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Harald Pressl: »Den Menschen wird vorgegaukelt, dass es sich um sinnvolle Methoden handelt«Ausgabe 35 | Mittwoch, 31. August 2022

Keine Freude mit Alternativmedizin hat der Wolfsberger Arzt Harald Pressl. Da auch immer wieder Mediziner auf alternative Methoden schwören, wären Patienten im Glauben, dass die Praktiken funktionieren würden. Dem ist laut Pressl aber nicht so.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Michael Swersina Von Michael Swersina m.swersinano@spamunterkaerntner.at
Bild oben: Die Bioresonanztherapie ist in einigen Ländern mittlerweile verboten. Auch in Deutschland gab es bereits Verurteilungen. Bild unten: Der Wolfsberger Arzt Harald Pressl fordert von der Ärztekammer, dass es eine strikte Trennung zwischen wissenschaftlicher Medizin und Alternativmedizin geben muss. Fotos: Pixabay, privat

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Wolfsberg. Die Alternativmedizin boomt, das An­gebot an Verfahren und Mitteln ist fast unüberschaubar und die Umsätze homöopathischer Arzneimittel steigen von Jahr zu Jahr. Und das stößt vielen Ärzten sauer auf. So auch dem Wolfsberger Arzt, Harald Pressl. Er ist verärgert, dass selbst von der Ärztekammer Kurse, Diplome und Zertifikate für Esoterik, Homöopathie und alternative Medizin angeboten werden. Er sagt: »Wir Ärzte sind mitverantwortlich, dass die Menschen impfkritisch sind, dass sie auf alternative, vermeintlich biologische Methoden zurückgreifen, weil es unter den Ärzten genügend Personen gibt, die alternative Medizin betreiben, obwohl sie wissen müssten, dass es nicht funktioniert.« Viele Mediziner und überzeugte Homöopathen seien laut Pressl mittlerweile von diesen Behandlungsmethoden abgekehrt, da sie wissenschaftlich untersucht und widerlegt wurden. Pressl: »Homöopathie ist Betrug am Patienten.«

»Homöopathie ist nichts anderes als Betrug an den Patienten«
Harald Pressl, Internist

Der Wolfsberger Arzt nennt dazu das Beispiel der Bioresonanz. Die Bioresonanz ist eine Methode, bei der ein spezielles Gerät zum Einsatz kommt. Der Patient greift zwei Metallstäbe an, durch die die vom Körper gesendete Schwingungen gemessen, bewertet und beeinflusst werden sollen.

Alles Humbug
Für Pressl ist das kompletter Humbug. Er verweist auf eine Untersuchung, bei der das spezielle Gerät neben gesunden Menschen auch bei einer Leiche, einem nassen Fetzen und Leberkäse angewandt wurde. Dabei wurde der Leiche beste Gesundheit diagnostiziert. »Daran erkennt man, dass an diesen Methoden nichts dran ist. Mittlerweile wurden in Deutschland zwei Geschäftsführer eines Unternehmens, das Bioresonanzgeräte herstellt, wegen gewerbsmäßigen Betrugs verurteilt«, erzählt Pressl, der erwartet, dass sich auch die österreichische Ärztekammer künftig »vorbehaltlos zur wissenschaftlichen Medizin bekennt und von Pseudomedizin distanziert.« Pressl ärgert es, dass von der Ärztekammer nach wie vor Alternativmedizinkurse angeboten werden: »Damit wird den Menschen vorgegaukelt, dass es eine sinnvolle Methode ist. Damit muss endlich Schluss sein.«

Ärztekammer reagiert nicht
Mehrmals hat sich der Wolfsberger Arzt mit seinem Anliegen auch schon an die Ärztekammer gewandt, eine Antwort bekam er aber nie. Während in einigen Ländern Homöopathie von den Lehrplänen an den Universitäten verschwunden ist, fürchtet Pressl, dass der im März neu gewählte Vorstand der Ärztekammer in Österreich weiter Richtung alternative Medizin gehen werde.

An der Medizinischen Universität Wien wurde bereits im Jahr 2018 das Fach Homöopathie vom Lehrplan gestrichen. An anderen Universitäten gibt es aber noch Veranstaltung alternativer Medizin.

Gefahren der Alternativmedizin
Im schlimmsten Fall wenden sich Patienten auf Anraten von Wunderheilern von wirksamen Therapien ab. Pressl verweist auf die Geschichte der krebskranken Olivia P. Im Sommer 1995 floh die Familie P. aus Deutschland und versteckte sich in mehreren Region Europas, darunter auch im Lavanttal, da Olivia auf Anraten eines Wunderheilers nicht schulmedizinisch behandelt werden sollte.

Der Zustand des Mädchens wurde aber schlechter, der Tumor hatte die Größe eines Fußballs, als sich die Eltern überreden ließen, das Kind schulmedizinisch, mit Operation und Chemotherapie zu therapieren. Die Behandlung schlug an – heute gilt Olivia als geheilt.

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