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Neue Metallergemeinschaft hat sich im Lavanttal gegründet und beliefert italienischen GroßkonzernAusgabe 20 | Mittwoch, 13. Mai 2020

Aus der Coronakrise ist auch Nutzen zu ziehen. Auf Initiative von Christian Ragger schlossen sich bisher fünf Firmen zusammen. Sie werden Aufträge eines Konzerns abarbeiten, weitere Beteiligte werden gesucht. In Phase zwei ist ein gemeinsamer Standort geplant.

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Lavanttal. Dass aus Krisen auch Positives entstehen kann, beweist eine neue Initiative im Tal. Hier hat es der Wolfsberger Rechtsanwalt und FPÖ-Nationalratsabgeordnete Christian Ragger geschafft, dass sich mehrere metallverarbeitende Firmen zu einer Gemeinschaft zusammenschlossen und künftig für einen italienischen Großkonzern Teile produzieren werden. »Das Lavanttal soll damit – neben Holz – einen weiteren Produktschwerpunkt bekommen: Metallverarbeitung«, sagt Ragger.

»Fünf Firmen sind bereits dabei, weitere fünf haben eine Beteiligungsoption«
Christian Ragger, Initiator der neuen Gemeinschaft

Die Entstehungsgeschichte der »Lavanttaler Metallergemeinschaft«, so der vorläufige Arbeitstitel, schildert Ragger so: »Am Beginn der Coronakrise wurde klar, dass die bisherige Praxis, Waren und Teile über weite Strecken zu transportieren, Probleme mit sich bringt. Die Wirtschaft hat erkannt, dass damit eine Verletzlichkeit verbunden ist, wenn man kurzfristig etwas benötigt, das aber nicht greifbar, weil nicht lieferbar ist. Corona zeigte diese Achillesferse auf.«

Die Konzerne erkannten: Kurze Wege mussten her. Ragger nahm an einer Strategiesitzung in Italien teil, bei der der Schluss gezogen wurde, es brauche nahegelegene Firmen, die kurzfristig produzieren und liefern können. Und: Ihre Standorte müssen so gelegen sein, dass der Warentransport mit der Bahn erledigt werden kann. Da Kärnten auf der Verbindung Ravenna-Danzig liegt und St. Paul ein Intercitybahnhof wird, bot sich das Lavanttal an.

Ragger fädelte einen Deal zwischen einem italienischen Konzern, dessen Namen er noch nicht preisgibt, und mittlerweile fünf Betrieben im Tal ein, deren Namen ebenfalls noch vertraulich sind und die sich zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen haben. »Diese fünf Firmen sind bereits fix dabei«, sagt der Rechtsanwalt, »weitere fünf haben eine Beteiligungsoption. Dazu gibt es eine Anfrage von einem Unternehmen in Zeltweg, das ebenfalls mitmachen will.«

Kriterien müssen erfüllt werden
Alle Firmen müssen vorgeschriebene Kriterien erfüllen und damit nachweisen, dass sie auch in der Lage sind, den gestellten Anforderungen nachzukommen und die Aufträge zu erfüllen. Denn der ungenannte Konzern, spezialisiert auf Stahlbau, ist ein Schwergewicht: Ragger beziffert dessen Umsatz mit vier Milliarden Euro jährlich, 8.000 Mitarbeiter stehen auf der Lohnliste. Das Unternehmen ist Haupterrichter der Voest-Alpine-Werke. »Der Konzern braucht Professionisten, die ganz spezielle Dinge produzieren«, so Ragger. »Da wir im Lavanttal die am besten ausgebildeten Metallarbeiter haben, können beide Seite voneinander profitieren.«

»Wir müssen die Coronakrise für eine Neupositionierung nutzen«
Derselbe über die Regionalisierung

Um die Aufträge, die in den nächsten Wochen erteilt werden, erfüllen zu können, werden weitere Unternehmen für die Metallergemeinschaft  gesucht. »Wir brauchen Firmen mit weiteren 400 Mitarbeitern«, sagt Ragger, »daher schauen wir jetzt, dass wir etwa in Völkermarkt zusätzliche Kapazitäten finden.«

Sind sie vorhanden, ist die erste Phase abgeschlossen. In Phase zwei ist die Schaffung eines gemeinsamen Produktionsstandorts geplant. Wo er stehen wird, ist noch nicht festgelegt. »Diese Halle soll die Maschinen aufnehmen, die gebraucht werden, um für den Konzern zu produzieren. Alle beteiligten Firmen sollen ihn nutzen können, die Kosten der Errichtung werden zwischen ihnen und dem Konzern geteilt.« Ein möglicher Standort: St. Paul.

Um der Metallergemeinschaft Arbeitskräfte zu sichern, plant Ragger auch neue Ausbildungen anzubieten, die speziell auf die Metallbranche zugeschnitten sein werden: Neben einer Lehre auch ein Studium an der neuen Fachhochschule. »Die jetzt einsetzende Regionalisierung ist eine große Chance für Kärnten. Wir müssen die Krise für eine Neupositionierung nutzen«, sagt Ragger.

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