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European Lithium spricht jetzt Klartext: Das Werk wird nicht im Lavanttal errichtet Ausgabe 20 | Mittwoch, 17. Mai 2023

Laut European Lithium-Vorstandsvorsitzender Dietrich Wanke könnte mit dem Abbau des Lithium-Erzes auf der Weinebene 2025 begonnen werden. Das Verarbeitungswerk wird sicher nicht in Österreich gebaut. Im Tal entstehen 200 bis 250 Arbeitsplätze.

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Wann wird mit dem Abbau von Lithium-Erz auf der Weinebene begonnen? 
Realistisch wäre der Baubeginn für die Betriebsanlagen Anfang des nächsten Jahres, mit dem Abbau könnte es 2025 losgehen. Wir sind technisch in der Lage mit dem Projekt zu beginnen. Alle Studien sind fertig und zeigen positive Ergebnisse. Die endgültige Machbarkeitsstudie wurde Anfang dieses Jahres veröffentlicht. Sie war ein Kraftakt und deckt das gesamte Projekt ab, sowohl das technische als auch finanzielle Spektrum. Wir haben gezeigt, dass unter den jetzigen Marktbedingungen – sowohl kosten- als auch absatzseitig – das Projekt positiv zu führen ist.

Auf wie viele Jahre ist das Projekt auf der Weinebene ausgelegt?
Das Projekt hat eine anfängliche Laufzeit von 15 Jahren mit dem Potenzial, dass es auf 40 Jahre ausgeweitet wird. Wir haben ja nur einen kleinen Teil der Lagerstätte erkundet. Die anderen Teile werden betriebsbegleitend erkundet.

Was wird auf der Weinebene, abgesehen vom Abbau, alles geschehen?
Wir werden vor Ort das Konzentrat herstellen. Das bedeutet, dass wir Nebenprodukte wie Quarz und Feldspat abscheiden. Verkaufsfähige Nebenprodukte werden veräußert, der Rest geht wieder zurück in den Hohlraum, so dass wir an der Oberfläche keine Halden anlegen müssen. 

Was wird an der Oberfläche zu sehen sein?
Da wird es nur die Konzentratanlage und ein paar Betriebsgebäude und Parkflächen geben. Unsere Betriebsfläche wird kleiner als zehn Hektar sein.

Das heißt, Sie werden, da die Betriebsfläche unter zehn Hektar liegt, keine Umweltverträglichkeitsprüfung UVP benötigen?
Wir brauchen ein vereinfachtes UVP-Verfahren. Ohne Umweltverträglichkeit geht es bei so einem Projekt nicht. Es gibt ein sogenanntes konzentriertes Materieverfahren durch die Montanbehörde. Dabei werden Sachbereiche wie Wasser, Verkehr, Lärm, Umweltschutz, Flora und Fauna berücksichtigt. Die Daten dazu haben wir in den vergangenen sechs Jahren erhoben. Wir machen zum Beispiel monatlich Wassermessungen und haben Erhebungen zur Pflanzen- und Tierwelt gemacht.

Was passiert, wenn das Projekt über die 9,9 Hektar Betriebsfläche hinausgeht? 
Das wird nicht passieren. Wir haben bei den zehn Hektar bereits  einen ausreichenden Puffer einkalkuliert, falls eine Anlage oder Halle größer werden sollte. Aber das wird nicht passieren, es ist jede Halle, jede Stahlstange bereits geplant. Wir müssen ja alles der Behörde nachweisen und wenn da nur irgendein Zweifel bestehen würde, dass wir über die zehn Hektar kommen, wären wir sowieso in der UVP drinnen.

Wie sieht es mit der Umweltfreundlichkeit des Projekts aus?
Viele Anlagen, wie zum Beispiel die Brecheranlage, die Sieb- und Sortieranlage, sind unter Tage. Ein Brecher zum Beispiel macht viel Lärm und verursacht Staub. Der liegt bei uns aber 100 bis 150 Meter unter der Erde. Da sieht und hört man an der Oberfläche nichts. Wir errichten auch unsere Werkstätten für den Maschinenbau unter Tage. Die Mehrkosten dafür tragen wir. Es werden unter Tage riesige Silos errichtet, die normalerweise als Halden an der Oberfläche entstehen. Daran sieht man, dass man Bergbauprojekte umweltfreundlich erledigen kann.

Ursprünglich wurde davon gesprochen, mit dem Abbau 2016 zu beginnen. Was sind die Gründe dafür, dass dieser Termin nicht gehalten hat? 
Wir haben das Projekt verschoben, weil bestimmte Ergebnisse aus den Studien nicht hinreichend waren. Wir haben das Projekt von der Kärntner Montanindustrie (KMI) übernommen, basierend auf Daten der Firma Minerex aus der Vergangenheit, mit dem Ziel, das Unternehmen an der australischen Börse zu listen. Da gibt es strenge börsenrechtliche Regeln und Standards. Die Daten, die wir von der KMI bzw. Minerex übernommen hatten, waren nicht ausreichend. Wir mussten Bestätigungsbohrungen machen und haben eine Pre-feasibility Study (PFS) gemacht, um zu sehen, ob es sich überhaupt lohnt weiterzumachen. Damit waren wir schon im Jahr 2018. Dann sind wir in die Definitive Feasibility Study (DFS), also die endgültige Studie mit detaillierten Planungen eingestiegen. Wir haben dazu während der Coronazeit eine Pilotanlage in Deutschland errichtet. Im Vorjahr waren wir mit den Tests fertig und haben heuer die Machbarkeitsstudie veröffentlicht.

