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Wolfsberg. Der Fahrer des Feuerwehrautos versteht sein Handwerk. Erst umkurvt er die Absperrung, lenkt sein Gefährt unmittelbar nach der Betonsperre nach links und bringt sein Fahrzeug so – ohne an der schrägen Brücke das Blaulicht »abzuwerfen« – durch die Unterführung. Er wird es schon gewohnt sein. Denn die »Halbsperre« der Unterführung in der Schoßbachstraße hinter dem Wolfsberger Getreidemarkt besteht schließlich seit mehr als einem Jahr.
Im März des Vorjahrs wurde (wie berichtet) festgestellt, dass sich in der Mauer Risse gebildet und Brocken gelöst hatten. Es folgte eine baupolizeiliche Sperre, denn Passanten und Autofahrer waren in Gefahr, mit herabfallenden Steinen Bekanntschaft zu schließen. Für den Besitzer des anschließenden Grundstücks und damit auch der Mauer war es kein Glücksmoment: Das Areal befand sich exakt seit jenem Tag in seinem Besitz, an dem die Probleme auftraten. Die Gemeinde beauftragte ihn mit der Einholung eines Gutachtens, das darlegen sollte, wie es um die Mauer steht. Weil es nicht kam, gab das Rathaus selbst eine Expertise in Auftrag – was natürlich Zeit in Anspruch nahm. Monatelang mussten Schlossberg-Anrainer mit ihren Fahrzeugen schnaubend Umwege auf sich nehmen, um zu ihren Heimen zu gelangen.
Letztlich kam das Gutachten doch noch zustande. Danach war ein Plan zu entwickeln, wie die Gefahrenstelle entschärft werden könnte. Ergebnis: Ein über die Mauer gelegtes Stahlnetz sollte sie am Umfallen hindern, eine Betonleitscheine Autofahrer und Fußgänger schützen.
»Wir greifen zurzeit nichts an, weil wir auf das Gutachten der CCE warten«
Hans-Peter Schlagholz, Bürgermeister
So der Stand am 5. Juni 2019. Heute, 13 Monate später, versperrt die Leitschiene immer noch einen Teil der Unterführung. Ob der Zustand der Mauer unterdessen von selbst besser geworden ist, darf freilich bezweifelt werden.
Doch auch wenn es den Anschein haben mag: Die Gemeinde hat sich mit dem gegenwärtigen Zustand keineswegs abgefunden. »Wir greifen zurzeit nichts an, weil wir auf ein Konzept der CCE warten, das im Auftrag der Stadtwerke erstellt wird«, sagt Bürgermeister Hans-Peter Schlagholz (SPÖ). »Es soll zeigen, wie es mit der Sanierung des Schoßbachs aussieht, der in einem Rohr unter diesem Bereich verläuft.«
Zwei Möglichkeiten
Wenn das Gutachten ergibt, dass die Mauer von der Sanierung nicht tangiert würde, muss laut dem Bürgermeister der Eigentümer die Mauer reparieren lassen. Schlagholz: »Ist dem nicht so, wäre die Mauer davon also unmittelbar betroffen, müssen wir auf die Genehmigung der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) warten, um weitere Schritte setzen zu können.« Letzteres würde eine Fortsetzung des derzeitigen Zustands bedeuten – unter Umständen für eine lange Zeit. Schlagholz sagte schon im Juli vergangenen Jahres zu den Unterkärntner Nachrichten: »Eine Genehmigung der WLV gibt es nicht von heute auf morgen. Bis zur endgültigen Sanierung der Unterführung kann es noch lange dauern.«
Das Gutachten der CCE sollte schon vorliegen, der Bürgermeister erwartet es »etwa Ende Juli«. Dann fällt auch die Entscheidung, wie vorgegangen wird: Weiterhin mit der Teilsperre leben oder die Sanierung der Mauer einfordern.
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