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Stalag XVIIIA: Angehörige und Nachkommen trafen sich in Wolfsberg zum gegenseitigen AustauschAusgabe 30 | Mittwoch, 26. Juli 2023

Auf Initiative des Liverpoolers Ian Brown fand am vergangenen Wochenende zum bereits dritten Mal ein Treffen von Angehörigen und Nachkommen von ehemaligen Kriegsgefangenen in Wolfsberg statt. Im Fokus stand abermals der gegenseitige Austausch.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Philipp Tripolt Von Philipp Tripolt tripoltno@spamunterkaerntner.at
Bild oben: Rund 100 Menschen, davon viele aus Großbritannien, Australien und Neuseeland, versammelten sich bei der im Vorjahr eröffneten Erinnerungsstätte in der Wolfsberger Lagerstraße. Bild unten: Der Liverpooler Initiator Ian Brown hielt am vergangenen Sonntag beim Festakt eine Rede. Fotos: Daniel G. Strassnig

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Wolfsberg. Bereits zum dritten Mal fanden in Wolfsberg und Klagenfurt Treffen von Angehörigen und Nachkommen ehemaliger Kriegsgefangener des Stalag (Stammlagers) XVIIIA aus Großbritannien, Australien und Neuseeland statt. Erstmals dabei waren auch Botschaftsvertreter aller Länder. Initiator Ian Brown aus Liverpool erzählt: »Rund 100 Personen reisten an diesem Wochenende nach Wolfsberg. Es ging um den Austausch und darum, die Erfahrungen, die man hat, mit anderen zu teilen.« Seine Gattin Carole fügt hinzu: »Wir sind zu einer Familie zusammen gewachsen. Damit meine ich aber nicht nur die Familien, sondern auch die Menschen in Wolfsberg, die uns jedes Mal herzlich empfangen.« »Wir möchten hier neue Erinnerungen schaffen, aber auf eine positive Art«, erklärt Initiator Brown.

Sein Vater war einer der über 8.000 Insassen des Stalag in der Wolfsberger Lagerstraße. »Ich war 14 Jahre alt, als mein Vater starb – und ich wusste nichts über ihn. Nun habe ich Tausende Fotografien und Informationen über ihn.« Browns Vater starb im Alter von 58 Jahren an den Verletzungen, die er im Stalag XVIIIA erlitten hatte. Ian Brown besuchte Wolfsberg erstmals im Jahr 2003, acht Jahre später war er erneut hier.

Brown hat als Grundlage für den gemeinsamen Austausch später auch die Website www.stalag18a.org ins Leben gerufen. Neben geschichtlichen Informationen geht es auf der Website vor allem um die Abbildung und Verbreitung von Fotomaterial: »Die Website dient als Informationsportal für Angehörige, die auf der Suche nach Informationen sind.«

»Ich war 14 Jahre alt, als mein Vater starb – und ich wusste nichts über ihn«
Ian Brown, Initiator des Treffens

Über die Website gelangen Besucher auch zur Facebook-Gruppe »Stalag 18A«, die vor neun Jahren erstellt wurde und der mittlerweile über 1.400 Mitglieder angehören. »Die Familiengeschichten neigen dazu, sich zu verändern. Der Grund dafür sind die Informationen, die die Menschen in Erfahrung bringen«, so Brown.

Geschichte der Vorfahren
Robyn Brunton aus Gosdorf in New South Wales in Australien war am vergangenen Wochenende ebenfalls in Wolfsberg. Auch ihr Vater, Bill Gleeson, war einer der Insassen im Stalag. »Die Erinnerungen sind traurig, aber der Austausch untereinander macht die Menschen glücklich. Sie erfahren mehr über die Geschichte ihrer Vorfahren. Es ist wichtig zu erzählen, was damals geschehen ist, damit sich auch die nächsten Generationen daran erinnern und es nicht irgendwann nur mehr eine Seite in einem Buch ist«, erklärt die Australierin.

Christian Bachhiesl, Leiter des Museums im Lavanthaus, sagt: »Die Aufarbeitung und das bei uns ausgestellte Material verbindet beide Seiten, und ist ein sehr wichtiger Teil der Geschichte.«

Am vergangenen Sonntag fand bei der im Vorjahr eröffneten Erinnerungsstätte ein Festakt mit Kranzniederlegung in Anwesenheit der Botschaftsvertreter statt. Das Wolfsberger Denkmal für das Stalag XVIIIA wurde 2022 von der Stadtgemeinde auf Initiative der Angehörigen mit Spenden der Familien sowie Fördermitteln der Europäischen Union errichtet.

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