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WAC-Akademieleiter Walter Kogler: »In Klagenfurt sind wir anscheinend nicht mehr erwünscht«Ausgabe 43 | Mittwoch, 25. Oktober 2023

Walter Kogler (55) ist Leiter der Fußballakademie des RZ Pellets WAC. Mit den Unterkärntner Nachrichten spricht er über die Akademie des Wolfsberger Bundesligisten, seine Karriere als Spieler und Trainer und warum er von einer Fußball-WM auf drei Kontinenten nichts hält.

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Sie sind seit 1. August Geschäftsführer der WAC-Akademie. Wie sind Sie zu diesem Job gekommen?
Ich kenne den WAC-Präsidenten Dietmar Riegler ja schon seit einer Ewigkeit und hatte auch immer wieder Kontakt mit ihm. Im Frühjahr hat er mich gefragt, ob ich nicht Interesse hätte, die Geschäftsführer-Position für die Fußballakademie zu übernehmen. Es ist ein interessanter Job, Spieler vom Kindesalter bis zum Erwachsenen zu begleiten. Das hat mich gereizt. Nach ein paar Gesprächen mit Didi haben wir uns recht schnell darauf geeinigt, dass ich den Geschäftsführer-Posten übernehme.

Was möchten Sie mit der Akademie erreichen?
Unser Ziel ist es, dem Verein, also dem WAC, immer wieder gute junge Spieler anzubieten zu können, die die Akademie durchlaufen haben und in der Bundesliga ihren Mann stehen. 

Gibt es Pläne, den Akademiestandort von Klagenfurt nach Wolfsberg zu verlegen? 
Die Konstellation in Klagenfurt ist sehr schwierig. Von Austria Klagenfurt und der Bundesliga ist bereits das Signal gekommen, dass wir nicht mehr erwünscht sind. Uns wurden für nächstes Jahr auch keine Plätze mehr für Training und Spiele zur Verfügung gestellt. Es wäre vernünftig, im Lavanttal einen kleinen Akademiebereich zu schaffen.

Von den Schulen her ist man im Tal gut aufgestellt, aber es braucht natürlich auch die entsprechende Infrastruktur mit den Trainingsplätzen.

Zum Sportlichen der Akademie: In der Saison 2022/23 beendete man die Meisterschaft auf Platz fünf, heuer liegt die U18 der Akademie am Tabellenende. Warum dieser Abstieg?
Es stimmt, dass die Ergebnisse heuer bis jetzt sehr bescheiden waren. Das liegt daran, dass viele Spieler aus der U18 mittlerweile bei den WAC-Amateuren spielen und die Akademie-Mannschaft daher sehr jung ist. Die anderen Mannschaften sind durchschnittlich um zwei Jahre älter als wir. Wir haben zwar einen sehr guten Jahrgang für die U18, aber die besten Spieler davon kicken bei den Amateuren.

Bevor Sie Trainer wurden, waren Sie ein erfolgreicher Spieler. War Profi-Fußballer schon ein Kindheitstraum?
Ich habe erst im Alter von zehn Jahren mit dem Fußballspielen angefangen. In St. Michael gab es damals keine Mannschaft für Kinder. Ich musste im ersten Jahr mit meinen zehn Jahren auch bei den 14-Jährigen spielen. Profi zu werden – daran dachte ich nicht. Wir waren eine zusammengewürfelte Mannschaft und haben in meiner ersten Saison kein einziges Spiel gewonnen.

Wann ging es dann für Sie Richtung Profi-Fußball?
Als ich in die Hauptschule in Wolfsberg kam, fing ich beim WAC an – und da wurden wir in meinem ersten Jahr Kärntner Meister bei den Knaben. So startete meine Karriere beim WAC. 1985 bin ich dann in die Kampfmannschaft des WAC gekommen und hatte bereits ein paar kurze Einsätze in der zweiten Division. Danach spielte ich bis 1987 beim WAC in der Kärntner Liga.

Der Durchbruch kam dann bei Sturm Graz?
Sturmtrainer Walter Ludescher hat mich seinerzeit zum WAC geholt, wo ich fünf Jahre tätig war, ein Jahr davon mit dem St. Andräer Ewald Türmer. Danach spielte ich bei Austria Wien, mit der ich meinen ersten Meistertitel im Jahr 1993 und den Cupsieg 1994 holte. Ich wurde später mit Salzburg Meister und war ein halbes Jahr in Frankreich beim AS Cannes, bevor es mich nach Innsbruck verschlug, wo ich mit dem Erringen von drei Meistertiteln meine größten Erfolge feierte. Mein Karriereende war beim FC Kärnten, bei dem ich von 2002 bis 2004 tätig war.

Gibt es einen Verein, für den Sie gerne gespielt hätten?
Das wäre Liverpool. Als ich mit Salzburg 1997 Meister wurde, hatte ich Kontakt zu einem norwegischen Manager, der mich fragte, ob ich, wenn es eine Möglichkeit gibt, ins Ausland gehen würde. Nach einem Spiel gegen Sturm Graz, das wir 2:0 verloren hatten, rief mich der Manager an und teilte mir mit, dass ich bei diesem Match von Liverpool-Scouts beobachtet worden war. Leider lieferte ich an diesem Abend keine gute Leistung ab, und daher wurde auch aus einem Transfer zu Liverpool nichts. Das wäre natürlich der Hit gewesen.

