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Perchtenchef Brunner: »Die Aggressivität der Besucher hat in den vergangenen Jahren sicher zugenommen« Ausgabe | Mittwoch, 5. November 2025

Am 15. November feiern die Fire Devils mit ihrem Perchtenlauf am Sportplatz Frantschach-St. Gertraud den Start in ihre 25. Saison. Obmann Christoph Brunner (46) spricht über die Anfänge, den Unterschied zwischen Krampus und Percht sowie die Perchtenkostüme.

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Am 15. November findet am Sportplatz in Frantschach-St. Gertraud der Perchtenlauf der »Fire Devils« statt. Was dürfen die Besucher erwarten?
Wir freuen uns heuer auf ein richtig großes Spektakel. Rund 180 Perchten werden dabei sein, insgesamt sind es zehn Gruppen aus dem Lavanttal, aus der Steiermark und aus Slowenien. Nach dem Umzug geht es im Partyzelt weiter – dort sorgt DJ Pipo für Stimmung. Für die Bewirtung sind der FC Mondi und wir, die Fire Devils, verantwortlich. Es wird also nicht nur laut und wild, sondern auch gesellig. Der Lauf am 15. November beginnt um 18 Uhr. 

Euer Lauf ist heuer ein Jubiläumslauf – die Fire Devils feiern ihre 25. Saison. Wie kam es damals zur Gründung?  
Das war eigentlich eine spontane Idee. Freunde und ich sind früher in unserer Kinder- und Jugendzeit  in Zellach mit einfachen Gummimasken als Krampusse unterwegs gewesen. Die Leute dort haben uns mit Jausen und Süßigkeiten versorgt – es entstand eine Tradition, die wir in kleiner Form bis heute für die Kinder in Zellach weiterführen. Irgendwann dachten wir uns: Warum gründen wir nicht eine richtige Perchtengruppe? Am 7. Juni 2001 war es dann so weit, die Fire Devils waren geboren. Seither haben wir an zahlreichen Läufen teilgenommen – in Südtirol, Bayern, Wien, Niederösterreich und in der Steiermark. 2002 haben wir unseren ersten eigenen Lauf in Frantschach-St. Gertraud veranstaltet, damals ging es noch vom Rüsthaus in Frantschach bis zum Dorfplatz. Mittlerweile wird der Lauf am Sportplatz ausgetragen.

Seit wann sind Sie Obmann?  
Seit dem Jahr 2012. Ich habe die Aufgabe übernommen, weil mir die Gruppe sehr am Herzen liegt. Es ist viel Arbeit, einen Lauf bzw. die Teilnahme an Läufen zu organisieren, aber eine große Freude.

Im Lavanttal waren lange Zeit vor allem Krampusgruppen unterwegs. Warum haben Sie sich für eine Perchtengruppe entschieden? 
Die Faszination liegt in den Masken. Was man aus Holz schnitzen kann, ist einfach unglaublich. Ursprünglich waren Perchten nur für die Raunächte gedacht, aber weil die Masken so aufwendig und teuer sind, hat man sie auch in die Krampuszeit übernommen. So hat sich das vermischt.

Was unterscheidet eigentlich Krampus und Percht? 

Der Krampus war im Lavanttal traditionell lange Zeit populärer. In meiner Kindheit gab es nur Krampusläufe. Einen Krampus erkennt oft an einer Lederhose und eher schlichten Masken. Die Perchten hingegen tragen Komplettfelle und große Glocken. Ihre Masken sind aus Holz geschnitzt, oft mit tierischen Zügen und mächtigen Hörnern. Es gibt Schön- und Schiachperchten. Heute verschwimmen die Grenzen, viele Gruppen mischen Elemente.

Welche anderen Wesen – außer Perchten – laufen bei euch mit?  
Wir sind mittlerweile eine reine Perchtengruppe. Früher hatten wir auch einige Male einen »Tod« dabei. Andere Perchtengruppen  setzen bei den Läufen oft auch auf Hexen oder Werwölfe oder sonstige Kreaturen. Aber wir bleiben bei den klassischen Perchten.

