darunter den Naturfriedhof St. Stefan und den Friedpark Wolfsberg, die beide eine würdevolle Alternative zur klassischen Beisetzung darstellen. Daneben wächst das Interesse an individuellen Erinnerungsformen – etwa an Erinnerungsschmuck, der aus einem Teil der Asche gefertigt oder mit einem Fingerabdruck des Verstorbenen versehen wird.

Welche Bestattungsarten sind bei Ihnen möglich?
Neben Erd- und Feuerbestattungen bieten wir auch Wasserbestattungen in der Adria an. Diese Form ist besonders für Menschen mit Bezug zum Meer sehr berührend. Immer beliebter werden aber, wie gesagt, Naturbestattungen. Zusätzlich können aus einem Teil der Asche Erinnerungsstücke wie Anhänger oder Ringe gefertigt werden. Diese Schmuckstücke sind von höchster Qualität und schaffen bleibende Nähe. Nach einer Weltraumbestattung hat mich noch kein Hinterbliebener gefragt, aber wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen gegeben sind – warum nicht?

Welche Dienstleistungen bietet die städtische Bestattung an?
Als Bestattung gehören wir zu den Wolfsberger Stadtwerken und sind ein klassisches Dienstleistungsunternehmen. Wir begleiten Familien ganzheitlich – von der Abholung der Verstorbenen über die Organisation und Durchführung der Trauerfeier bis zur Beisetzung und darüber hinaus. Dazu gehören auch Gestaltung, Floristik, Musik, Drucksorten, Trauerbegleitung und natürlich die gesamte administrative Abwicklung.

Ein wichtiges Thema ist auch die Vorsorge: Bei uns kann jeder kostenlos seine persönlichen Wünsche für das eigene Begräbnis hinterlegen oder finanziell absichern. Das ist eine enorme Entlastung für Angehörige.

Wie sieht der typische Ablauf von der Abholung des Verstorbenen bis zur Beisetzung aus?
Nach der Verständigung durch die Angehörigen oder – bei einem Unfall – der Einsatzkräfte organisieren wir den Totenbeschauarzt und sorgen für eine würdevolle Abholung. Anschließend übernimmt unser Team alle organisatorischen und behördlichen Schritte. Parallel erfolgt die hygienische und ästhetische Versorgung des Verstorbenen. Beim Trauergespräch stimmen wir mit den Angehörigen den Ablauf der Trauerfeier ab – Musik, Location, Redner, Geistliche, Blumenschmuck – alles wird individuell gestaltet. Wir begleiten die Familie bis zum letzten Moment der Beisetzung und stehen auch danach beratend zur Seite.

Wie groß ist Ihr Team und welche Qualifikationen sind für die Mitarbeit in der Bestattung erforderlich?
Unser Team besteht aus 18 engagierten Mitarbeitern – darunter vier staatlich geprüfte Bestattermeister, ein diplomierter Trauerbegleiter und zahlreiche weitere Fachkräfte. Wir legen größten Wert auf Qualität, Empathie und Fachkompetenz. Bestatter zu sein ist mehr als ein Beruf – es ist eine Berufung. Deshalb investieren wir laufend in Aus- und Weiterbildung, um höchste Standards in Beratung und Durchführung zu gewährleisten.

Wann fiel Ihre Entscheidung, Bestattungsmeister zu werden?
Ich war lange Zeit im Vertriebsaußendienst tätig. Als meine Kinder auf die Welt kamen, wollte ich nicht mehr andauern unterwegs sein und habe mich nach Alternativen umgesehen. So kam ich 2017 zur Friedhofsverwaltung. Ich übernahm dann recht schnell die kaufmännische Leitung und wurde später Leiter des Bereichs Dienstleistung der Stadtwerke, dessen Teil die Bestattung ist.  Ich machte schließlich die Ausbildung zum Bestattungsmeister, die ich 2023 abschloss. Es war zwar nie mein Plan, jetzt könnte ich es mir aber nicht mehr anders vorstellen. Es ist sehr erfüllend und eine Ehre, Menschen auf dem letzten Weg zu begleiten. Es gibt kein nächstes Mal, man muss beim ersten Mal alles 100-prozentig richtig machen.  Das ist mein Anspruch an mich und meine Mitarbeiter. 

Welche Neuerungen wurden zuletzt eingeführt?
Mit unserem Geschäftsführer Christian Schimik gestalte ich die Expansions- und Innovationsplanung. Wir haben in den vergangenen Jahren viel in Nachhaltigkeit und Modernisierung investiert. Unsere Räumlichkeiten wurden 2023 komplett renoviert und umgebaut. Wir bieten zwei moderne Aufnahmebüros. Mittlerweile sind wir mit drei Elektrofahrzeugen unterwegs – das bedeutet leise, emissionsfreie Fahrten bei Abholungen und Trauerfeiern. Eine groß dimensionierte Photovoltaikanlage deckt den Großteil unseres Energiebedarfs. Für Biodiversitätsmaßnahmen mit der ARGE Naturschutz im Friedpark wurden wir mit dem Österreichischen Verwaltungspreis ausgezeichnet. 

Bestattungen sind kostenintensiv – warum?
Eine würdevolle Bestattung umfasst viele Leistungen – vom Personal über Fahrzeuge, Technik und Dekoration bis hin zu Erwerb des Grabs sowie Abgaben und Gebühren, die wir für unsere Kunden auslegen. Die Teuerungen haben auch vor der Bestattungsbranche nicht Halt gemacht. Eine Bestattung ist sehr zeit- und personalintensiv. Wir arbeiten mit qualitativ hochwertigen Materialien und legen großen Wert auf Transparenz. Jeder soll genau wissen, wofür Kosten entstehen. Uns ist wichtig, dass jede Familie – unabhängig vom Budget – eine würdevolle Verabschiedung gestalten kann.

Was passiert, wenn sich jemand eine Bestattung nicht leisten kann?
In solchen Fällen übernehmen in der Regel Gemeinde oder Land die Kosten für eine sogenannte Sozialbestattung. Natürlich sorgen wir auch hier für einen respektvollen und würdigen Rahmen. Jeder Mensch hat das Recht auf einen Abschied in Würde – unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten.

Wie läuft die Bestattung ab, wenn es keine Angehörigen gibt?
Wenn sich niemand zuständig fühlt, übernehmen wir als Bestattung Wolfsberg die Organisation. Wir bemühen uns stets, eine Verbindung herzustellen – manchmal findet sich jemand aus dem Umfeld, der eine kleine Gedenkfeier wünscht. Wo das nicht möglich ist, führen wir die Beisetzung in aller Würde durch. Auch ohne Angehörige wird jeder Mensch mit Respekt verabschiedet – das ist für uns selbstverständlich.

Thomas Groß (41)  wuchs in Frantschach-St. Gertraud auf. Nach der Einzelhandelslehre war er im Vertriebsaußendienst tätig. Berufsbegleitend absolvierte er die Abendmatura und begann 2017 bei der Friedhofs-verwaltung in Wolfsberg zu arbeiten. Dort stieg er schnell auf und wurde zum kaufmännischen Leiter, später übernahm er den gesamten Bereich »Dienstleistung«.

Groß ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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