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Nach Tod von Kater »Camillo« verklagte Tierhalterin die Lavanttaler Züchterin: Prozess am BezirksgerichtAusgabe 22 | Mittwoch, 29. Mai 2024

Für 68-jährige Katzenhalterin brach eine Welt zusammen, als das Tier starb. Sie forderte von der Züchterin, die jede Schuld von sich weist, 950 Euro zurück. Laut Gutachten gibt es aber keinen Nachweis für einen Herzfehler. Die Verhandlung fand ohne Presse statt.

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Wolfsberg, Klagenfurt. Am 8. März 2023 starb Kater »Camillo«. Laut dem behandelnden Tierarzt war die Ursache eine Herzschwäche, die zur Thrombose und zum tödlichen Schlaganfall führte. »Camillos« frühes Ende wurde am Montag, 27. Mai, einmal mehr zum Fall für das Bezirksgericht Wolfsberg. Denn die Besitzerin des Britisch Kurzhaar-Rassekaters hat die Lavanttaler Züchterin auf 950 Euro  – so viel kosteten das Tier und dessen Lieferung – verklagt. 

Das Verfahren wurde in der Vorwoche ruhend gestellt, die Klägerin hat nun drei  Monate Zeit, weitere Schritte zu überlegen. Selbst überzeugen konnten sich die Unterkärntner Nachrichten von den Ereignissen nicht. Richterin Renate Brenner, zugleich Vorsteherin des Bezirksgerichts, verwies vor der Verhandlung auf die Abwesenheit der erkrankten Züchterin. Daher warte man lediglich auf eine Gutachterin. Nach dem Abgang der Presse wurde dann aber doch eine Verhandlung abgeführt ... 

»Ich will, dass diese Frau keine Katzen mehr züchten darf«
Die trauernde Besitzerin des verendeten Katers »Camillo«

»Camillos« 68-jährige Besitzerin, – sie stammt aus dem Lavanttal und lebt heute in Klagenfurt – schildert die Leidensgeschichte  des Tiers und ihre eigene so: Ihr Sohn wusste von ihrem Wunsch nach einer Katze – und brachte im März 2022 »Camillo« zu ihr. Der aus einer Lavanttaler Zucht stammende Kater war damals vier Monate alt. »Er war etwas ängstlich«, sagt die 68-Jährige, »und verlangte alle vier bis fünf Stunden nach Futter – auch nachts. Ich habe mich danach gerichtet und gedacht, er ist noch jung, er braucht das eben.« Eigens für ihren Liebling, der als Wohnungskatze lebte, wurde der Balkon verglast, damit er beim Spielen sicher ist. Doch bald nahm das Leben des Tiers eine tragische Wendung.

Erste Anzeichen

Am 10. Jänner 2023 brachte sie »Camillo« zu einem Klagenfurter Tierarzt, um ihn kastrieren zu lassen. Der Eingriff verlief ohne Komplikationen, aber: »In den folgenden 14 Tagen fraß er wenig. Dann fiel mir auf, dass er schnell atmete, wenn er sich erschreckte«, erzählt die Besitzerin. Sie konsultierte ihren Tierarzt, der sie beruhigte: Bis zu 60 Atemzüge pro Minute seien für eine  Katze normal. 

Am 8. März wachte sie gegen 5 Uhr morgens auf: »Camillo« lag in der Küche und miaute laut. Die Klagenfurterin: »Sein Hinterteil war gelähmt. Ich habe erst an einen Unfall gedacht. Wir fuhren zum Tierarzt, der den Kopf schüttelte und meinte, da dürfte mehr sein. An diesem Tag ist ›Camillo‹ um 11 Uhr gestorben.« Laut dem Veterinär könnte die Narkose vor der Kastration dem bestehenden Herzleiden einen Schub gegeben haben, was letztlich einen Schlaganfall auslöste. 

Für die 68-Jährige brach eine Welt zusammen. Sie sagte eine Reise nach Rom ab und holte den toten Kater zu sich nach Hause: »Ich war verzweifelt.«

Sie wandte sich an eine Anwaltskanzlei und forderte von der Züchterin, bei der ihr Sohn »Camillo« gekauft hatte, die Kosten zurück. »Erst bestritt sie, dass das Tier von ihr stammte, dann behauptete sie, es sei zu schwer gewesen und falsch behandelt worden«, sagt die Klagenfurterin, die darauf eine Klage einreichte. 

Noch heute trauert sie: »Ich habe so viel Leid erfahren. Es geht mir nicht ums Geld, dass ich in Form von Futter an ein Tierheim spenden würde. Ich will, dass diese Frau keine Katzen mehr züchten darf. Es kann nicht sein, dass sie mit Tierleid Geld verdient.« Denn nach ihrer Meinung entstammte »Camillo« einer Inzucht.  

In der ersten Prozessrunde im September des Vorjahrs stand am Bezirksgericht Wolfsberg Aussage gegen Aussage, worauf ein Gutachten in Auftrag gegeben und die Verhandlung vertagt wurde. Der Wolfsberger Anwalt Christian Ragger, der der Tierzüchterin als Verfahrenshelfer beigestellt ist, sagt jetzt: »Aus diesem Gutachten, das in der Verhandlung am 27. Mai behandelt wurde, geht hervor, dass es keinen Nachweis für einen Herzfehler gibt. Bei Katzen der Rasse Britisch Kurzhaar existiert keine Untersuchungsmethode, die erbliche Erkrankungen feststellt. Wer so ein Tier kauft, kauft ›wie gesehen‹.« Generell sei bei allen Zuchtkatzen die Wahrscheinlichkeit, »dass sie etwas haben«, höher. 

Vorwurf zurückgewiesen

Den Vorwurf der »Inzucht« weist Ragger mit dem Hinweis zurück, die Lavanttalerin züchte seit Jahrzehnten Katzen. Sie weise jede Schuld an »Camillos« Tod von sich. »Der Prozess ging auch positiv für sie aus«, so der Anwalt, denn nach der Vorlage des Gutachtens würde die Klägerin auch bei einer Fortsetzung des Verfahrens nicht mehr gewinnen.

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