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Warum die Lavamünder SPÖ das Bürgermeister-Amt verlorAusgabe 12 | Mittwoch, 24. März 2021

Offiziell trat der frühere Bürgermeister Josef Ruthardt aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an. Hinter den Kulissen gab es parteiinterne Querelen, die auf Facebook ausgetragen wurden. SPÖ-Kandidat Golez erzählt, was los war.

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Lavamünd. »Die SPÖ ist seit jeher stimmenstärkste Partei in Lavamünd.« So stand es 2013 in einer Tageszeitung zu lesen, als Josef Ruthardt (SPÖ) nach dem Rücktritt von Bürgermeister Herbert Hantinger (ÖVP) in einer Nachwahl zum neuen Ortschef gekürt worden war – mit 60,71 Prozent Zustimmung. Diese Zeiten sind vorüber. Die Lavamünder SPÖ wurde bei der Gemeinderatswahl am 28. Februar nicht nur von 50,5 Prozent auf 33,9 Prozent »gestutzt«, auch der Sessel des Ortschefs ist verloren. Wolfgang Gallant (Liste Wolfgang Gallant) hat die Bürgermeister-Stichwahl – wie berichtet – am 14. März gegen den SPÖ-Kandidaten Raphael Golez mit 59,15 Prozent gewonnen. Gallants Liste ist mit 35 Prozent jetzt stärkste Kraft im Gemeinderat und stellt (wie die SPÖ) sieben Mandatare. Bleibt die Frage: Wie kam es dazu? 

SPÖ trug zum Gallant-Sieg bei

Gallant ist mit seinem aktiven Widerstand gegen den Verkehrswahnsinn in Lavamünd in die Herzen und Köpfe der Bevölkerung vorgedrungen. Doch die SPÖ hat offenbar kräftig zu seinem Sieg beigetragen – ungewollt. Interne Streitigkeiten schwächten die Roten und schreckten die Wähler ab. Deutlich wurde das an einem Streit auf der Facebook-Site der Unterkärntner Nachrichten, der sich vor der Stichwahl an einer Interview-Konfrontation zwischen Golez und Gallant entzündete und der mit harten Worten ausgetragen wurde.

»Und den Bürgermeister seids hoffentlich auch bald los«
Michael Ruthardt in Richtung Lavamünder SPÖ

Dort hatte ein ehemaliger Lavamünder SPÖ-Repräsentant seine Gratulationen an Golez für dessen Interview-Auftritt platziert – und wurde prompt von Michael Ruthardt, dem Sohn des früheren Bürgermeisters, scharf kritisiert. Der warb damals auf seinem Facebook-Profilbild offen für Gallant und schrieb: »Der scheinbar nicht so sozialdemokratische Teil von Eurer Gruppierung hat am Wahltag eine historische Niederlage eingefahren. (...) Und den Bürgermeisters seids hoffentlich auch bald los. (...) Mit Sicherheit nicht, weil ihr so supi seid.«

In einem weiteren Posting schrieb Ruthardt: »Übrigens sagt mein Vati diesbezüglich genau das ... Wenn man glaubt, dass der Bürger das nicht überreißt, wenn intern falsche Spielchen geführt werden, dann bist leider am falschen Pferd.« Schließlich: »Allerdings wissen wir beide, was da intern abgezogen wurde.« Die Postings wurden mittlerweile gelöscht.

Die Unterkärntner Nachrichten kontaktierten Michael Ruthardt und fragten: Was wurde intern abgezogen? »Dazu will ich nichts sagen.« Was der Sohn des einstigen Bürgermeisters aber sagt, ist das: »Ich finde es super, dass Gallant gewonnen hat. Ich wollte eigentlich auch auf seiner Liste kandidieren, hatte dann aber keine Zeit.« Zu allem anderen solle man seinen Vater befragen.

Josef Ruthardt reagierte aber weder auf die Anrufe noch die verschickten SMS der Redaktion.

»Mit einer gescheiten Übergabe wäre die Wahl vielleicht anders
ausgegangen«
Raphael Golez, Lavamünder SPÖ-Kandidat

Offiziell hieß es, Ruthardt trete aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Bürgermeister-Wahl an und überlasse Golez das Feld, der im August des Vorjahrs zum ersten Vizebürgermeister gewählt worden war. War das so?

Golez: »Wir haben mehr als sechs Monate lang versucht, vom früheren Bürgermeister eine Antwort auf die Frage zu bekommen, ob er wieder kandidieren wird oder nicht. Er sagte monatelang nur, er wisse es noch nicht, es gehe ihm nicht gut. Wir haben uns mehrmals getroffen, nie machte er eine konkrete Aussage.«

Schließlich sei Ruthardt trotz Einladung auch nicht zur Jahreshauptversammlung der Lavamünder SPÖ erschienen. Golez: »Dort bin ich fair vorgegangen und ich habe zwei Wahlvorschläge unterbreitet: Im ersten wurde Ruthardt als Ortsparteivorsitzender genannt, ich als sein Stellvertreter. Im zweiten war ich Ortsparteivorsitzender. Die Wahl ging für mich aus, damit war klar, dass ich Spitzenkandidat für die Wahl werde.« Das Ergebnis wurde Ruthardt mitgeteilt, der sich laut Golez damit »nicht abfinden konnte. Er hat sich hintergangen gefühlt, was ich aber nicht so sehe.«

Auf die Frage, ob diese Probleme die Wahl beeinflusst hätten, sagt Golez: »Mit einer gescheiten Übergabe des Bürgermeisteramts wäre es vielleicht anders ausgegangen. Die Unwahrheiten, die auf Facebook verbreitet wurden, haben mir wohl auch geschadet. Ich habe darauf nicht reagiert, werde aber das ausgleichende Gespräch mit Michael Ruthardt suchen.«

Golez will bleiben

Trotz der Querelen will der 24-jährige Golez »auf jeden Fall« das Amt des Vizebürgermeisters weiter ausüben: »Ich will das Beste für die Gemeinde, ich schmeiße nicht hin.« Auch sei Josef Ruthardt weiterhin Mitglieder der SPÖ.

Wenn man innerhalb einer Gemeinschaft streite oder Uneinigkeit nach außen trage, habe man wenig Chancen, Wahlen zu gewinnen. Mit diesen Worten wurde Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) vom ORF Kärnten nach den Bürgermeister-Stichwahlen zitiert. Sie könnten auch auf Lavamünd zutreffen ...

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