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Griffen. Er stand schon lange auf den Buchhalterlisten für den Literaturnobelpreis, galt aber eher als Außenseiter, vor allem wegen seiner proserbischen Position in den Balkankonflikten. Vergangene Woche war die Sensation jedoch perfekt: Die Schwedische Akademie verkündete, dass der aus Griffen stammende Literat Peter Handke den mit umgerechnet rund 830.000 Euro dotierten Literaturnobelpreis 2019 erhält. Die Begründung der Akademie lautet, dass er den Preis »für ein einflussreiches Werk, das mit sprachlicher Genialität die Peripherie und die Spezifität der menschlichen Erfahrung untersucht«, bekommt.
Der ORF berichtete, dass Handke den Anruf der Akademie Zuhause entgegennahm, sehr gerührt war und Anders Olsson, den Vorsitzenden der Akademie auf Deutsch fragte: »Ist das wahr?«
Doch nicht nur für den Schriftsteller selbst ging es ab Donnerstag rund, auch seine Heimatgemeinde Griffen rückte schlagartig ins Rampenlicht. »Wir freuen uns riesig über die Auszeichnung und haben immer schon gehofft, dass er sie einmal bekommt«, sagt Griffens Bürgermeister Josef Müller. Im Jahr 2012 erhielt Handke die Ehrenbürgerschaft und somit die höchste Auszeichnung, die eine Gemeinde vergeben kann. »Eine Würdigung wird es in jedem Fall geben. In welcher Form sie stattfinden wird, möchte ich noch selbst mit Peter besprechen«, so Müller weiter.
Ein persönlicher Freund Handkes ist der gebürtige Greutschacher Autor Valentin Hauser. Für eines seiner Bücher hat Handke sogar das Vorwort verfasst. »Vor zwei Jahren habe ich Handke im Scherz gefragt, ob er denn noch mit mir sprechen würde, wenn er den Literaturnobelpreis gewinnt«, erinnert sich Hauser, »Damals hat er gemeint, dass das nicht der Preis für ihn ist.« Einen Tag vor der Bekanntgabe telefonierte Hauser noch mit Handke: »Als ich dann am nächsten Tag hörte, dass er gewonnen hat, dachte ich zuerst, dass ich mich verhört hätte. Ich finde es grandios und war ganz sprachlos.«
Peter Handke kam am 6. Dezember 1942 in Griffen zur Welt. 1966 erschien sein Erstlingswerk »Die Hornissen« und im selben Jahr gelang ihm der Durchbruch mit der »Publikumsbeschimpfung« in Frankfurt. Werke wie »Wunschloses Unglück« (1972) oder »Die Angst des Tormanns beim Elfmeter« (1970) kennt jeder Schüler. Sein bislang letzter Roman »Die Obstdiebin« erschien im Jahr 2017.
Zwei Preisträger
Aufgrund eines #metoo-Skandals, der den Ehemann eines Jury-Mitglieds der Schwedischen Akademie betraf, wurde die Vergabe des Preises im Vorjahr ausgesetzt. Dafür gab die Akademie heuer zwei Preisträger bekannt. Während Handke den Preis für das heurige Jahr erhielt, wurde die polnische Schriftstellerin Olga Tokarczuk mit dem Literaturnobelpreis 2018 bedacht.
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