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Chantal Bamgbala erhält Menschenrechtspreis: »Es ist eine Wertschätzung und motiviert mich«Ausgabe 51 | Mittwoch, 20. Dezember 2023

Die heute 25-Jährige wuchs in St. Andrä auf und erfuhr schon im Kindesalter Rassismus. Aufgrund ihrer persönlichen Geschichte setzt sie sich für die »People of Color« ein und hält unter anderem als Anti-Rassismustrainerin präventive Vorträge an Schulen.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Philipp Tripolt Von Philipp Tripolt tripoltno@spamunterkaerntner.at
Chantal Bamgbala ist unter anderem als Antirassismus-Trainerin tätig und hält dabei Workshops an Schulen ab. Bild unten: Die 25-Jährige hat von Landeshauptmann Peter Kaiser die Urkunde für den Kärntner Menschenrechtspreis überreicht bekommen. Fotos: LPD Kärnten/Bauer (1), KK (1)

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Wien, Klagenfurt, St. Andrä. Chantal Bamgbala (25) wurde kürzlich eine große Ehre zu Teil. Die gebürtige Lavanttalerin – sie wurde in Wolfsberg geboren und wuchs in St. Andrä auf – erhielt im Spiegelsaal der Landesregierung den Kärntner Menschenrechtspreis.

»Als ich den Anruf bekommen habe, war ich in Kalifornien, es war 2 Uhr morgens und ich wusste nicht einmal, dass ich nominiert war. Aber ich habe mich natürlich sehr gefreut. Es ist eine Wertschätzung für das, was ich mache und es motiviert mich, weiterzumachen«, erzählt Bamgbala, die als Aktivistin, Anti-Rassismus-Trainerin und Autorin tätig ist.

»Mein Ziel ist es, die Menschen zu sensibilisieren und ihnen die Augen zu öffnen«
Chantal Bamgbala, Aktivistin

Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro ist bereits verplant, wie sie wissen lässt: »Ich werde das Geld in Fortbildungen investieren. Gerade als Selbstständige ist die Finanzierung von Bildung sehr teuer, deshalb nutze ich das Geld, um effektiver und effizienter arbeiten zu können.«

Die gebürtige Lavanttalerin lebt seit einem Jahr in Wien und ist auch Obfrau des Vereins »D!isrupt«, über den sie präventive Anti-Diskriminierungs-Workshops an Schulen leitet. »Mein Ziel ist es, die Menschen zu sensibilisieren, ihnen die Augen zu öffnen und ihnen eine Brille aufzusetzen. Die Menschen sollen aufstehen, wenn sie Rassismus erleben. Sie sollen verstehen, dass sie dem entgegenwirken müssen«, sagt die 25-Jährige. Sie musste als Kind und in ihrer Jugend selbst Rassismus erfahren: »Damals konnte ich einzelne Aktionen noch nicht so benennen, wie es heute der Fall ist. Mir wurden Locken abgeschnitten und man wollte meine Haut angreifen. Damals habe ich nicht gewusst, das es Rassismus ist.«

Jahre später, als sie in Klagenfurt zur Schule ging, wurde der Rassismus intensiver, wie sie erzählt: »Es wurde struktureller. Ich wurde auf offener Straße beschimpft und beleidigt.« Auch aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen setzt sie sich seit Jahren für die »People of Color« ein. Heute lebt die Lavanttalerin in Wien und sagt: »Ich begegne Rassismus immer noch, auch in einer großen, offenen Stadt wie Wien. Heute kann ich es auch besser benennen als früher.«

Studium in Wien
Bamgbala absolvierte zuerst an der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt das Bachelorstudium der angewandten Kulturwissenschaften und studiert derzeit das Masterstudium »Internationale Entwicklung« an der Universität Wien. Die Menschenrechtspreisträgerin erklärt: »Ich arbeite selbstständig. Das Studium mache ich nebenher, um mein Wissen zu erweitern.«

Events und Bücher
Die Lavanttalerin hat sich in den vergangenen Jahren aber auch abseits des Vereins für ihre Herkunft und den »People of Color« eingesetzt. So hat sie als Initiatorin und Organisatorin in den vergangenen drei Jahren jeweils im Sommer in Klagenfurt das »African Diaspora Festival« durchgeführt. »Das Fest soll dazu beitragen, das Bewusstsein für die afrikanische Diaspora und ihre kulturelle Bedeutung zu stärken. Dafür lade ich Leute ein, die Musik, Comedy, Poetry, Tanz oder Kunst machen, und sich auf der Bühne präsentieren wollen«, so Chantal Bamgbala, die an dem Buch »War das jetzt rassistisch? 22 Antirassismus-Tipps für den Alltag« mitgewirkt und dafür einen Kapitel-Beitrag beigesteuert hat.

Außerdem war die heute 25-Jährige maßgeblich an der Formulierung des »Black Voices«-Volksbegehrens beteiligt, das sich für die Durchsetzung eines nationalen Aktionsplans gegen Rassismus eingesetzt hat. Das Begehren verfehlte um wenige hundert Stimmen die gesetzliche Hürde...

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