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123-Transporter unter Verdacht: Der Staatsanwalt ermittelt, Obi beendet Zusammenarbeit – InsolvenzAusgabe 41 | Mittwoch, 8. Oktober 2025

Das Unternehmen, das nun Insolvenz beantragte, bot auch in Wolfsberg Miettransporter an. Doch glaubt man den Beschwerden, erlebten Kunden unerwartete Überraschungen – bis hin zur Abschaltung des Fahrzeugs. Jetzt werden schwere Vorwürfe untersucht.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
So viele Fahrzeuge hatte »123-Transporter« in Wolfsberg nicht stationiert – im November 2023 waren es aber immerhin zwei. Mittlerweile hat das österreichische Start-up, das auch über die Grenzen des Landes expandierte, nach vielen Beschwerden Probleme mit den Behörden – und hat in Österreich die Insolvenz beantragt. 123-Transporter

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Wolfsberg. Im Herbst 2023 siedelte sich das Start-up »123-Transporter« auch in der Bezirkshauptstadt an. Über die Website 123-transporter.at oder über eine App konnten zwei Transporter gebucht werden, die beim Wolfsberger Obi-Markt bereit standen. Obi teilt nun auf Anfrage der Unterkärntner Nachrichten mit, dass man die Zusammenarbeit mit dem Fahrzeugverleiher stoppen werde. Und: »123-Transporter« hat Konkurs angemeldet. 

Denn gegen das Unternehmen gibt es zahlreiche Beschwerden, dazu hat die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt laut Medienberichten ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des schweren gewerbsmäßigen Betrugs und der Veruntreuung eingeleitet. Betroffen sein soll der Geschäftsführer von »123-Transporter«, dessen Sitz im niederösterreichischen Ternitz liegt. Es gilt die Unschuldsvermutung.

»Die bisherige Kooperation entspricht nicht den Erwartungen von Obi«
Obi-Pressestelle zu 123-Transporter

Die Obi-Pressestelle schreibt: »Obi Österreich beendet die Zusammenarbeit mit 123-Transporter in Österreich zum rechtlich frühestmöglichen Zeitpunkt, das heißt zum 30. November 2025. Die bisherige Kooperation entspricht nicht den Erwartungen von Obi in Bezug auf die Ausgestaltung der Serviceangebote.«

Einfaches Konzept

Das Konzept von »123-Transporter« sieht so aus: Kunden können ein Fahrzeug rund um die Uhr online mieten und bezahlen. Danach wird eine Bestätigung, der Standort und der digitale Schlüssel zum Öffnen des Transporters auf das Smartphone geschickt. Schon kann es losgehen. In der Praxis schilderten Betroffene allerdings Vorgänge, mit denen sie nicht gerechnet hatten. Ein Fall, der im August durch die Medien ging, fand besonderes Echo: Ein Wiener buchte ein Fahrzeug für eine Fahrt ins sizilianische Catania.

Bereits kurz nach Fahrtantritt mit dem GPS-überwachten Wagen sollen dem Mann 65 Euro von der Kreditkarte abgebucht worden sein, berichtete der »Standard« – eine Vertragsstrafe für eine angebliche Geschwindigkeitsüberschreitung. Als es weitere Abbuchungen von insgesamt 1.115 Euro gab, sperrte der Mann seine Kreditkarte. Darauf habe das Unternehmen den Transporter aus der Ferne deaktiviert, weshalb er nur mehr schwierig zu lenken und bremsen gewesen sei. Der Betroffene – er erstattete später Anzeige – sprach von »Lebensgefahr«. 

Die Beschwerden

Beschwerden gab es auch wegen der Fahrzeugkaution in Höhe von 500 bis 1.000 Euro, die vor Abschluss nicht deutlich erkennbar gewesen sein soll. Deren Rückzahlungen hätten Kunden außerdem beantragen müssen. Bei der Bestellung soll es teure Optionen gegeben haben, die bereits aktiviert waren. Die kostengünstigste Variante war dagegen schwer zu finden. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat Verbandsklagen gegen das Unternehmen eingebracht.

Die Redaktion ersuchte auch  »123-Transporter« um eine Stellungnahme zu den Beschwerden. Als Antwort kam eine Mitteilung, laut der »die 123 Shared Mobility GmbH, Betreiber der Marke 123-Transporter, beim zuständigen Landesgericht Wiener Neustadt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt« hat. Demnach lief »der Unternehmensbetrieb gut und hat wirtschaftlich funktioniert, bis es Mitte September zu einem unvorhergesehenen Problem mit dem Flottenpartner kam«. Der hat »nahezu sämtliche Fahrzeuge aus dem System abgezogen, indem er diese systemisch und physisch deaktivierte«. Das Geschäft werde in Österreich nicht fortgeführt, die Tätigkeiten in Tschechien, der Slowakei und Ungarn seien davon nicht betroffen. Auf die Beschwerden wurde im Statement nicht eingegangen.

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