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Sie sind seit 1. Juli alleiniger Geschäftsführer der Regionalmanagement Lavanttal GmbH und innerhalb der Gesellschaft kam es zu einigen gravierenden Änderungen. Was ist neu?
Mit der Neuausrichtung der RML GmbH werden wir nun unser Kernthema, die Regionalentwicklung angehen. Das wurde in den vergangenen Jahren sehr vernachlässigt. Es gibt inhaltlich einen kompletten Neustart. Der Tourismusbereich entfällt nun und wir werden uns auf neue Themen konzentrieren.
Die da wären?
Wir müssen eine demografische Trendumkehr schaffen und wollen der attraktivste Arbeits- und Lebensraum im Alpen-Adria-Raum werden. Wir haben gute Chancen das zu schaffen, wir müssen sie nur gemeinsam nutzen.
Es gibt eine Jahrhundertchance mit der Koralmbahn, die muss genutzt werden. Man denke nur daran, was im Bezirk alles weitergegangen ist, als der Anschluss an die A2 kam.
Wir müssen den guten Lebensraum betonen und ausbauen. Dabei ist die Symbiose mit der starken Wirtschaft zu betonen. Es gibt sehr gute Rahmenbedingungen.
Das Lavanttal ist weiters eine Region, die sehr viele Facharbeiter hat, da liegen wir im Vergleich mit anderen Regionen sehr gut. Wir werden im Tal aber natürlich auch noch weitere Berufsangebote schaffen müssen.
Worauf möchten Sie die Schwerpunkt setzen?
Wir brauchen ein Standortmanagement, bei dem eine zentrale Stelle Interessenten sagen kann, wo welche Grundstücke vorhanden sind. Derzeit muss man bei jeder Gemeinde nachfragen. Wir möchten Standortmarketing betreiben und damit die Wirtschaft stärken. Wir haben eine regionale Lehrlingsstrategie gemeinsam mit Unternehmensvertretern entwickelt und können nun dafür ein Leader-Projekt einreichen.
Wir möchten auch eine jährliche Bildungskonferenz abhalten und den Dialog zwischen Wirtschaft und Bildungseinrichtungen fördern und stärken. Wir wollen ein Tal der Bildung werden, dafür gibt es mit dem Campus 2050, dem Wissenschaftspark beim Koralmbahnhof St. Paul, ein Projekt.
Wie möchten Sie das schaffen?
Wichtig ist ein Zusammenspiel aller Akteure, wie der RML GmbH, der Lokalen Aktionsgruppe, dem Verein Lavanttaler Wirtschaft, der Klimaenergieregion, den Gemeinden, der Wirtschaftskammer usw.
Da ist in den vergangenen Monaten bereits einiges weitergegangen.
»Es gibt aktuell über 100 Betriebe in allen neun Gemeinden mit denen wir starten können«
Johannes Gastrager, RML-Geschäftsführer
Welche Potenziale sehen Sie im Lavanttal?
Die liegen eindeutig beim Lebensraum Lavanttal. Der Bezirk hat einen Lebensraum, der von der Bevölkerung, aber auch von außen sehr positiv wahrgenommen wird. Das müssen wir weiter ausbauen und uns gesamtregional Gedanken machen, wie gehen wir mit der Kinderbetreuung, Pflege um, welche Angebote schaffen wir für junge Familien usw.
Wir müssen aber auch nach innen das Bewusstsein stärken und eine Identität stiften und das nach außen kommunizieren. Von außen wird das Tal meist positiver wahrgenommen als von der heimischen Bevölkerung.
Ich habe mir auch vorgenommen ein Leitprojekt unter dem Stichwort »Selbstversorgerregion« anzugehen. Bereits jetzt könnte sich das Lavanttal lebensmitteltechnisch selbst versorgen. Die Frage ist nun, wie sieht es mit Energie usw. aus und was müsste getan werden, um zur »Selbstversorgerregion« zu werden.
Welche Probleme gibt es im Bezirk?
Wir müssen sichtbar machen, was die Region alles kann. Das wurde bislang nicht wirklich betrieben. Wir kommunizieren nicht als Region: Es gibt viele einzelne Bereiche in denen es tolle Angebote gibt, wie zum Beispiel im Tourismus, in der Landwirtschaft, bei den Vereinen usw. Aber es kocht jeder sein eigenes Süppchen.
Heuer müssen die Gemeinden noch pro Einwohner 2,5 Euro an die RML GmbH bezahlen, davor waren es überhaupt nur 1,5 Euro. Ab dem kommenden Jahr sind es vier Euro. Warum diese Erhöhung?