Was war Ihre schönste Station als Spieler?
Das war Innsbruck. Ich habe dort drei Meistertitel gewonnen, mein jüngerer Sohn Felix wurde dort geboren und ich war auch als Trainer  in Innsbruck aktiv. Insgesamt war ich acht Jahre in Innsbruck tätig.

Haben Sie bereits während Ihrer aktiven Zeit daran gedacht, einmal Trainer zu werden?
Ich habe schon während meiner aktiven Zeit in Salzburg die Trainerausbildung gemacht, weil es mich schon immer reizte. Gleich nach meiner aktiven Zeit war ich ein Jahr lang sportlicher Leiter der Klagenfurter Fußballakademie, bevor ich dann beim WAC in der Regionalliga als Trainer anfing. Danach hatte ich einige Stationen, zum Beispiel beim DSV Leoben und von 2008 bis 2012 bei Innsbruck, und auch zwei Jahre bei Rot-Weiß-Erfurt in der dritten deutschen Liga.

Wie würden Sie das Niveau bzw. die Professionalität der Vereine in der dritten deutschen Liga beschreiben?
Ich würde sagen, dass die besseren Vereine das Niveau der schwächeren Vereine in der österreichischen Bundesliga haben. Erfurt wäre ein guter Verein in der zweiten Liga in Österreich. Zur Professionalität des Vereins würde ich sagen, dass man wie ein durchschnittlicher österreichischer Bundesligist aufgestellt ist.

In Erfurt hatten wir einen Zuschauerschnitt von 6.000, Traditionsvereine wie Dresden und Rostock kommen auf 20.000 Zuschauer. Es gibt in Erfurt außerdem eine ausgeprägte Fankultur mit einer großen Szene.

Gab es Kritik aus der Fanszene, wenn es einmal nicht so lief?
Die mediale Aufmerksamkeit war schon sehr groß und es gab auch große Fangruppierungen, viel Rivalität zwischen den Vereinen. Bei den Heimspielen gab es immer ein hohes Aufkommen von Sicherheitskräften.

Ich erinnere mich, als wir im Thüringer Pokal gegen Carl Zeiss Jena verloren. Danach mussten wir vor unseren Fans geschützt und von der Polizei nach Erfurt eskortiert werden. Wir konnten bei der Ankunft nicht einmal im eigenen Stadion aus dem Bus steigen, weil die Stimmung der Fans so aufgeheizt war.

Sie waren einer der ersten Österreicher, die in Deutschland Trainer wurden. Wie haben die Deutschen darauf reagiert und war das nicht so, dass viele sagten, was will denn der »Ösi« hier?
Ich wurde sehr gut aufgenommen und hatte nie das Gefühl, dass man von oben auf mich herabblickt. Natürlich war man skeptisch, aber ich habe einen guten Job gemacht. Das ist schon lange her, heute bürgen österreichische Trainer in der deutschen Bundesliga für Qualität und sind sehr gefragt.

Sie waren Spieler und Trainer. Welcher Job ist der schönere? 
Das ist schwer zu sagen. Es sind beides sehr schöne Jobs. Als Spieler ist es vielleicht etwas einfacher. Man ist sein eigener Herr und selbst für seine Leistung verantwortlich. 

Als Trainer ist man die Führungskraft, hat mit den Spielern, mit Medien, Fans, Funktionären usw. zu tun. Als Spieler absolviert man seine Trainingseinheiten und Spiele und kann dann abschalten. Bei einem Trainer dreht sich rund um die Uhr alles um Fußball.

Österreich hat sich für die Fußball-EM im kommenden Jahr in Deutschland qualifiziert. Was trauen Sie der Nationalmannschaft dabei zu?
Wir haben mittlerweile genügend Spieler, die international gute Leistungen bringen. Wenn die Spieler bei der Europameisterschaft fit sind, ist unser Team von Top-Nationen nicht weit weg. Ziel muss es sein, die Gruppenphase zu überstehen, danach hängt viel von der Auslosung ab.

2030 soll die Fußball-Weltmeisterschaft in sechs verschiedenen Ländern auf drei Kontinenten ausgetragen werden. Was halten Sie von dieser Idee?
Das passt für mich überhaupt nicht. Es wird immer von Nachhaltigkeit gesprochen, aber eine solche WM ist nicht nachhaltig. Da spielt man vielleicht einmal in Südamerika und danach in Afrika. Das ist nicht nachhaltig und auch für Spieler und Fans sehr stressig. Außerdem lebt eine WM von der Stimmung in den Ländern. Wenn das Turnier so zerrissen ist, wie soll da eine entsprechende Stimmung aufkommen?

Walter Kogler wurde am 12. Dezember 1967 in Wolfsberg geboren. Er startete seine Fußballkarriere beim WAC und war unter anderen bei Sturm Austria Wien, Innsbruck und AS Cannes tätig. Kogler kam auf 28 Einsätze im Nationalteam. Als Trainer war er unter anderen bei St. Andrä, DSV Leoben und Rot-Weiß Erfurt. Im Zivilberuf war er von 2015 bis 2022 Geschäftsführer bei der Merkur Versicherung und Fußball-Experte beim Pay-TV-Sender Sky. Er ist mit Ute verheiratet und hat zwei Söhne, Alexander (25) und Felix (22).

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