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Eitweg. Zuletzt wäre ein neunjähriges Mädchen am Zebrastreifen vor der Volksschule St. Ulrich an der Goding beinahe Opfer eines Unfalls geworden: Ein Fahrzeug hatte vor dem Übergang gebremst, war von einem weiteren Auto gerammt und nach vorne geschleudert worden. Das Kind kam mit knapper Not davon. Doch die Rufe nach einer 30-km/h-Zone vor der Schule verhallen seit Jahren ungehört.
»Wir haben vor einigen Tagen die Verkehrsfrequenz gezählt: Von 6.30 bis 7.45 Uhr fuhren 567 Fahrzeuge an der Volksschule vorbei – Autos, Lkw, Busse«, sagt Elisabeth Krobath vom Elternverein der Bildungseinrichtung. Mit Schuldirektorin Sigrid Kodritsch, deren Stellvertreterin Florentina Strasser, der Pädagogin Michaela Grilz, Sylvia Melcher vom Elternverein, Susanne Oprissnig, der Kindergartenleiterin des ebenfalls im Schulgebäude untergebrachten Standorts Eitweg, sowie zahlreichen Eltern fordert Krobath dringend die Einführung von Tempo 30 vor der Volksschule.
»Der Abschnitt ist nicht zuletzt durch die Kurve eine absolute Gefahrenstelle«
Sigrid Kodritsch, Direktorin der VS St. Ulrich
Das Problem: Sie liegt an der Gemmersdorfer Straße (L 140), einer Landesstraße, für die nicht die Gemeinde St. Andrä, sondern eben das Land zuständig ist. Dort wurden die Ansuchen bisher stets abgelehnt.
Die bisherigen Anläufe
Direktorin Kodritsch: »Wir haben 2015, 2018, 2020 und 2022 beantragt, dass während der Schulzeiten von 6.30 bis 13 Uhr eine Geschwindigkeit von 30 km/h für den Bereich vor der Schule verordnet wird – von der Einfahrt des Adeg-Parkplatzes bis nach dem Personalparkplatz der Volksschule. Denn dieser Abschnitt, in dem auch zwei Bushaltestellen liegen, ist nicht zuletzt durch die Kurve eine absolute Gefahrenstelle.« Bisher wurde immer mit einer Ablehnung geantwortet. »Begründet wird das damit, dass hier zu wenig Verkehrsfrequenz und keine Unfallhäufigkeitsstelle vorliegt, es also keine Unfälle gibt«, sagt Kodritsch.
Es müssten erst ein oder »besser« mehrere Kinder unter Autos kommen, ehe etwas geschieht. Die Direktorin: »Wir hatten aber schon öfter Beinahe-Unfälle und möchten nicht tatenlos zusehen, bis einem Schulkind etwas zustößt. Diese Straße wird von vielen Lenkern als Weg zur Arbeit oder als Zufahrt zur Autobahn genutzt. Der Verkehr nimmt immer mehr zu. Wir brauchen hier den 30er – und am liebsten gleich ein Radargerät zur Kontrolle dazu.«
Die Frauen sind mit ihrer Ansicht nicht allein: Zuletzt haben sie binnen weniger Tage 240 Unterschriften für Temp0 30 vor der Volksschule St. Ulrich gesammelt.
In Begleitung der St. Andräer Bürgermeisterin Maria Knauder (SPÖ) und acht Eltern stattete Kodritsch Mitte Dezember dem Wolfsberger Bezirkshauptmann Georg Fejan einen Besuch ab, um das Tempolimit zum fünften Mal zu beantragen. »Bürgermeisterin Knauder unterstützt uns sehr«, sagt die Direktorin, »und auch Bezirkshauptmann Fejan ist gewillt zu helfen. Ein Sachverständiger des Landes wird sich die Situation vor Ort ansehen.« Dessen Gutachten muss nun abgewartet werden.
Kodritsch kann nicht verstehen, warum der Sicherheit nicht oberste Priorität eingeräumt wird: »Es müsste rechtliche Verantwortung herrschen und vor jeder Bildungseinrichtung automatisch eine Geschwindigkeitsbeschränkung verordnet werden. Jetzt muss jede Schule selbst um die Sicherheit ihrer Kinder kämpfen.«
Adeg als Aussteigeplatz
Wie unsicher die Situation derzeit ist, zeigt eine geltende Regelung: Die Volksschule hat mit den Betreibern des benachbarten Adeg-Markts Taferner-Buchbauer vereinbart, dass Eltern ihre Kinder auf dem Geschäftsparkplatz aussteigen lassen dürfen – wofür die Betroffenen dem Unternehmen sehr dankbar sind, wie betont wird. Danach müssen die Kleinen die Gemmersdorfer Straße nicht mehr überqueren. Trotzdem werden sie von manchen Eltern bis zum Eingang begleitet, da der Gehweg zur Volksschule an der L 140 liegt – auf der sich beileibe nicht alle Fahrer an das jetzige Höchsttempo von 50 km/h halten. Manchen Kindern bleibt aber nichts anderes übrig als den Zebrastreifen zu nutzen, über den aber laut Krobath vom Elternverein »zu viel und zu schneller Verkehr« fließt. Direktorin Kodritsch: »Ich hoffe jetzt auf eine positive Erledigung mit Hilfe der Bürgermeisterin und des Bezirkshauptmanns, damit hier schnell Tempo 30 möglich wird.«
Bürgermeisterin Knauder: »Ich versuche seit Jahren, vor der Volksschule St. Ulrich ein Tempolimit von 30 km/h zu erreichen. Der Gemeinde sind die Hände gebunden, weil es sich um eine Landesstraße handelt. Ich bin aber guter Hoffnung, dass es mit dem letzten Antrag gelingen wird, und wünsche mir, dass vorher nichts Schlimmes passiert.«
»Wir werden ein Verfahren führen und diese Stelle mit Polizei und Sachverständigem nochmals untersuchen«, sagt Bezirkshauptmann Fejan. Die Argumente für Tempo 30 seien nachvollziehbar, »aber es ist letztlich eine Sache des Verfahrens. Dessen Ausgang kann ich derzeit nicht vorhersagen.«
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