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Wolfsbergerin will jungem Obdachlosen helfen – aber keine Einrichtung fühlt sich zuständig Ausgabe 20 | Mittwoch, 18. Mai 2022

Melitta Moser (69) gab einem jungen Mann, der unter Drogen- und psychischen Problemen leidet, ein Obdach – bereits zum dritten Mal. Ihre Versuche, ihm Hilfe von sozialen Einrichtungen oder der Stadt zu verschaffen, schlugen bisher fehl. Niemand ist zuständig.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Die Wolfsbergerin Melitta Moser, in deren Schuppen der 27-jährige Obdachlose zuletzt nächtigte. Sie sagt: »So kann niemand leben.« Bisher fand sich keine soziale Einrichtung, die ihm hätte helfen können ... Hok

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Wolfsberg. Sie hat ein großes Herz. Auch für jene, die in unserer Gesellschaft kein hohes Ansehen genießen. Jetzt kämpft die Wolfsbergerin Melitta Moser um Hilfe für einen jungen Obdachlosen, der sich zuletzt einmal mehr bei ihr »einquartiert« hat. Bisher steht sie allerdings allein auf weiter Flur ...

Die 69-Jährige erzählt: »Einer meiner Söhne hatte einen Schulkameraden, mit dem er die HTL besuchte. Lange hörte ich nichts von diesem Burschen, bis er vor drei Jahren vor meiner Türe stand« – aufgrund übermäßigen Drogenkonsums psychisch stark angeschlagen. Moser gewährte dem 27-Jährigen drei Tage lang Unterschlupf, dann verschwand er.

»Warum bringt man ihn nicht in der Rikli-Villa unter, die der Stadt für soziale Zwecke vererbt wurde?«
Melitta Moser, Obdachgeberin

Im März dieses Jahres war er wieder da. Die vierfache Mutter: »Ich habe versucht, Institutionen zu kontaktieren und ihm zu helfen. Doch er wurde nirgends aufgenommen.« Diesmal blieb er sieben Tage lang. Er lebte auf ihrem Dachboden, bis es zu Problemen mit einem Nachbarn kam, dem der junge Mann einen Stein nachwarf. »Als ich ihn nach dem Grund fragte, sagte er: ›Die Seelen haben es mir befohlen‹«, erzählt Moser, die auch Obfrau der Frauenservice- und Familienberatungsstelle Wolfsberg ist. Als der junge Mann drohte, sich umzubringen, wurde er in die psychiatrische Abteilung im Klinikum Klagenfurt eingewiesen. Bis er am Montag, 9. Mai, abermals vor Mosers Türe stand.

»Ich habe ihm ein Klappbett besorgt, er schlief zuletzt in meiner Holzhütte«, so die Wolfsbergerin. »Es gefiel ihm darin, aber das ist natürlich kein Zustand, so kann niemand auf Dauer leben.« Also begann sie abermals zu »kurbeln«: In einer Wolfsberger Sozialeinrichtung kann er nur zeitweise bleiben, da er zu alt ist. Eine Helferkonferenz, in der ein Psychiater, eine Amtsärztin etc. eine Lösung suchen sollen, kam bisher nicht zustande. Andere Einrichtungen lehnten die Aufnahme des jungen Mannes ab. Ein Anruf bei der Stadt Wolfsberg brachte auch wenig. Moser: »Der für Wohnungen zuständige Stadtrat Jürgen Jöbstl sagte mir, der 27-Jährige könne einen Antrag auf eine Unterkunft stellen, es habe mit ihm aber bereits Probleme gegeben, weil er eine Zeit illegal in einer Wohnung lebte und delogiert werden musste.« Dazu kommt das laufende Verfahren einer Besachwaltung, die aber noch nicht entschieden ist ...

Wieder ist er weg

Mittlerweile hat der junge Mann nach einigen Vorfällen den Schuppen wieder verlassen und ist abermals obdachlos. Moser will aber dranbleiben und Hilfe für ihn suchen. Die 69-Jährige: »Mir ist auch klar, dass er sich an Vereinbarungen nicht hält. Es kann aber nicht sein, dass es keine Hilfe für ihn gibt. Ich will nicht, dass er in meinem Schuppen oder auf der Straße vegetieren muss, er soll ordentlich leben können. Warum tut niemand etwas? Warum bringt man ihn nicht in der Rikli-Villa unter, die der Stadt vererbt wurde, um sie  für soziale Zwecke zu nutzen?«

»Ich denke, der Mann braucht Hilfe der Medizin, keine Wohnstatt«
Michaela Lientscher, Sozialreferentin

Stadtrat Jöbstl (SPÖ) sagte: »Es gibt noch keine Entscheidung, wie die Villa künftig genutzt wird, das muss erst diskutiert werden. Und ob die Villa für den Mann optimal wäre – da tue ich mir schwer, etwas zu sagen.« Wie könnte ihm geholfen werden? »Er kann bei der Stadt um eine Wohnung ansuchen. Aber ich muss im Ausschuss über die Erfahrungen berichten, die wir mit ihm gemacht haben. Und wir müssen unsere Mieter schützen«, so Jöbstl. Er betont aber auch: »Ich bin für Wohnungen zuständig. Ich denke, diese Sache betrifft eher die Sozialreferentin.« 

An die Amtsärztin wenden

Dabei handelt es sich um Vizebürgermeisterin Michaela Lientscher (SPÖ). Die meinte: »Ich denke, der Mann braucht Hilfe der Medizin, keine Wohnstatt. Wenn er autonom ist, muss man seine Entscheidung, so zu leben, grundsätzlich akzeptieren. Das Beste wäre aber, sich an die Amtsärztin zu wenden.« 

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