Der Großteil des Budgets der RML GmbH ist aus dem Tourismusbereich gekommen, durch Abgaben wie zum Beispiel die Ortstaxe und die Tourismusabgabe. Zusätzlich dazu mussten die Gemeinden noch 1,5 Euro zahlen. Durch den Zusammenschluss der Tourismusregionen in Kärnten, wurden das Lavanttal und der Bezirk Völkermarkt zur Region »Klopeiner See – Südkärnten – Lavanttal« zusammengelegt und der gesamte Tourismusbereich ist aus der RML GmbH verschwunden. Daher fließen auch die Einnahmen daraus nun nicht mehr zur RML GmbH. Und so musste die Finanzierung neu aufgestellt werden.
Wie viele Mitarbeiter gibt es bei der RML GmbH?
Derzeit bin ich der einzige Mitarbeiter. Die bisherigen Mitarbeiter waren im Tourismusbereich beschäftigt und sind nun bei der Tourismusregion »Klopeiner See – Südkärnten – Lavanttal« angestellt.
Wie ist der aktuelle Stand beim interkommunalen Technologiepark, der in St. Paul entstehen soll?
Ich kenne nur die Information von der Kärntner Betriebsansiedlungs- und Beteiligungsgellschaft m. b. H. (Babeg). Von deren Seite gibt es fertig ausverhandelte Verträge mit den Grundstückseigentümern.
Aktuell findet eine Bodenbeprobung des nördlichen Teils des Areals statt, der einmal eine Deponie war. Es muss festgestellt werden, ob dieses Gebiet bebauungsfähig ist und ob dort das gelagert wurde, was man lagern sollte. Das Ergebnis kenne ich aber noch nicht.
In der Koralmbahn sehen viele Menschen eine Jahrhundertchance für das Lavanttal. Kritiker meinen nun, im Bezirk Wolfsberg hätte man die Entwicklung verschlafen, ein Umschlagbahnhof soll in Kühnsdorf kommen, im Lavanttal nicht. Wie sehen Sie das?
Die Frage ist, was will man rund um einen Bahnhof realisieren. Mit dem Schwerpunkt des Technologieparks, dem Campus2050, wurde eigentlich schon alles gemacht, was man machen sollte. Ich denke es ist eine sehr gute Positionierung. Bezüglich eines Umschlagbahnhofs: Ich glaube nicht, dass die wirklich großen Züge in Kühnsdorf landen werden, sondern wohl eher in Fürnitz.
Im Jänner wurde der neue Lavanttaler Regionsgutschein angekündigt, der ab Herbst verfügbar sein soll. Ab wann wird es den Gutschein geben?
Wir werden mit der Ausgabe der Gutscheine Ende September beginnen.
Wie viele Partnerbetriebe gibt es im Bezirk?
Es gibt aktuell schon über 100 Betriebe in allen neun Gemeinden, mit denen wir starten können. In Wolfsberg werden die meisten bisherigen Einlösestellen der ehemaligen Wolfsberger Werbegemeinschaft ebenfalls mit dabei sein.
Es kommen aber ständig neue Anfragen dazu. Manche Betriebe sind von Anfang an dabei. Andere möchten sich das Ganze zunächst einmal anschauen und warten noch. Ich gehe aber davon aus, dass, wenn der Gutschein in den Verkauf geht, es einen erneuten Schub an teilnehmenden Betrieben geben wird.
Aber es ist jetzt schon ein Erfolg, dass wir mit über 100 Betrieben starten können.
Wo wird der Gutschein erhältlich sein?
Ich habe bereits die Zusicherung aller Bürgermeister des Lavanttals, dass man in den jeweiligen Gemeindeämtern eine Ausgabestellen für den Regionsgutschein einrichten werde.
Dazu gibt es auch noch die bisherige Ausgabestellen des ehemaligen »Wolfsberg Gutscheins«, wie beim Juwelier Waschier, beim Offner usw.
Und dann gibt es die zentrale Ausgabestelle im Haus der Region. Dort werden auch größere Bestellung von Firmen, die zu bestimmten Anlässen Gutscheine an Mitarbeiter abgeben möchten, abgewickelt.
// Zur Person
Johannes Gastrager, 47, ist verheiratet und Vater von zwei Kindern (7 und 9 Jahre). Nach der Matura am Stiftsgymnasium St. Paul absolvierte er ein BWL-Studium in Graz. Bereits während des Studiums war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der KFU in Graz tätig. Gastrager war auch 17 Jahre bei dem Beratungsunternehmen »361 Consulting Group«, die letzten fünf Jahre davon als Geschäftsführer. Von 2017 bis 2022 machte er sich mit dem Unternehmen »Conpass« im Bereich Unternehmens und Personalberatung selbstständig. Ab Mai 2021 war Gastrager Mitarbeiter bei der Regionalmanagement GmbH, seit Dezember 2021 ist er Geschäftsführer.
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