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St. Stefan. In den vergangenen Wochen erreichten Betreiber von Internetseiten immer wieder Briefe eines niederösterreichischen Datenschutzanwalts, der wegen Datenschutzverletzungen auf dem Vergleichsweg von den Websitebetreibern 190 Euro erwirken möchte. Es geht dabei darum, dass auf den beanstandeten Websites Google-Schriftarten direkt über die Server von Google in den USA eingebettet werden, wodurch eine Verbindung mit diesen aufgenommen und die IP-Adresse der Besucher übermittelt wird. Und das, ohne dass in den Datenschutzbestimmungen der jeweiligen Webseiten darauf hingewiesen wird. Aufgrund dessen habe die Mandantin des Anwalts ein »Unwohlsein« empfunden.
In Österreich haben laut dem ORF Zehntausende Website-Betreiber – sowohl Firmen, wie auch Private und Vereine – eine Unterlassungserklärung, einen Antrag auf Datenauskunft und eine Schadensersatzforderung wegen einer Datenschutzverletzung bezüglich Google Fonts erhalten.
Auch Lavanttaler betroffen
Einen solchen Anwaltsbrief hat auch der Lavanttaler Franz Bachhiesl bekommen. Er ist Obmann der Christine Lavant Gesellschaft und musste, nachdem die Website im Frühjahr gehackt wurde, eine neue erstellen lassen. Der neue Internetauftritt der Christine Lavant Gesellschaft ging erst vor wenigen Wochen online. Und nun steht der nächste Ärger an.
»Es scheint so, als wolle sich diese Frau nur bereichern. Dass ein Anwalt mitmacht ist grenzwertig«
Franz Bachhiesl, Obmann CLG
Bachhiesl ist erzürnt: »Zuerst werden wir gehackt, dann erhalten wir ein Anwaltsschreiben mit der Aufforderung Schadenersatz und die Anwaltskosten zu zahlen. Wir wissen nicht, um welche Schriftart es sich auf unserer Website handeln sollte.« Gefordert werden vom Anwalt eine Schadenersatzforderung – die er Vergleich nennt – von 100 Euro plus 90 Euro Kosten für die Rechtsverfolgung zu bezahlen.
»Werden nicht zahlen«
Verwundert zeigt sich Bachhiesl auch, dass der Brief nicht eingeschrieben verschickt wurde, sondern mit der normalen Post ankam. Nach dem Öffnen des Briefes habe er sich die Person ganz genau angeschaut, die das Anwaltsschreiben in Auftrag gegeben hat. »Es ist sehr interessant, dass sie sich seelisch gekränkt fühlt«, sagt Bachhiesl. Er bzw. die Christine Lavant Gesellschaft werden die 190 Euro »sicher nicht bezahlen. Diese Frau sieht von mir keinen Cent«.
Der Obmann der Christine Lavant Gesellschaft sagt: »Es scheint, als wolle sich die Frau nur bereichern. Aber dass ein Anwalt bei so einem Spiel mitmacht, das ist schon grenzwertig.«
Bachhiesl ist fest davon überzeugt, dass die Sache im Sand verlaufen werde. Sollte er wider Erwarten eine Mahnung erhalten, werde er Kontakt mit einem Rechtsbeistand aufnehmen. Bachhiesl ist überzeugt: »Ich gehe davon aus, dass die Wirtschafts- oder die Arbeiterkammer einen Musterprozess anstreben werden. Und dann ist die Sache erledigt.«
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