Anfang des Jahres wurden Pläne öffentlich, das Verarbeitungswerk in Saudi Arabien zu bauen. Wie ist dabei der Stand?
Wir haben mit der DFS den Standort Österreich untersucht und weiters sind wir derzeit dabei, uns an der NASDAQ listen zu lassen. Mit unserem dortigen Partner für das Listing haben wir noch einmal eine Risikoanalyse durchgeführt. 

Dabei kam heraus, dass der kritische Teil des Umwandlungswerks in den operativen Kosten liegt. Es ist ein sehr energieintensiver endothermischer Prozess. Wir müssen das Erz auf 1.500 Grad erhitzen, damit es zur chemischen Reaktion kommt. Dafür ist eine gewaltige Energiemenge notwendig und dafür gibt es nur Erdgas.

Es werden pro Stunde rund 7,5 Megawatt Energie benötigt. Bei den aktuellen Kosten in Europa kostet eine Megawattstunde im günstigsten Fall 450 bis 500 Euro. In Saudi Arabien kostet es mich 7,80 Euro. Das ergibt eine Ersparnis von rund 40 Millionen Euro pro Jahr. Wir haben damit das Risiko des Erdgaspreises in Europa aus dem Projekt genommen. Niemand kann sagen, was mit den Kosten für Erdgas in den kommenden Jahren geschieht. Unsere Partnern aus den USA haben uns auch ganz klar gesagt: »Finger weg von dieser Anlage in Europa.«

Und was ist mit den Transportkosten nach Saudi Arabien?
Die Kosten sind marginal. Das Material wird per Lkw zur Verladestation der Koralmbahn in Deutschlandsberg befördert. Von dort geht es mit dem Zug nach Triest und dann per Containerschiff über das Mittelmeer durch den Suez-Kanal nach Saudia Arabien. Das Endprodukt kommt auch mit dem Schiff zum Endabnehmer zurück. Ein wesentlicher Punkt ist, dass wir mit BMW einen Abnahmevertrag geschlossen haben: 100 Prozent der produzierten Menge gehen an BMW.

Wie umweltfreundlich ist das? 
Bis nach Deutschlandsberg sind es für die Lkw 20 Minuten, die Koralmbahn ist ohnehin elektrisch. Und bei den Schiffen ist unser Anteil ein Klacks. Wir fahren mit regulären Containerschiffen, die Container vieler anderer Unternehmen transportieren. Wir reden von 70.000 Tonnen pro Jahr, die abgebaut werden, zurück kommen überhaupt nur 10.000 Tonnen. Wir würden pro Jahr nicht einmal ein Containerschiff benötigen, denn die laden pro Fahrt an die 600.000 Tonnen.

Das heißt, das Hydroxid-Werk wird in Saudi Arabien entstehen?
Die Entscheidung für Saudia Arabien ist noch nicht endgültig gefallen, aber die Zeichen gehen in diese Richtung.

Das Risiko der volatilen Gaspreise in Europa hätten unsere Partner  nicht getragen. Da sind wir zur Entscheidung gekommen, dass das Werk anderswo errichtet werden soll. 

European Lithium hat kürzlich drei weitere Lithium-Projekte in der Steiermark erworben. Welchen Einfluss hat das auf das Projekt auf der Weinebene?
Die Projekte in der Steiermark sind noch in einem jungfräulichen Zustand. Die Weinebene/Koralpe hat Priorität, im Sinne des Wachstums haben wir die Projekte in der Steiermark erworben. Wir werden aber kein Parallelprojekt aufziehen, das würde nicht gehen.

Es wurden 32 neue Kernbohrungen beantragt. Wozu dienen die?
Wir wollen in die Zone zwei auf der Koralpe hineinbohren. Es ist der erste Schritt für die spätere betriebsbegleitende Exploration der Zone zwei. Wir haben 15 Jahre für den Abbau kommuniziert. Was wir jetzt machen, hat das Ziel, weitere 15 Jahre lang Lithiumerz abzubauen.

Wie viel Geld wurde bislang in das Lavanttaler Projekt investiert?
Inklusive Projektakquise sind es wohl so um die 40 Millionen Euro. 90 Prozent davon ist Kapital von außerhalb der EU. Wir haben von Österreich keinen Cent gesehen.

Wie viel Geld wird man noch benötigen, bis mit dem Abbau begonnen wird?
Das liegt bei rund einer halben Milliarde Euro für die Errichtung der Betriebsanlagen. Das wollen wir mit Geld aus Übersee aufstellen. Europa ist uns einfach zu langsam und zu unflexibel. Deswegen gibt es auch kein Lithiumprojekt in Europa. Ohne Partner in Übersee geht es leider nicht. 

Wie viele Arbeitsplätze werden durch dieses Projekt im Lavanttal geschaffen?
Es werden rund 200 bis 250 Mitarbeiter im Abbau, beim Konzentrator und in der Verwaltung beschäftigt werden. 

Vor kurzem war in der TV-Sendung »Gute Nacht Österreich« ein Beitrag über den Lithium-Abbau im Lavanttal zu sehen. Wie fanden Sie ihn? 
Ich fand diesen Beitrag wirklich genial, er war echt witzig und hat natürlich super zu dieser Sendung gepasst. 

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