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Wolfsberg: Nach dem Tod der Milliardärin Heidi Horten (81): Offene Fragen über die Zukunft von Schloss Thürn.Ausgabe 25 | Mittwoch, 22. Juni 2022

Die Verstorbene hatte das Anwesen 2020 erworben und wollte darin ihren Lebensabend verbringen, ist zu hören. Wie es mit dem Schloss weitergeht, ist derzeit offen. Enorme Summen sollen in den Umbau geflossen sein, was einen Verkauf erschweren könnte.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Heidi Horten (r.) unterzeichnete den Kaufvertrag für Schloss Thürn am 19. August 2020. Kurz darauf begannen umfangreiche Umbauarbeiten, um das Gebäude nach ihren Wünschen zu gestalten. Im Sommer sollten sie abgeschlossen sein, am 12. Juni ist Horten verstorben. Was nun mit dem Schloss geschehen wird, steht in den Sternen. UN, Hannes Krainz

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Thürn. Sie wollte auf Schloss Thürn ihren Lebensabend ungestört von neugierigen Augen verbringen. Doch am 12. Juni ist Heidi Goëss-Horten im Alter von 81 Jahren verstorben. Die reichste Frau Österreichs hatte das Schloss laut Kaufvertrag, der den Unterkärntner Nachrichten vorliegt, erst am 19. August 2020 zum Preis von 3,5 Millionen Euro erworben. Kurz danach wurden umfangreiche Umbauarbeiten gestartet, deren Abschluss Horten jedoch nicht mehr erlebte. 

»Ihr Lebenswerk soll erhalten und fortgesetzt werden. Zu Einzelheiten geben wir keine Auskunft«
Sprecher von Hortens Berater zum Nachlass der Verstorbenen

Während der Großteil des Vermögens bereits zu Lebzeiten von Hortens erstem Ehemann, dem deutschen Unternehmer Helmut Horten (1909 – 1987), in eine Schweizer Stiftung eingebracht worden war, zählte Schloss Thürn zum Privatvermögen der Verstorbenen. Wer das Anwesen nun erbt – Horten war kinderlos und hatte im Juni 2015 in dritter Ehe Karl Anton Goëss, genannt »Kari«, geheiratet – und wie es damit weitergeht, ist nicht bekannt.

»Detailliert geregelt«

Ein Sprecher des persönlichen Beraters Hortens sagt: »Sie hat ihren persönlichen Nachlass bereits zu Lebzeiten genau und detailliert geregelt. Ihr Lebenswerk soll erhalten und fortgesetzt werden. Zu den Einzelheiten geben wir keine Auskunft.« 

Mitgeteilt wird lediglich, die medizinische Forschung, die seit vielen Jahrzehnten von Heidi Horten und der Helmut Horten Stiftung gefördert wurde, werde weiterhin unterstützt. Dazu seien die von ihr ins Leben gerufene Kunstsammlung »Heidi Horten Collection«, die in einem Palais in Wien ausgestellt wird, und die Förderung des Sports, also des Klagenfurter Eishockey-Vereins KAC, abgesichert. »Weitere Auskünfte zum Privatvermögen gibt es nicht«, so der Sprecher, der auf die Frage, was nun mit Schloss Thürn passieren wird, schweigt.

Sollten die Erben kein Interesse am Schloss haben, könnte es schwierig werden, einen Käufer zu finden, heißt es. Denn die durch den Umbau verursachten künftigen Betriebskosten sollen enorm sein. Dazu kommt die immense Summe, die in die Adaptierung investiert wurde und die, wie zu hören ist, bei einem Verkauf nur sehr schwer zu erzielen wäre. Es wird allerdings damit gerechnet, dass die Renovierung fortgesetzt wird, die im Sommer beendet sein soll. Horten hätte die Absicht gehabt, das Schloss im heurigen Herbst zu beziehen, wird berichtet. Jetzt ist seine Zukunft offen. Die Freude der Stadt Wolfsberg, die nach dem Kauf durch Heidi Horten den gesicherten Fortbestand des Schlosses hervorgehoben hatte, war verfrüht.

2.000 Quadratmeter Wohnfläche

Laut Kaufvertrag verfügt es über rund 2.000 Quadratmeter Gesamtwohnfläche, die in einen Wohn-, einen Besucher-, einen Büro- und den sogenannten Jesuitentrakt unterteilt sind. Darüber hinaus ist das Dachgeschoss ausgebaut. Zum Schloss gehören auch Nebenanlagen, Gärten, ein Schwimmteich sowie Weinterrassen im Ausmaß von insgesamt rund 35.000 Quadratmetern. Im Vertrag heißt es auch: »Das gesamte Schloss wurde erstmals per Bescheid vom 3. Juni 1939 unter Denkmalschutz gestellt.«

Das heutige Schloss Thürn ging aus einem Wehrturm hervor. Urkundlich erwähnt wurde der erstmals im Jahr 1243. Der Turm »steckt« noch heute  im Kern des quadratischen Bergfrieds aus dem 14. Jahrhundert, der die Ostseite des Schlosses beherrscht. Im Obergeschoss befindet sich eine Kapelle mit freigelegten Fresken und einem Blick auf die Koralpe, der als »wunderbar« bezeichnet wird. Ursprünglich errichtet als reiner Wehrbau, gelangte das Schloss 1675 in kirchliche Hände, 1859 zogen Jesuiten ein. 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mietete es die Kärntner Landesregierung an, 1947 wurde darin der Schulbetrieb der landwirtschaftlichen Fachschule eröffnet. Die stetig steigende Schülerzahl führte 1959 aber zu einem Schulneubau in St. Andrä. Ab 1972 wurde Schloss Thürn ausschließlich als Familienwohnsitz der jeweiligen Eigentümer genutzt.

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