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Trotz 3,5 Minuten Zeitstrafe: Mario »Leo« Leopold kürt sich in Ischgl zum E-Bike-WeltmeisterAusgabe 37 | Mittwoch, 14. September 2022

Zehn Jahre lang war Mario Leopold nicht mehr mit dem Fahrrad unterwegs. Freunde brachten ihn zum E-Bike-Fahren. Nach einem harten Trainingsjahr folgte Anfang September die Teilnahme bei der E-Bike-WM in Ischgl, bei der er sich zum Weltmeister kürte.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Philipp Tripolt Von Philipp Tripolt tripoltno@spamunterkaerntner.at
Bild oben: Mario »Leo« Leopold hält stolz seine Goldmedaille vor dem Schloss Wolfsberg in Händen. Für die E-Bike-Weltmeisterschaft im nächsten Jahr hat er sich bereits wieder angemeldet. ild unten: Leopold (vorne) mit seinen Freunden, die ihn nach Ischgl begleitet haben, nach dem Rennen. Fotos: KK (1), Tripolt (1)

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Wolfsberg, Ischgl. Von einem Freund hat Mario »Leo« Leopold von der E-Bike-Weltmeisterschaft erfahren, die Anfang September in Ischgl zum zweiten Mal über die Bühne ging. »Ich war immer schon begeisterter Radfahrer, war mit dem Mountainbike unterwegs. Vor rund zehn Jahren habe ich aufgehört, weil meine Freunde, mit denen ich gemeinsam unterwegs war, früher oder später alle auf E-Bikes umgestiegen sind. Ich habe das zuerst belächelt, aber voriges Jahr den Schalter umgelegt und mir selber ein E-Bike gekauft. Ich wollte wissen, ob es etwas für mich ist und wie gut ich es kann«, erzählt Mario Leopold. Schnell hat sich für den 44-Jährigen herausgestellt, dass sich insbesondere das Bergabfahren zu einer Herausforderung für ihn entwickelt. »Ich bin meinen Freunden sprichwörtlich meilenweit hinterhergefahren«, so »Leo«. Er trainierte ein Jahr lang auf Kor- und Saualpe, fuhr 6.000 Kilometer mit 110.000 Höhenmetern. »Mit der Zeit hat es immer besser funktioniert. Das Rad wiegt 23 Kilogramm. Du musst mitdenken, was du tust. Es ist nicht so einfach wie mit einem normalen Mountainbike. Sobald du verkrampfst, reagiert das Bike nicht mehr so, wie es durch Federung und Geometrie gebaut wurde. Ich habe vor allem am Anfang unterschätzt, wie viel Arbeit am Gerät notwendig ist«, erzählt Leopold, der gelernter Speditionskaufmann und derzeit bei der Kärntner Montanindustrie tätig ist.

Das Rennen in Ischgl
Grundsätzlich wird die E-Bike-Weltmeisterschaft in Ischgl für »jedermann« ausgetragen. Sprich: Egal wie sportlich oder wie alt, jeder kann teilnehmen. Um sich die Goldmedaille zu sichern und damit offiziell den Titel »Weltmeister« tragen zu dürfen, musste ein Zeitlimit von 55:30 Minuten für die 26 Kilometer lange Strecke, auf der es 713 Höhenmeter zu überwinden gilt, erreicht werden.

»Ich habe am Anfang unterschätzt, wie viel Arbeit am Gerät notwendig ist«
Mario »Leo« Leopold über seine ersten E-Bike-Fahrten

Am Freitag, 1. September, war die Strecke für die über 900 Teilnehmer zur Besichtigung geöffnet. Leopold: »Ich habe gesehen, wo die Angriffspunkte sind und bin draufgekommen, dass das, was ich trainiert habe, nicht ausschlaggebend sein wird. Es gab eine fünf Kilometer lange Flachpassage. Das E-Bike unterstützt den Fahrer bis zu 25 km/h, auf diesem Teilstück sollte die Geschwindigkeit aber bei 30 oder 35 km/h liegen.«

Leopold, der in seiner Freizeit, natürlich E-Bike fährt und im Winter gerne zum Skifahren auf den Bergen ist, ist auch im Vorstand des FC St. Michael tätig. Er hat sich für die E-Bike-WM im Frühjahr 2022 angemeldet. »Was ich nicht wusste, ist, dass man nach dem First-Come-First-Serve-Prinzip seine Startnummer erhält«, blickt »Leo« zurück, der mit Startnummer 322 im siebenten 50er-Block an den Start gehen musste. »Ich musste viele Teilnehmer überholen. Oft war die Strecke eng, da kann es zu Zeiteinbußen, oder sogar zu Unfällen kommen«, spricht Leopold über ein Problem, das ihn noch einholen sollte.

Im Ziel stand eine Zeit von 51:51 Minuten für »Leo« zu Buche. Als er seine Medaille abholen wollte, wurde ihm von der Rennleitung mitgeteilt, dass er bei der vorletzten Zeitmessung nicht aufschien. Die Erklärung von »Leo«: »Die Zeitmessung befand sich in einem engen Streckenabschnitt. Vor mir waren so viele Teilnehmer. Ich konnte nicht durch die Gruppe  fahren, also bin ich rechts am Gehweg vorbeigefahren – und damit leider auch an der Zeitnehmung.« Er erhielt dafür eine Zeitstrafe von 3,5 Minuten. Statt seiner ursprünglichen Zeit von 51:51 Minuten, standen nun 55:21 Minuten zu Buche. Damit lag er neun Sekunden unter der Gold-Vorgabe.

»Viele glauben, mit einem E-Bike zu fahren, ist etwas Lapidares. Aber wenn man es ernsthaft betreibt, dann ist es eine Herausforderung für den Körper, denn je mehr Watt man in die Pedale bringt, desto schneller kommt man voran«, so Leopold. Sein Ziel für das nächste Jahr, denn für die E-Bike-WM 2023 hat sich »Leo« gleich nach Rennende wieder angemeldet: »Ich möchte ohne Zeitstrafe und gesund im Ziel ankommen und meine Zeit von 51:51 Minuten wieder erreichen.«

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