Woher stammen eure Masken, wer stellt sie her?
Lange Zeit haben wir unsere Masken beim »Metzger Louis«, einem bekannten Maskenschnitzer in Salzburg, gekauft. Heute beziehen wir sie von Sascha Pozewaunig, einem Künstler aus Villach. 

Was kostet so eine Perchtenausrüstung?
Die Preise sind in den vergangenen Jahren explodiert: Eine gebrauchte Maske kostet mittlerweile zwischen 600 und 700 Euro, eine neue kann leicht 2.000 Euro und mehr kosten – je nach Größe der Hörner. Dazu kommen dann noch das Fell und Ausrüstung, wie Glocken usw., insgesamt muss man schon mit 1.500 bis 2.000 Euro rechnen. Ein Ziegenbockfell alleine liegt schon bei 600 bis 800 Euro. Und wir verwenden nur Echthaarfelle, weil sie nicht brennen – das war wichtig, als wir noch Feuershows gemacht haben. Natürlich gibt es nach oben hin bei den Preisen keine Grenzen.

Feuershows klingen spektakulär. Gab es dabei auch Unfälle?  
Ja, ich habe mir mehrmals den Unterschenkel verbrannt oder die Hand. Dass die Wimpern hin und wieder weg waren, war sowieso normal. Das gehört fast dazu, wenn man durch Feuer läuft. Heute verzichten wir aber auf Feuer, um Risiken zu vermeiden.

Wie schwer ist die Ausrüstung?  
Mit allem Drum und Dran – Maske, Fell, Glocken usw. – kommt man locker auf 25 bis 30 Kilo. Wenn man zweieinhalb Stunden unterwegs ist, spürt man das natürlich ordentlich. Vor allem, wenn es dann noch höhere Temperaturen gibt, wird es richtig anstrengend.

Wie viele Mitglieder haben die »Fire Devils« derzeit? 
Wir sind aktuell sieben Leute. Unser Höchststand lag bei 32 Mitgliedern. Altersbedingt und aus familiären Gründen sind es weniger geworden. Unser ältestes Mitglied, Mario Pucker, ist seit 24 Jahren dabei und wird nächstes Jahr 70. Das jüngste Mitglied ist 28 Jahre alt. Frauen hatten wir übrigens nie in der Gruppe.

Was fasziniert Sie persönlich am Perchtenlauf?  
Vor allem die Kinder, die zuschauen. Wir sind eine kinderfreundliche Gruppe, bringen kleine Geschenke mit. Die Reaktionen der Kinder sind herzerwärmend und lustig. Man erlebt immer wieder witzige Geschichten. Außerdem schätze ich die Freundschaften innerhalb der Gruppe und mit anderen Vereinen. Man trifft sich auch außerhalb der Läufe, das ist ein wichtiger Teil des Ganzen.

Wie viele Läufe absolviert ihr heuer?  
Sechs Läufe in diesem Jahr. Früher waren es mehr, aber wir sind alle älter geworden, haben Familie und Beruf. Heuer sind wir einmal in Kärnten unterwegs, sonst in Slowenien und der Steiermark.

Man hört immer wieder von Zwischenfällen bei Läufen. Hat die Aggressivität zugenommen, wie erleben Sie das? 
Es stimmt, die Aggressivität der Besucher hat zugenommen. Oft greifen die Zuschauer nach den Hörnern oder Masken, ziehen daran und reißen daran herum. Das kann gefährlich sein und zu schweren Verletzung führen. Wir haben immer Begleitpersonen dabei und gehen eher in der Mitte der Straße, damit die Zuschauer uns über die Absperrung hinweg nicht anfassen können.

Euer Motto lautet »Es wäre fad ohne uns«. Was steckt dahinter? 
Na ja, dass ohne uns nicht viel los ist. Wir wollen den Leuten etwas Besonderes bieten. Ohne Gruppen wie uns wären die Läufe nur halb so spannend. Als wir angefangen haben, hatten wir sogar ein Markenzeichen: rote Haare und blaue Jacken. Das hat uns unverwechselbar gemacht.

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