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Die Tageszeitung »New York Times« befasst sich in Artikel mit dem Bienen-Krieg – das Echo ist groß Ausgabe 8 | Mittwoch, 15. Februar 2023

Das US-amerikanische Medium widmete dem Konflikt eine umfassende Reportage, Befürworter und Gegner des »Carnica«-Gesetzes kommen zu Wort. Nur: Kärnten wird ins rechte Eck gerückt. Vereinsobmann Klinger, der gerade das stets anprangert, ist zufrieden.

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New York, Stockenboi, Lavanttal. Die Diskussion um die »richtige« Biene wurde zuletzt im Lavanttal immer wieder heiß geführt (wir berichteten ausführlich). Im Rest des Bundeslands blieb das Interesse aber gering bis nicht vorhanden. Das hat sich zuletzt geändert: Der Kärntner Konflikt rund um die Carnica-Biene und die Frage, wie sie zu bestimmen ist, machte in der Vorwoche Schlagzeilen. Der Anlass: Ein Artikel der »New York Times«, einer einflussreichen US-amerikanischen Tageszeitung, die überregional erscheint.

Angekündigt wurde er auf der Homepage der »New York Times« mit dem Aufmacher »Was ist die richtige Bienenfarbe? In Österreich ist das ein giftiges Thema«. Der Artikel selbst trug aber eine schärfere Überschrift: »A State‘s Nazi Past Fuels a Toxic Debate«, was übersetzt bedeutet: »Die Nazi-Vergangenheit eines Landes befeuert eine giftige Debatte.«

»Aber die Gegner des Gesetzes sehen darin das Echo der Nazi-Vergangenheit«
Denise Hruby im »New York Times«-Artikel

Darin beschrieb Denise Hruby, in Wien lebende freie Journalistin, die unter anderem für die »New York Times«, »National Geographic« und CNN arbeitet, die Kärntner Bienenproblematik. Sie beginnt mit dem Stockenboier Sandro Huter, seit Dezember Obmann der Kärntner Erwerbsimker (wir berichteten), der seine Bienen gegen »ein drohendes Todesurteil« verteidigte. Denn als sie im September 2018 von einem Amtssachverständigen überprüft wurden, wurde deren Farbe bemängelt. »Meine Bienen waren zu dunkel«, wird Huter zitiert. Um dem Gesetz zu entsprechen, hätte er  seine dunklen Bienen durch hellgraue ersetzen müssen. »Huter lehnte ab«, heißt es im Artikel. Und. »›Das ist Rassenwahn‹, sagt er.«

Hellgraue Bauchringe

Denn das »ländlich geprägte Bundesland Kärnten«, wie es im Artikel heißt, »besteht darauf, dass es sich bei allen Bienen um Kärntner Honigbienen handelt, mit ihren charakteristischen hellgrauen Bauchringen, der einzigen Unterart, die das Gesetz hier seit 2007 erlaubt.«

Es gebe viele Befürworter der geltenden Bestimmung. »Aber die Gegner des Gesetzes sehen darin zumindest das Echo der Nazi-Vergangenheit der Gegend – und zitieren die Nazi-Geschichte, um ihren Standpunkt zu untermauern«, schreibt die Journalistin, die gleich darauf Gerhard Klinger, Obmann des Verein »Lavanttaler Carnica Biene«, zu Wort kommen lässt. Klinger: »Es ist eine rassistische Diktatur wie unter den Nazis.« Der »Oberimker« des Dritten Reichs, Gottfried Götze, sei ein Verfechter der Kärntner Honigbienen gewesen, der überzeugt war, einheimische Bienen sollten die ausschließliche Wahl sein, um Honig für die Wehrmacht sowie Bienenwachs für Bomben zu liefern.

Hruby hat für den Artikel aber auch den Fresacher Imker Kurt Strmljan befragt, einen Befürworter des Kärntner Bienenwirtschaftsgesetzes und der vorgeschriebenen Carnica-Biene, der so wiedergegeben wird: »Sie ist seit Jahrtausenden perfekt an diese Region angepasst«, Kärnten sei der »Stammsitz« dieser Biene. Er befürchtet, eine Verwässerung der genetischen Reinheit der Carnica würde »sie aggressiv machen, genau wie jede Mischlingsrasse«. 

Die Frage nach der korrekten Biene habe laut der Journalistin »zu einem eskalierenden Konflikt« unter den Kärntner Imkern geführt, in dem es auch zu Denunziationen mittels fotografierter Bienenstöcke komme: »Beide Seiten beschreiben eine Atmosphäre der Angst und Einschüchterung, in der der Diskurs so vergiftet ist, dass viele sich weigern, über ihre Bienen zu sprechen.« 

Hruby, die weitere Experten als Interviewpartner zitiert, wollte auch den zuständigen Landesrat Martin Gruber (ÖVP) befragen. Dazu schreibt sie: »Er sagte, er werde vor den Kommunalwahlen im März kein Interview zum Thema geben.«

Gerhard Klinger, bekannter Verfechter der »Lavanttaler Carnica« und damit ein Gegner des geltenden Gesetzes, meinte nach Erscheinen des  »New York Times«-Artikels: »Ich bin zufrieden, denn er ist objektiv und gut recherchiert, alle Seiten wurden befragt. Meine eigene Aussage wurde sinngemäß korrekt wiedergegeben.«

»Aus Verantwortung gestohlen«

Mit der Landespolitik, speziell mit Landesrat Gruber, hat Klinger allerdings weniger Freude: »Diejenigen, die das Bienenwirtschaftsgesetz verbrochen haben, haben sich aus der Verantwortung gestohlen. Sie hatten nicht den Mut, vor der Wahl aus der Deckung zu kommen.« Das Gesetz gehe auf das Dritte Reich zurück, sei auf deren Wissenschaft aufgebaut – was der Lavanttaler-Carnica-Obmann nicht akzeptieren will.

Und warum brauchte es die »New York Times«, um Kärntner Medien für dieses Kärntner Thema zu interessieren? »Die Materie ist kompliziert«, sagt Klinger, »und Journalisten haben zur Recherche nur mehr wenig Zeit.« 

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